Herdecke. . Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur restauriert die bereits abgebauten RWE-Lettern. Auch am Maschinenhaus tut sich was.
Die RWE-Lettern des Koepchenwerkes sind abmontiert
Auch am Maschinenhaus im Tal tut sich was
Dort werden zunächst die 36 Fenster saniert
Die sechs Meter hohen RWE-Lettern sind abmontiert, sie werden in einer Werkstatt der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur restauriert. Doch nicht nur auf dem Schieberhaus oberhalb des Koepchenwerkes sind die Dinge in Bewegung geraten, auch das Maschinenhaus im Tal ist sichtbare Baustelle.
Sicherung der Substanz
Die Netze, die Passanten vor herunterfallenden Fassadenteilen schützen sollten, sind entfernt, ein Gerüst aufgebaut. „Wir sichern den Putz, suchen Hohlstellen und sanieren dann“, erklärt Sabine Burggräf, Architektin der Stiftung und als Projektleiterin quasi Bauherrin an der Ruhr. Eine neue Dachrinne wurde angebracht, um die Front vor neuem Wasser zu schützen. Noch gehe es aber allein um die Sicherung der Bausubstanz, „eine fertige Fassade können wir anschließend noch nicht präsentieren.“
Drei Farbschichten schützen vor Rost
Das Glas für die Scheiben in der Koepchenwerk-Front ist extra dünn gearbeitet, um bei Wind flexibel zu sein.
Diese Information hat eine spezialisierte Glashütte der Projektleiterin Sabine Burggräf geliefert.
Demnach werden die Scheiben zunächst mit einem Maß von sechs zu drei Metern gezogen. Anschließend werden die 60 mal 40 Zentimeter breiten Scheiben ausgeschnitten.
Wäre das Glas vier statt zwei Millimeter dick, hätte es leicht ausgebaut werden können, so Architektin Sabine Burggräf.
Die Fensterrahmen werden nach der Entrostung dreifach beschichtet.
Dabei folgen ein roter, ein gelber und der abschließende graue Auftrag aufeinander.
So wird sichergestellt, dass auch tatsächlich alle Farbschichten komplett aufgetragen werden.
Die historisch verwendeten Farbschichten sind zuvor genau analysiert worden.
Immerhin sollen aber bis zum Winter die 36 Fenster saniert sein, die die 160 Meter lange Front des Maschinenhauses prägen. Eine Aufgabe, die man sich leichter vorgestellt hatte. Gezogenes Glas mit einer Dicke von nur zwei Millimetern ist in Segmente von 40 mal 60 in einem dünnen Stahlrahmen eingefasst. „Ursprünglich wollten wir die eingekitteten Gläser ausbauen und die Stahlrahmen in der Werkstatt entrosten“, erklärt Sabine Burggräf. Doch die dünnen Scheiben sind den Handwerkern unter den Händen zersprungen. Also musst ein neues Verfahren gesucht werden. Und das ist nun nicht nur aufwendiger, sondern auch nicht ganz so effektiv was den Korrosionsschutz angeht. „Wir arbeiten nun um die Verglasung herum“, so Burggräf. Es kann nicht mehr gestrahlt werden, sondern der Rost muss in Handarbeit mit der Bürste oder vorsichtig mit der Flex entfernt werden. „Soweit, wie es geht“, schränkt die Projektleiterin ein.
Koepchenwerk
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Am ersten Fenster wird die Sanierung derzeit komplett durchgeführt, um anschließend mit der Denkmalschutzbehörde das weitere Vorgehen abzustimmen. Drei Schichten Farbe sollen aufgetragen werden, der Endanstrich wird in einem Grauton sein. Bis zum Winter will Sabine Burggräf die 36 Fenster fertig haben. Ein sportlicher Ansatz, das weiß die in der Denkmalsanierung erfahrene Architektin. „Wir hoffen, dass das Wetter lange hält“, sagt sie. Dabei geht es weniger um das Befinden der Arbeiter auf dem Gerüst, als um die Werkstoffe, die ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr verarbeitet werden können. „Ab zehn Grad kommt es auf die Feuchtigkeit an, unter fünf Grad geht gar nichts mehr.“ Angesichts der nun aufwändigeren Arbeiten müsse man auch überlegen, ob die „Schlagzahl erhöht wird“. Sprich: Mehr Mitarbeiter müssten nach dem grundsätzlichen Ok des Denkmalamtes mit der Rostbürste aufs Gerüst.
Grundsätzlich sind Arbeiten an einem Denkmal immer von Unwägbarkeiten geprägt. Oft offenbaren sich Schäden sich erst beim Bauen oder aber ein gewähltes Verfahren ist – wie im Fall der Fenster am Koepchenwerk – nicht praktikabel. „Da gilt für uns immer die Maßgabe, so viel im Original zu erhalten wie möglich. Und wenn wir beim Ausbauen der Fenster 80 Prozent der Scheiben verlieren, dann müssen wir das System ändern und an anderer Stelle Kompromisse machen“, so die Architektin.
Eine Ahnung, wie eindrücklich eine sanierte Fassade aussehen kann, bekommen Spaziergänger schon jetzt. Denn nachdem die Schutznetze entfernt wurden, sind die 36 Stahlfenster wieder gut zu sehen. Sie geben der Putzfassade ein ganz eigenes Gesicht. Ein Anblick, bei dem die Vertreter der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur allesamt ins Schwärmen geraten.
Arbeiten am Dach
Weitgehend unbemerkt bleiben derweil die Arbeiten am Dach des Maschinenhauses. Erst beim Blick vom Schieberhaus auf die große Halle wird deutlich, wie viele Quadratmeter Fläche hier saniert werden müssen. Hier geht es vor allem darum, das weitere Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.
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