Herdecke. . An der Mühlenstraße erinnern nun elf Kapitel an die Wirtschaftsgeschichte am Herdecker Mühlengraben. Viele Danksagungen bei der Enthüllung

  • 800 Jahre Wirtschaftsgeschichte sind jetzt auf elf Tafeln zusammengefasst
  • Die Tafeln sehen aus wie ein großes, auseinandergezogenes Leporello-Buch
  • Inge Habigs Initiative ist das Denkmal zu verdanken. Nun wurde es enthüllt

Lange Planung, viele Diskussionen, erfreuliches Ergebnis: Auf diesen Nenner lässt sich das Denkmal-Projekt zur Darstellung der Herdecker Wirtschaftsgeschichte bringen. An der Mühlenstraße (nahe Abzweig Kampstraße) versammelten sich gestern Dutzende Neugierige und eingeladene Gäste, um die Enthüllung und die Übergabe an die Stadt zu verfolgen.

Dank vieler Spenden von fast 22 000 Euro lassen sich nach mehr als zwei Jahren Vorbereitungszeit nun Texte und Bilder betrachten, die rund 800 Jahre zusammenfassen. Elf Kapitel widmen sich Themen wie Herdecke als Verkehrsknotenpunkt, früheren Handwerksbetrieben (Gerber, Färber, etc.), dem Markt oder der Stiftsmühle. Fünf Tafeln veranschaulichen das Wirken der Firma Habig. „Das Denkmal ist ein Highlight für unsere Stadtentwicklung und ein starkes Stück Geschichte, die Gestaltung ist beeindruckend“, sagte Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster und dankte ausdrücklich Inge Habig für deren Hartnäckigkeit bei der Umsetzung.

Lob für Fachleute aus Herdecke

An der Umsetzung des Denkmals, das einen Tag vor der Enthüllung noch als Baustelle für die meisten Passanten unkenntlich war, beteiligten sich auch der Herdecker Handwerker Markus Pazic (Kunst und Schmied) sowie die Firma Planbegrün mit Betonierungs- und Pflasterarbeiten.

Viel Lob bekam auch André Bruchhäuser von den Digitaldruckprofis aus der Herdecker Hauptstraße. Der Designer der Tafeln verteilte DIN-A-3-Ausdrucke an Gäste und bietet solch ein Erinnerungs-Papier auch allen Spendern an. Diese können sich das Motiv bei ihm abholen.

Überhaupt standen Danksagungen im Mittelpunkt der Reden. Die Professorin erinnerte an die Brache im heutigen Quartier Ruhraue um die Jahrtausendwende. Nach der langen Vorgeschichte von vielen Gewerben habe schließlich nichts mehr an die Betriebe am Ufer bzw. am Mühlengraben erinnert. „Das war nicht nur eine materielle, sondern auch eine geistige Brache“, sagte Inge Habig. Da solche Erinnerungen aber identitätsstiftend seien, wollte sie mit Partnern diese Leere auffüllen. Was ein paar Meter weiter an der Edeka-Wand mit Schautafeln begann, habe nun eine auch optisch ansprechende Ergänzung mit Hintergründen, Zusammenhängen und einigen Details erhalten. „Es gilt, auch die Ästhetik im öffentlichen Raum zu beachten“, so Habig.

Damit leitete sie zu Lena Dechêne über, die das Leporello-Denkmal als eine Art Faltbuch gestaltet hat. „Bei dem einen oder anderen Gläschen Sherry haben Frau Habig und ich die Idee entwickelt“, sagte die Hagener Architektin. Das Material aus Cortenstahl eigne sich, dass dieses nachroste und angesichts der weichen, rötlichen Färbung gut zur Mauer im Hintergrund aus Herdecker Sandstein passe. Inhaltlich können Betrachter vor dem Kunstwerk nach rechts schauen, um sich über die Wirtschaftsgeschichte zu informieren, oder nach links zu den Habig-Themen.

Trägerschaft bei Heimatbund Hagen

Als vorteilhaft betrachten die Beteiligten die Bank, die neben dem Leporello-Denkmal steht. „Da können sich Betrachter ausruhen, wenn sie die Lektüre mal unterbrechen wollen“, sagte Inge Habig. Sie hatte mit Gerhard E. Sollbach die Text entworfen, wobei der Professor das ausgeschriebene Ergebnis als Kompromiss beschrieb. „Angesichts des langen Zeitraums, den wir darstellen, mussten wir natürlich kürzen. Darüber haben wir oft auch kontrovers diskutiert.“

Ende gut, alles gut: So ließen sich auch die Danksagungen von Jens Bergmann vom Hagener Heimatbund verstehen, der als Träger das Denkmal-Projekt verantwortete. „Unsere Satzung lässt uns in der gesamten Grafschaft Mark aktiv werden, also auch in Herdecke.“ Einige Organisationsfragen hätten zum zeitlichen Verzug von knapp einem Jahr geführt, doch dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt und des Engagements vieler ließ sich „die gute Sache“ doch zufriedenstellend umsetzen.

Unter dem Applaus der Gäste befand Inge Habig abschließend, dass die Erinnerungsmeile vom Kreisel Hengsteyseestraße bis zum neuen Denkmal an der Mühlenstraße nun einen neuen Höhepunkt erhalten habe.