Herdecke. . Eine Delegation aus Russland hat bei der Bäckerei Hagenkötter in Herdecke Station gemacht. Und die Gäste ließen es sich schmecken.

  • Eine Delegation aus Russland hat bei der Bäckerei Hagenkötter in Herdecke Station gemacht
  • Die Fach- und Führungskräfte sind auf der Suche nach Konzepten für den Mittelstand
  • Robin Hagenkötter bot Betriebsführung und auch ein paar Kostproben an

Eigentlich haben die Mitarbeiter der Bäckerei Hagenkötter bereits die Krümel ihres Tagwerks zusammengefegt, doch für eine Delegation aus Russland, die mit einer guten halben Stunde Verspätung um kurz nach neun Uhr in der Backstube am Ahlenberg eintraf, hat Robin Hagenkötter dann doch noch einiges zu bieten. Während auf zwei langen Tischen Rosinenstrietzel gefüllt werden, erklärt der designierte Nachfolger von Alt-Meister Karl Hagenkötter den Geschäftsführern und Abteilungsleitern aus Jekaterinenburg sein Geschäftskonzept. Die zwölf Männer und Frauen sind derzeit auf Einladung der Internationalen Akademie für Management und Technologie (INTAMT) in Deutschland, um speziell im Mittelstand Modelle für den eigenen Erfolg zu suchen.

Verein organisiert Wissenstransfer

Dass sich die Delegation über 4000 Kilometer zu einer kleinen Bäckerei in Herdecke aufmacht, hat mit Dietmar Lutzny zu tun. Der Münsterländer betreut bei der Fernuniversität Hagen Studenten aus Ungarn und Russland, vermittelt Praktika in Deutschland und hat so viele Kontakte zu Firmen und eben auch zu der Managementakademie INTAMT, die von russischen Fachleuten gegründet, nun als gemeinnütziger Verein den Wissensaustausch zwischen Europa und den so genannten GUS-Staaten organisiert.

Backwaren schmecken den russischen Gästen

Bei ihrem Bäckerei-Besuch war es den Delegationsmitgliedern auch wichtig, eine der fünf Filialen kennen zu lernen.

In Kirchende ging es nicht nur darum zu sehen, wie die Bäckerei Hagenkötter ihre eigenen Produkte vermarktet. „Die Mitglieder der Gruppe wollten auch unbedingt ein paar Produkte kaufen, weil sie ihnen so gut geschmeckt haben“, freut sich Robin Hagenkötter über dieses Lob.

Nach dem Besuch in Herdecke stand für die Russen noch ein Besuch einer Immobilienfirma in Essen sowie eine Führung in einem Solarbetrieb auf dem Programm.

Als von dort die Anfrage kam, eine Bäckerei zu besichtigen, lag für den Freund von Seniorchef Karl Hagenkötter nahe, dort um einen Besuch zu bitten. „Für uns ist das natürlich auch interessant, eine solche Gruppe zu Gast zu haben“, sagt Robin Hagenkötter, der schließlich nicht nur zu Betriebsabläufen Auskunft geben kann, sondern auch über Umsatz, Wachstumschancen und Konkurrenz spricht. „Es ist immer wichtig, über den Tellerrand zu schauen“, sagt Hagenkötter.

Viele spezielle Fragen

Apropos Teller: Während der Junior-Chef die Fragen der Russen beantwortet, durften die Gäste natürlich auch probieren. Rosinenstriezel gab es, das Produkt, das vor ihren Augen gerade zubereitet wurde. Ob denn die Mitarbeiter die Rosinen vorher wiegen würden, fragt eine Geschäftsführerin eines russischen Lebensmittelherstellers. Eine Frage, die sich mit dem Blick auf den ausgerollten Teig schnell beantworten lässt. Mit geübter Hand verteilt der Strietzel-Bäcker die getrockneten Trauben auf der süßen Marzipanschicht. „Erfahrung reicht“, sagt Ariane Hagenkötter, mit ihrem Mann Robin die fünfte Generation im Familienbetrieb. Erfahrung, für die mit einer guten Ausbildung der Grundstock gelegt wird. „Das ist ein Unterschied, den wir immer wieder feststellen“, übersetzt Dolmetscherin Marina Kordon die Antwort der Russen. Wer gut ausgebildet werde, könne selbstständiger arbeiten. Ein Vorteil, den die Fachleute aus Jekaterinenburg gerne in ihrer Heimat etablieren wollen.

Auch die Zimtsterne, die aufs Weihnachtsfest einstimmen, konnten schon probiert werden.
Auch die Zimtsterne, die aufs Weihnachtsfest einstimmen, konnten schon probiert werden. © Susanne Schlenga

Während es zwischen Zimtsternen und vorbereiteten Zutaten für die Mittwochs-Brote weiter durch den Betrieb geht, kommt die Übersetzerin kaum dazu, die Leckereien zu probieren, so viele Fragen werden gestellt. Robin Hagenkötter bemüht sich, kurz und dennoch informativ zu antworten. „Ohne die Sprachbarriere wäre ein solcher Besuch sicher noch interessanter.“