Herdecke. . Wie ein Leporello wird es aussehen, das neue Denkmal an der Mühlenstraße.Die Initiative ging von Prof. Dr. Inge Habig aus. Freitag ist die offizielle Übergabe.

  • Wie ein aufgezogenes Büchlein muss man es sich vorstellen, das neue Denkmal an der Mühlenstraße
  • Nur ist es nicht aus Papier sondern einem besonders stabilen Material
  • Ab Freitag kann sich die Öffentichkeit selbst ein Bild davon machen

Geschäfte im Quartier Ruhraue, Wohnen im Westfalia-Areal: Am Flussufer wächst das neue Herdecke. Die alte Wirtschaftsgeschichte dort gehört der Vergangenheit an. Damit diese gegenwärtig bleibt, soll künftig ein Denkmal mit vielen Informationen an diese Zeit erinnern. Und zwar an historischer Stätte, an der heutigen Mühlenstraße (Abzweig Kampstraße) bzw. dem früheren Mühlengraben. Die Übergabe an die Stadt erfolgt an diesem Freitag, 1. September, um 11 Uhr.

Die Initiative ging von Prof. Dr. Inge Habig aus. Die Frau des letzten Vorstands der gleichnamigen Stoffdruckerei versteht die neuen Tafeln als Ergänzung zu vorhandenen Erinnerungs-Elementen und als systematische Zusammenführung Herdecker Industriegeschichte. Sie schrieb mit Gerhard E. Sollbach die Texte für das Kunstwerk, das die Hagener Architektin und Stadtplanerin Lena Dechêne als stählernes Leporello-Denkmal entworfen hat. „Das Ergebnis ist blendend, die Inhalte sind wunderbar gedruckt“, meint Inge Habig.

Auf elf Tafeln sollen auch Bilder veranschaulichen, welche Betriebe früher den oberen und unteren Mühlengraben (heute überbaut als Mühlenstraße) prägten. „Ein wichtiges Kapitel widmet sich dem Verkehrsknotenpunkt, der Schlüsselbegriff für die Herdecker Wirtschaftgeschichte an der Ruhr“, so Habig. „Die topographische Grundstruktur am Harkortsee ist bis heute ja erhalten geblieben.“

Erinnerungspunkte in der Stadt

Nach dem Ende jeglicher Industrietätigkeit im Jahr 2005 verschwanden jedoch alle Arbeits- und Wirkungsstätten früherer Betriebe am Ufer. Nur alte Häuser erinnern heute noch an handwerkliches Gewerbe, das am oberen Mühlengraben schon im ausgehenden 19. Jahrhundert endete. Daran sollen die Tafeln nun ebenso erinnern wie an das Treiben auf dem Marktplatz und an die Firma Habig, den einst größten Arbeitgeber der Stadt. Habig und Sollbach stützten sich bei der Aufarbeitung auf viele Publikationen Herdecker Historiker, um die ortsgebundene Geschichte in zeitlicher Abfolge zusammenzufassen.

Weitere Spuren der Verangenheit

Im Dezember 2014 weihten Paula Habig (Schwägerin von Inge Habig) sowie der Investor Rudolf Kraeling ein paar Meter weiter mit dem Heimat- und Verkehrsverein die Westfalia-Galerie ein.

Große Infotafeln an der Wand des Edeka-Marktes erinnern auszugsweise an Etappen der Stadtgeschichte.

Seit Mai 2015 gehören zur Vitrine am Wappenstein an der Mühlenstraße drei Tafeln, zwei davon handeln von dem Neubau der Wassermühle, den die Äbtissin Philippina von Romberg (1776-1791) ermöglichte.

Die Wiederbelebung der verschwundenen Spuren fügen sich für sie in die vorhandene Wegmeile mit weiteren Erinnerungs-Punkten ein: Diese beginnt am Verkehrskreisel Hengsteyseestraße mit dem Stiftskirchen-Modell der einstigen Dreikonchen-Choranlage, führt über das älteste Fachwerkhaus Herdeckes an der Hauptstraße 1 (Kornspeicher) entlang der wieder aufgebauten Mauer bis zum Mühlenstein beziehungsweise Denkmal der Äbtissin Philippina von Romberg am Abzweig zur uralten Kampstraße.

Genau dort und somit gegenüber dem Standort der ehemaligen Stiftsmühle vervollständigt nun das Leporello aus Cortenstahl diesen Weg. Das gelang dank des Hagener Heimatbund-Vereins, der die Trägerschaft übernahm und rund 20 000 Euro Spenden von Firmen, Institutionen sowie hiesigen Bürgern einsammelte. Den Dechêne-Entwurf setzten die Herdecker Handwerker Markus Pazic (Kunst und Schmied), André Bruchhäuser von Digitaldruckprofis als Designer sowie die Firma Planbegrün mit Betonierungs- und Pflasterarbeiten um. Für die Sponsoren stellte Drucker Bruchhäuser auch noch eine farbige Tafel in DIN-A-4-Größe als Geschenk und Danksagung zur Verfügung.

Der Enthüllung am Freitag steht also nichts mehr im Wege.