Volmarstein/Hagen. . Bei einer Verfolgungsjagd ist ein 22-Jähriger im Sommer in Volmarstein auf einen Polizisten zugerast. Wollte er ihn töten?

  • Ein Gutachter soll klären, ob ein 22-Jähriger einen Polizisten töten wollte
  • Der Dortmunder war bei einer Verfolgungsjagd auf den Beamten zugefahren
  • Von Volmarstein aus floh der junge Mann zurück nach Hagen

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen versuchten Totschlags gegen den 22-jährigen Autofahrer aus Dortmund, der Ende August während seiner Flucht in Wetter-Volmarstein auf einen Beamten zugerast war und sich auch von Schüssen aus dessen Dienstwaffe nicht hatte stoppen lassen. Bei der wilden Verfolgungsjagd trug glücklicherweise niemand schwere Verletzungen davon. „Ob ein Tötungsvorsatz vorlag, klären wir derzeit“, so die Hagener Staatsanwältin Beatriz Föhring. Der Verdächtige, der sich übrigens nicht im Gefängnis befindet, bestreite jedenfalls, dass er den Polizeibeamten überfahren wollte.

Lautes Motorengeräusch

Mit seinem Mercedes war der junge Mann aufgrund eines übermäßig lauten Motorengeräuschs in der Nacht zum 29. August gegen 1.30 Uhr in der Hagener Innenstadt ins Visier einer Polizeistreife geraten. Als die Beamten ihn zum Anhalten aufforderten, um seine Personalien zu überprüfen, drückte der Fahrer aufs Gaspedal und raste Richtung Eckesey davon. In Vorhalle fuhr er, die Polizeistreife noch immer auf den Fersen, auf die A1 Richtung Köln, verließ die Autobahn jedoch an der nächsten Abfahrt in Wetter-Volmarstein wieder, weil er die Verfolger nicht abschütteln konnte.

Mehrere Schüsse abgegeben

Auf einem Firmengelände in Volmar­stein geriet ein Hagener Polizeibeamter dann in höchste Gefahr. Um den Mann zu stellen, war er ausgestiegen, als der Flüchtige plötzlich mit seinem Mercedes auf ihn zuraste. Mit einem Sprung rettete sich der Beamte zur Seite und gab dabei mehrere Schüsse auf den Mercedes ab. Der Wagen des Dortmunders wurde auch getroffen, doch stoppen ließ sich der Fahrer dadurch nicht. Vielmehr gelang es ihm, auf die Autobahn zurückzukehren und seinen Verfolgern so zu entkommen.

Großfahndung ausgelöst

Die Polizei löste eine Großfahndung aus und hatte Erfolg. Einige Minuten nach den dramatischen Szenen in Volmarstein entdeckte ein anderer Hagener Polizist den verdächtigen Wagen auf einem Nebenweg der Feldmühlenstraße im Lennetal. Mitsamt seinem Diensthund, der einmal kurz zuschnappte, gelang es nun, den flüchtigen Mann festzunehmen. Diesmal leistete er kaum Widerstand.

Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen einen Gutachter der Dekra damit beauftragt, das Geschehen auf dem Firmengelände in Volmarstein zu rekonstruieren. Denn ob der Mann den Polizisten wirklich überfahren wollte, dürfte unter anderem davon abhängen, mit welcher Geschwindigkeit er auf ihn zufuhr und wieviel Zeit dem Beamten blieb, um dem Wagen auszuweichen.

Strafandrohung zwischen zwei und fünf Jahren

Totschlag wird im Recht der Bundesrepublik für eine vorsätzliche Tötungen verwendet, die weder Mord, noch Tötung auf Verlangen ist.

Die Strafandrohung für Totschlag ist niedriger als beim Mord. Die Tat ist mit Freiheitsstrafe von 5 bis 15 Jahren bedroht, der Versuch mit 2 bis 15 Jahren.

Weil dem Fahrer nach den ersten Vernehmungen kein Tötungsvorsatz nachzuweisen war, musste er nach Angaben der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt werden. „Erst wenn das Gutachten vorliegt und die Ermittlungen abgeschlossen sind, werden wir über eine mögliche Anklageerhebung sprechen“, so Staatsanwältin Föhring.

Keinen Führerschein

Den Grund für die überstürzte Flucht des 22-Jährigen, der nicht vorbestraft ist, hatte die Polizei schnell herausgefunden: Der Dortmunder besitzt keinen Führerschein. Und nach den Ereignissen jener Sommernacht ist auch nicht damit zurechnen, dass ihm das fehlende Dokument in absehbarer Zeit ausgehändigt wird.