Herdecke. . Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke schaut Kindern auf den Tellern. Mit einer Studie will man mehr über gesundes Essen herausfinden.

  • Das GKH beteiligt sich an einer Studie, die die Ernährung von Kindern in den Blick nimmt
  • Untersucht wird die Nährstoffaufnahme bei Vegetariern, Veganern und Mischkost-Essern
  • Probanden müssen Fragebogen ausfüllen und zur Untersuchung kommen

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft, wirbt der Metzger für seine Produkte. Spinat macht stark, wollen Wissenschaftler einer schwedischen Hochschule herausgefunden haben. Was denn nun? Und vor allem: Was passiert, wenn man auf das eine oder andere verzichtet? Fragen, die eine Untersuchung beantworten will, an der auch das Herdecker Gemeinschaftskrankenhaus (GKH) beteiligt ist.

Unter dem Titel VeChi-Youth-Studie (Vegetarian and Vegan Children and Youth Study) soll die Ernährung vegetarischer und veganer Kinder und Jugendlicher untersucht werden. In den Blick genommen werden dazu aber auch Kinder, die sich von so genannter Mischkost ernähren, also regelmäßig Fleisch sowie tierische Produkte wie Milch und Eier essen.

Wenig und veraltete Studien

Schon beim Gang durch den Supermarkt wird klar: Die Zahl der Vegetarier und Veganer nimmt zu. Und was früher ein vermeintlicher Spleen von gesundheitsbewussten oder tierlieben Erwachsenen war, ist heute ein Trend, der ganze Familien zur Umstellung der Ernährung bringt. „Wie genau gegessen wird und wie die Nährstoffversorgung bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren ist, darüber gibt es nur wenige oder meist veraltete Studien“, sagt Professor Dr. Alfred Längler, Ärztlicher Direktor des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke und Leiter des Studienzentrums am GKH. Ziel ist, mit Hilfe der Studienergebnisse Beratungskonzepte für Eltern, Kinderärzte und Ernährungsfachkräfte zu entwickeln. „Viele vegetarisch und vegan lebende Eltern möchten auch ihre Kinder fleischlos oder rein pflanzlich ernähren. Dass dies möglich ist, zeigen viele Einzelbeispiele. Was uns aber fehlt, sind wissenschaftlich gesicherte Daten, die mögliche Probleme aufzeigen“, sagt Dr. Markus Keller, Studienleiter und Hochschullehrer an der Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld (FHM), sowie wissenschaftlicher Studiengangsleiter des Bachelor-Studiengangs Vegan Food Management.

Sechs Unis und Kliniken beteiligt

Die teilnehmenden Familien sollen an drei aufeinanderfolgenden Tagen alle Lebensmittel und Getränke, die sie gegessen und getrunken haben, wiegen und protokollieren und einen Fragebogen zu Gesundheit und Lebensstil ausfüllen.

Außerdem werden Körpergröße, -gewicht und Hautfaltendicken erhoben, der Blutdruck gemessen sowie Blut- und Urinproben entnommen.

Angesprochen sind insbesondere auch nicht-vegetarische Kinder und Jugendliche.

Als Dankeschön gibt es eine einmalige Aufwandsentschädigung von 50 Euro sowie die Auswertung des Ernährungsprotokolls und die Ergebnisse der Blut- und Urinuntersuchung.

Ausgeschrieben wurde die Studie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DG E) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Die Studie wird vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, der Universität Witten-Herdecke , der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), der Universität Bonn, der Charité Universitätsmedizin Berlin sowie der Filder­klinik in Filderstadt-Bonlanden gemeinsam erstellt.

Alfred Länger hat als Kinderarzt direkten Einblick in die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen. Und die ist nicht immer zum Besten bestellt: „Leider sehen wir relativ häufig Kinder, die durch Fehlernährung gesundheitliche Probleme erlitten haben. Deshalb ist es uns so wichtig, mit dieser Studie gesicherte wissenschaftliche Daten zu erheben, die es uns ermöglichen, praktische Ernährungstipps für eine sichere und gesunde Ernährung geben zu können.“

Drei Tage lang sollen die Teilnehmer der Studie im Alter von sechs bis 18 Jahren ein Ernährungsprotokoll führen. Anschließend werden sie zu einem Untersuchungstermin ins Herdecker Krankenhaus gebeten. Dort geht es um Größe, Gewicht, Blutdruck und auch die Frage nach körperlicher Aktivität. Auch Proben von Blut und Urin werden genommen. Allerdings können zwischen Probenentnahme und Fragebogen durchaus ein paar Wochen liegen. Kein Problem, sagt Alfred Längler. Selbst wenn ein Vegetarier kurz vor der Studie dann doch in ein Wurstbrötchen gebissen habe, seien die langfristig wirkenden Parameter abzulesen.

Zweite Studie zu Kleinkindern

Was nun für Kinder und Jugendliche wissenschaftlich untersucht werden soll, ist seit Anfang 2017 schon Thema einer vergleichbaren Studie für Kleinkinder im Alter von ein bis drei Jahren. Auch für diese Studie werden noch Teilnehmer gesucht, die ein dreitägiges Ernährungsprotokoll führen.