Herdecke. . Die Herdecker Werner-Richard-Grundschule startet ein neues Programm namens „Mein Körper gehört mir“ für Viertklässler.

  • Werner-Richard-Grundschule will Schulkinder frühzeitig aufklären
  • Kinder werden ermutigt, Gefühle auszudrücken und Hilfe zu suchen
  • Theaterpädagogen schauen für Sichtvorstellung und Beratung vorbei

Kinder stark machen und ihre Persönlichkeit bilden – zu diesem Zweck beginnt für den Jahrgang 4 der Werner-Richard-Grundschule ab Dezember ein Präventionsprogramm gegen sexuellen Missbrauch namens „Mein Körper gehört mir“. Gefördert wird es vom Rotary-Club Wetter/Herdecke, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schulen in ihrer Arbeit auf diesem Feld zu unterstützen.

Vorstellung für Eltern

Für alle Eltern und interessierte Erwachsene fand bereits im Vorfeld eine Sichtveranstaltung des Theaterstücks „Mein Körper gehört mir“ in der Mensa der Werner-Richard-Grundschule statt.

Zwei Vertreter der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, Simone Heiser und Heiko Schmidt, stellten den Besuchern das für diesen Abend auf rund 90 Minuten gekürzte interaktive Theaterprogramm vor.

„Unser Präventionsprogramm gegen sexuelle Gewalt ermutigt Grundschulkinder, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu äußern und ihnen zu folgen,“ erläutert Schmidt., Er und seine Kollegen arbeiten diesbezüglich seit über als zehn Jahren mit mehreren Tausend Grundschulkindern.

Die Pädagogen und Experten
Die Pädagogen und Experten © Manuela Pavlovskis

Mehr als zwei Millionen Kinder haben bislang an dem Programm gegen sexuelle Gewalt teilgenommen. Und nicht nur in Deutschland. „Wir arbeiteten auch schon in deutschen Schulen in Istanbul und Shanghai“, so Heiser und Schmidt.

Im Mittelpunkt dieses Projektes stehen Szenenkollagen, die in drei Teilen von zwei Schauspielern für jede Klasse einzeln aufgeführt werden. Zwei Theaterpädagogen spielen Alltagsszenen, in denen die körperlichen Grenzen der Kinder überschritten werden.

Wer ist schuld, wer nicht?

Die Schüler lernen, dass der eigene Körper persönliches Eigentum ist, für das es Mitverantwortung trägt. Simone Heiser weiß: „Sehr wichtig ist auch, den Kinder beizubringen, was Schuld ist und wer schuldig ist. Häufig verwischen die Grenzen, und Kinder fühlen sich mit schuldig. Wir erklären ihnen spielerisch und durch Aufarbeitung der vorherigen Veranstaltungen, dass die Schuld bei denen liegt, die Böses im Sinn haben. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, Nein-Gefühle zu erkennen und ,Nein’ sagen zu können.“

Hilfe und Beratung  am Kummer-Telefon

Der Rotary Club Wetter/Herdecke unterstützt schon seit über zehn Jahren die Schulen in Wetter und Herdecke in ihrer Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch.

Das Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche „Nummer gegen Kummer“ ist kostenfrei und anonym: 116 111.

Weitere Infos zur Theaterpädagogischen Werkstatt unter www.theaterpaed-werkstatt.de

Das Programm soll das Selbstvertrauen der Kinder stärken, ebenso wie die Bereitschaft zur Abwehr von Übergriffen und zur Suche nach der Hilfe Dritter.

Probleme auch innerhalb der Familie

Gerade bei Übergriffen innerhalb der Familie oder des engeren Umfeldes falle es Kindern schwer, um Hilfe zu bitten. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ – das sei ein häufiges Problem, wenn Kinder innerhalb dieses engeren Umfeldes um Hilfe bitten, sagt die Theaterpädagogin. „Auch hier geben wir Hilfestellung an die Hand. Das Kinder- und Jugendtelefon ‘Nummer gegen Kummer’ bietet Unterstützung“, erläutert Heiser.

Stefanie Dürr von der pro Familia Beratungsstelle in Witten und Andrea Mertens, Leiterin der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des GVS Herdecke, standen nach Ende des Programms ebenfalls für Fragen und Antworten zur Verfügung.