Wengern. . Die fünfte Sommertour der Lokalredaktion führte Leser mit Naturpädagogin Susanne Stockermann zu Wiesen an der Elbsche.
- Zum Auftakt gab es frischgebackene Kräuterbrötchen mit Kräutermargarine
- Entlang der Elbsche zeigte Susanne Stockermann dann viele Wildkräuter
- Die Teilnehmer erfuhren, wie man sie verarbeiten und verwenden kann
Hinaus in die Natur führte die fünfte Sommertour der Lokalredaktion – genauer gesagt, zu den Wildkräutern am Rande des Elbschebachs in Wengern. Umwelt- und Naturpädagogin Susanne Stockermann versprach den Teilnehmern, dass sie zahlreiche Pflanzen mit allen Sinnen kennen lernen. Schon vor dem Start der Tour gab es am Roten Platz einen Vorgeschmack auf das, was am Wegesrand wartete: Stockermann verteilte frischgebackene Kräuterbrötchen mit Kräutermargarine. „Etwas Salbei und Rosmarin aus dem eigenen Garten sind auch drin, da habe ich etwas gemogelt“, gab die Wetteranerin zu. „Aber“, so erklärte sie, „die Wildkräuter sollte man langsam auf seinen Speiseplan setzen, sonst schlägt der Darm Kapriolen.“
Tour zu wilden Kräutern
Ausgerüstet mit Sammelboxen, Stift und Block, machte sich die Gruppe nach der ersten kleinen Kostprobe auf den Weg – die Trienendorfer Straße hinauf und dann sofort wieder hinunter zur Elbsche. An der Einmündung zum Schleppkotten reckte sich das erste Kraut den neugierigen Wanderern entgegen. „Das ist Beifuß: sehr anregend für Leber und Galle und deswegen gut für fette Speisen wie Gänsebraten geeignet. Beifuß schmeckt sehr intensiv und kräftig“, erläuterte Susanne Stockermann. Machte dann aber auf den ungünstigen Standort der Pflanze aufmerksam: „Sammeln Sie Kräuter nicht an Straßen oder Hundewegen. Das empfiehlt sich, wenn man – wie ich – die Kräuter nicht wäscht, da sich sonst die Mineralstoffe herauslösen.“
Hexenkraut und Superfood
Dann führte der Weg direkt hinunter zur Elbsche auf eine sehr artenreiche Wiese. Dort konnten die Teilnehmer die ersten Pflänzchen für ihre Box ernten: Gundermann, das Hexenkraut, mit seinen langen Ranken, „passt eigentlich zu fast allen Gerichten“, so Susanne Stockermann. Naschkatzen können „die Blätter aber auch einzeln in Schokolade tauchen“.
Direkt daneben wucherten Brennnesseln dicht an dicht, wanderten diesmal aber wegen der Brennhaare nicht in die Sammelbehälter. Anfassen und fühlen waren hier eher nicht angesagt; es sei denn, man weiß mit den Brennhaaren umzugehen. „Man erntet sie am besten mit dünnen Handschuhen. Brennnesseln sind ein echtes Superfood und haben im Blatt mehr Eiweiß als Soja und mehr Vitamin C als Spinat. Ein Püree aus Brennnesseln ist sehr fein und sämig“, so die Umweltpädagogin. Aufmerksam hörten die Teilnehmer ihr zu, einige machten sich handschriftliche Notizen, andere fotografierten die Kräuter – für die Wiedererkennung bei der nächsten (privaten) Sammeltour.
Natur-Wissen weitergeben
Susanne Stockermann hat nach einer Gärtnerlehre ein Studium der Landespflege absolviert. Sie arbeitet hauptberuflich im Planungsamt Dortmund.
An der Naturschule Freiburg absolvierte die 50-Jährige eine Zusatzausbildung zur Natur- und Umweltpädagogin.
Seit zehn Jahren vermittelt sie ihr Wissen bei Touren mit Kindergarten- und Schulkindern sowie Erwachsenen.
Mit dem Giersch gab es wieder etwas für den Korb: Gut zu erkennen am dreieckigen Stängel und den dreigeteilten Blättern, die im älteren Zustand doppelt dreiteilig werden. „Schauen Sie sich immer genau den Stängel an, dann können Sie den Giersch nicht mit seinem giftigen Doppelgänger verwechseln. Die Blätter der jungen Pflanze sind noch ganz glänzend; sie eignen sich am besten als Würzkraut“, so Susanne Stockermann und schickte die Wanderer zum Suchen und Pflücken ins Grün abseits des Weges.
Ein paar Schritte weiter war sie schon beim nächsten Kraut angelangt: dem Spitzwegerich. Zerkaut man ein Blatt und gibt den Brei auf einen Insektenstich oder auf einen Brennnesselstich, so wirkt der Spitzwegerich kühlend und schmerzlindernd. Und im Tee sollen die Blätter schleimlösend wirken.
Haariges für Hustensaft
Bestens für Hustentee geeignet, sind die haarigen, gefleckten Blätter des Lungenkrauts, das auch Adam- und Eva-Kraut genannt wird. „Wegen der rosa und blauen Blüten“, erklärte die Kräuterexpertin, während sie kurz darauf den Blick der Teilnehmer auf die gelben Blüten der Nachtkerze lenkte: „Sie öffnen sich bei Nacht, dann kann man sie pflücken und in Wasser mit Zitrone einlegen.“ Sie fügte schmunzelnd hinzu: „Wenn man mal nicht schlafen kann.“
„Kann man die Blüten vom Schmetterlingsflieder auch essen?“ wollte Martina Persico wissen. „Nein“, erwiderte Susanne Stockermann kopfschüttelnd, „für diese Blüten hat man noch keine Verwendung gefunden.“
Bevor sich die Gruppe schließlich nach eineinhalb Stunden wieder auf den Rückweg begab, konnten alle noch einmal pflücken, reiben, riechen und schmecken: Die Knoblauchsrauke macht ihrem Namen alle Ehre. Verwenden lässt sie sich übrigens wie Bärlauch.
Hacken und in Öl einlegen
Zurück in Wengerns historischem Dorfkern verteilte Kräuterfachfrau Susanne Stockermann gegen den Durst einen naturtrüben Apfelsaft, an den über Nacht viele gemischte Kräuter ihr Aroma abgegeben hatten. Dann hieß es für die Teilnehmer: Brettchen raus und die gesammelten Kräuter fein hacken, bevor sie – in Gläschen gefüllt – mit Öl übergossen wurden. Als Basis für ein selbst gemachtes Pesto. Zum Abschluss gab es für jeden noch eine kleine Rezeptsammlung zur Verwendung all der Kräuter, die alle Teilnehmer nun bei ihrem nächsten Spaziergang finden werden. . .