Wetter. . Zwei Monate war das „1898“ geschlossen, weil ein fahrerloses Auto rückwärts ins Fenster gerollt war. Jetzt endlich geht es im Café weiter.

Es hätte auch noch schlimmer können. Wäre das fahrerlose Auto die Bismarckstraße rückwärts bis ganz runter auf die Kaiserstraße gerollt – gar nicht auszudenken. Oder wenn Mittwoch und damit Öffnungstag im WSG-Café gewesen wäre, als die Limousine ins große Schaufenster gekracht ist. Der Platz an der großen Scheibe ist immer als erster besetzt, wissen die Mitarbeiterinnen. Und oft stehen hier auch Kinderwagen... Zum Glück aber hat sich das Auto an einem Dienstag selbstständig gemacht und so nicht mehr als Sachschaden angerichtet, wenn auch einen beträchtlichen (WP berichtete www.wp.de/WSG-Cafe).

„Das war wie eine Explosion“, erinnert sich Jutta Heidtmann. Sie wohnt im Haus gegenüber und macht mit im Team der ehrenamtlichen Helfer. Und ein bisschen wie nach einer Explosion sah es anschließend in dem Café der Wohnstättengenossenschaft tatsächlich aus: Die Panoramascheibe geborsten, Splitter in Tischen und vor allem im Fußboden. Zwei Monate war das Café dicht. „Die Eltern- und Kindgruppe hätte wirklich nicht kommen können“, sagt WSG-Geschäftsführerin Claudia Büchel und hat die messerscharfe Gefahr in den Dielen noch vor Augen. Mittlerweile ist der Boden ausgetauscht, die provisorische Sperrholzplatte einer neuen Scheibe gewichen, und alle Tische und Stühle stehen wieder am gewohnten Platz. Die Gäste können also ab morgen wieder kommen.

Preiswert und persönlich

Denn mittwochs, freitags und samstags ist das Café 1898 geöffnet. Eine Tasse Kaffee kostet einen Euro. Die Kuchenstücke sind groß, lecker und ebenfalls preiswert. „Das Café ist ja auch als Mitgliedertreffpunkt geplant“, sagt Claudia Büchel, der die die Idee mit dem Café bei anderen Wohnungsgenossenschaften gefallen hatte. Aber auch das Bismarckquartier und die ganze Stadt sollen etwas vom „1898“ haben. „Wir platzieren die Gäste auch schon mal um“, zeigt Jutta Heidtmann, wie das Team die Menschen auch bewusst und aktiv miteinander ins Gespräch bringt.

Geöffnet an drei Tagen in der Woche

Das WSG-Café 1898 liegt unterhalb der Lutherkirche in Alt-Wetter und hat geöffnet mittwochs 9 bis 15 Uhr, freitags 14.30 bis 17 Uhr und samstags 9 bis 13 Uhr.

Am 14. März wird der fünfte Geburtstag nachgefeiert, der Kaffee ist frei. Am 28. April ist Offene Tür für einen Infotag rund um das Thema Einbrüche.

Während die Helferinnen die Wiedereröffnung durchsprechen, kommt eine Passantin ganz nah an die Scheibe heran und freut sich offenkundig, dass erneut Leben eingezogen ist in die Café-Räume. Hat es Nachfragen gegeben, wann endlich wieder aufgemacht wird? „Aber Hallo!“, kommt es im Chor zurück. „Wir haben jede Menge Stammpublikum“, sagt Heidi Hugel. Und dieses wisse zu schätzen, dass es im Café und auf der Plattform davor ruhiger zugehe als beispielsweise bei einem Kaffee im Einkaufszentrum. „Die kennen uns und wir kennen die“, sagt Margot Schuchardt, und ihre Nachbarn ergänzen: „Wir wissen genau, wer welche Marmelade mag oder keine Brötchen.“ Ausgerechnet wenige Tage vor der Feier zum fünften Geburtstag des WSG-Cafés hat das Auto die Scheibe gesprengt. „Die Feier wird jetzt nachgeholt“, sagt Claudia Büchel und zieht Bilanz: „Es ist einfach großartig geworden.“

Ein Segen für die Stadt

Das Lob der Geschäftsführerin gilt vor allem dem Team der ehrenamtlichen Helferinnen in der Küche und beim Bedienen. „Wir sind schon eine schöne Truppe“, bekräftigt Jutta Heidtmann und wird von Ulla Tibußek lachend korrigiert: „Schön? Nett würde passen...“ Drei der acht Aktiven sind Mitglieder der WSG. Die anderen machen auch so gerne mit. „Es geht ja um ein Miteinander“, unterstreicht Birgit Wölke den sozialen Ansatz für ihr Engagement. „Für andere etwas zu tun ist das Dankeschön, dass es uns so gut geht“, erklärt sich Ulla Tibußek. Beim Stichwort Dankeschön greift Claudia Büchel zu einem Schreiben der Freien Evangelischen Gemeinde im Schöntal. Diese hat das WSG-Café für ihre Winter-Suppenküche genutzt und gratuliert nun mit einem Wunsch: „Auch die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus soll das 1898 zum Segen für unsere Stadt sein.“