Herdecke. . Der Herdecker Marc Schulte sammelt Spenden für die Erdbeben-Region in Nepal. Ein befreundeter Sherpa zieht Zwischenbilanz.
- Herdecker Marc Schulte sammelt Spenden für die nepalesische Erdbeben-Region
- Kontaktmann und Sherpa Sheeram Adhikari berichtet von langsamen Fortschritten
- Nicht mehr als zehn Prozent der zerstörten Umgebung ist wieder aufgebaut
Nepal. Eines der ärmsten Länder Asiens, von Korruption, einer geografisch recht isolierten Lage und ständigen Naturkatastrophen geplagt. Im April und Mai 2015 ereignet sich die bislang größte: Bei mehreren Erdbeben, darunter einem mit einer Stärke von 7,8, kommen nach Angaben der Regierung 8700 Menschen ums Leben, 22 000 wurden verletzt, es stürzen mehr als 800 000 Häuser ein.
Inmitten des Chaos lebt Shreeram Adhikari, ein Gipfel-Sherpa, der Bergsteigern aus aller Welt dabei hilft, einen ihrer größten Lebensträume zu verwirklichen – das Besteigen des Mount Everest im nahegelegenen Himalaya. Diesen Traum erfüllte sich vor vier Jahren der Herdecker Marc Schulte, der den Kontakt zu Adhikari im Anschluss an seine Expedition aufrecht erhielt.
Benefiz-Abend trägt Früchte
Dieser intensivierte sich nach den Erdbeben. Schulte veranstaltete einen Benefiz-Abend im Werner-Richard-Saal. Insgesamt kamen in mehreren Phasen über 15 000 Euro an Spenden zusammen, mit denen Teile einer Schule im Adhikaris Heimatdorf Fulkharka im Osten Nepals wieder aufgebaut werden konnten.
Der Gebirgsführer gibt freudig Auskunft über die Fortschritte: „Sieben Räume und eine Bücherei sind mittlerweile fertiggestellt, durch Spenden eines Freundes aus der Schweiz kamen weitere 50 000 Dollar zusammen, mit denen wir unter anderem ein Whiteboard und Tische kaufen konnten. Uns fehlen aber immer noch viele Möbel.“
Von Normalität ist man im 29-Millionen-Einwohnerland noch sehr weit entfernt. „Es sind nicht mehr als zehn Prozent der zerstörten Gebäude und Gelände wieder aufgebaut. Die meisten sind komplett zerstört, viele Bürger haben sich improvisierte Wohnungen gebaut, um zumindest temporär ein Dach über dem Kopf zu haben“, verrät Adhikari im Video-Interview.
Tourismus erholt sich langsam
Die Kassen der Regierung sind leer. Kommen Spenden an, werden diese fast ausschließlich in die Hauptstadt Kathmandu sowie das direkte Umland investiert.
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Immerhin: Der Tourismus erholt sich langsam, aber sicher von den Nachwirkungen der Beben. „Die meisten Trekking-Routen sind mittlerweile wieder sicher, es kommen wieder mehr Leute“, bekräftigt Adhikari.
Vor wenigen Wochen schlüpfte er allerdings selbst in die Touristenrolle und stattete Marc Schulte einen Besuch ab. Angekommen in Herdecke, ging es unter anderem ins nahegelegene Stadion „Rote Erde“ zum Regionalligaspiel der BVB-Amateure gegen Rot-Weiss Essen. „Borussia Dortmund kennt man sogar in ganz Nepal“, grinst er. Auch sonst war er „sehr beeindruckt, die Region hier ist wunderschön“, lautet das Fazit nach seiner ersten Deutschland-Reise.
Gegenbesuch ist geplant
Marc Schulte sammelt derweil weiter Spenden. Nachdem es im letzten Jahr gut funktionierte, wird der 44-Jährige auch beim diesjährigen Weihnachtsmarkt ein Gyrosbüdchen aufbauen und die Erlöse nach Nepal schicken.
Vorher fliegt der Herdecker mit seiner Tochter für zwei Wochen in die Krisenregion. Diesmal begnügt sich Schulte mit einem „klassischen Trekking-Trip. Wir sind ins Dorf Fulkharka eingeladen und schauen uns hautnah an, wie das Geld eingesetzt wird.“