Herdecke. Der Herdecker Männerchor 1867 feiert sein 150-Jahr-Jubiläum und hat – wie viele andere Chöre auch – Nachwuchsprobleme. Ein Probenbesuch.

  • 18 Sänger zählt der Herdecker Männerchor 1867
  • 150 Jahre gibt es den Chor nun schon
  • Eine gute Gelegenheit für einen kleinen Rückblick

„No-no-no-no-na-na-na-na“ erklingt es aus der alten Musikschule neben dem Onikon. Daran hört man: Der Herdecker Männerchor 1867 probt wieder.

„Geburtstage haben wir heute keine“, gibt Rudolf Bretz bekannt, und dann geht es auch schon los mit dem Einsingen. So beginnt jeden Freitagabend die Probe des 18 Stimmen starken Chores, der nun schon seit 150 Jahren besteht.

Mit ihren Frauen, Ehrengästen und Freunden feierten die gesangsbegeisterten Herren Ende Oktober im Zweibrücker Hof ihr Jubiläum. Dabei wurde natürlich kräftig gesungen. Außerdem erzählten Heinrich Kühnholz und Rudolf Bretz bunte Anekdoten aus der Geschichte, und es gab einen Vortrag von Ben Roelofsen und Dr. Klaus Imle. Dazu bekamen gab es eine Ehrenurkunde des Chorverbandes, die nun eingerahmt den Probenraum ziert.

Mehrsprachiges Repertoire

Mit sogenannten „Vokalisen“, Gesangsübungen von Tonleitern auf bestimmte Laute, wärmen die Sänger ihre Stimmbänder auf. Schon dabei wird klar, dass der Chor ein eingesungenes Team ist und ein stimmiges Klangbild ergibt. Nach dem Einsingen geht es an das erste Lied: „Diese flotte Melodie“. Bevor alle zusammen singen, müssen erst die Stimmen klar verteilt werden. So singen der Reihe nach erst die ersten, dann die zweiten Tenöre, es folgen die ersten Bässe, zum Schluss die zweiten. „Und jetzt das Ganze bitte mal zusammen“, gibt Dag Neuhaus, Dirigent, Chorleiter und manchmal Aushilfspianist, vom Klavier aus den Ton an: „Ab dem 25. haben wir wieder „etwas professionellere Begleitung“, nämlich einen Gastpianisten. Die Sänger singen auch a-Cappella-Stücke. Aber besonders wenn Auftritte anstehen, brauchen sie instrumentale Unterstützung. Früher ist der Chor zum Beispiel bei der Großveranstaltung „Herdecke singt“ aufgetreten, die allerdings im Jahr 2015 eingestellt wurde. Ansonsten haben sie choreigene Auftritte oder wirken bei anderen Konzerten mit, bei denen sie außer auf Deutsch auch auf Russisch, Latein oder Englisch singen.

Ein bisschen Ärger und viel Spaß

Mit seinen 150 Jahren hat der Chor schon Höhen und Tiefen erlebt. Veranstaltungen brachten viele Zuhörer und auch Sänger, andere gingen sang- und klanglos unter. Das bekannte Problem in diesen Tagen: der Nachwuchs. „Männerchöre sterben langsam aber sicher aus“, bedauert Rudolf Bretz. Er selbst ist seit 1996 dabei, hat also schon einige Veranstaltungen und Mitglieder miterlebt und musste sich auch schon von einigen verabschieden. Immerhin ist der Jüngste der Chorsänger bereits Anfang 70, und der Chorälteste ist vor kurzem 90 geworden. Bei dessen Feier steht auch der nächste chorinterne Auftritt an. Dafür wird besonders das zweite Lied geübt. Bei „Wir laden gern uns Gäste ein“ muss Neuhaus nochmal den Text klarstellen: „Man unterhält sich, heißt es“, erklärt er schmunzelnd. „das ist das, was ihr zwischendurch auch gern mal macht.“ Hier und da muss er zwischendurch kurz einhaken, so auch bei „Über sieben Brücken“: „Der Ton muss höher sein. Ich kann es nicht, aber ihr könnt es“, geht es die zweiten Tenöre.

Wichtige Daten der Chorgeschichte

Der Chor wurde am 22. Februar 1867 unter dem Namen „Liederkranz“ gegründet. Gründungsmitglieder waren Heinrich Herminghaus, Wilhelm Bläsing, Wilhelm Breuking, Wilhelm von Göldel, Karl Kersting, August und Heinrich Schlieper und Wilhelm Mark.

Der Chor sang 1913 zur Einweihung des Herdecker Rathauses.

Von 1952 bis 2012 feierte der Chor ein jährliches Sommerfest mit Gastchören.

Regelmäßige Konzerte gaben die Sänger auch in der Aula der Friedrich-Harkort-Schule und in der Ev. Stiftskirche St. Marien.

Zum 150-jährigen Bestehen gab es eine Urkunde vom Chorverband Hagen-Ennepe-Ruhr e.V.

Heinz Kühnholz erhielt eine Urkunde zur 50-jährigen Mitgliedschaft im Chorverband.

„Manchmal macht es Ärger, aber meistens auch viel Spaß“, erklärt Rudolf Bretz. Den Spaß sieht und hört man ihnen vor allen Dingen beim Höhepunkt der Probe, der Abschlusshymne an: Die Mappen kommen weg, denn die können sie auswendig. Während der ganzen Probe haben sie alle mehr oder weniger entspannt dagesessen, doch nun stehen sie auf: „Wenn Freunde auseinandergehen, sagen sie auf Wiedersehen“ singen sie – und verabschieden sich damit ins Wochenende.