Wetter. . Bärenklau breitet sich schnell aus und drängt heimische Arten zurück. Volmarsteiner Jäger haben vor 20 Jahren den Kampf aufgenommen. Mit Erfolg?
- Seit zwei Jahrzehnten versuchen Volmarsteiner Jäger der Herkulesstaude Herr zu werden
- An vielen Stellen ist es ein vergeblicher Kampf
- Doch die engagierte Truppe kann auch Erfolge verbuchen
Wenn Horst Gottmann seine Machete zückt und dem mehr als mannshohen Bärenklau zu Leibe rückte, kann einem durchaus das Bild von Don Quijote in den Sinn kommen, der verzweifelt gegen Windmühlen kämpft. Auch wenn Gottmann der Statur nach eher dem kleinen Sancho Panza gleicht. Umso mehr wächst der Respekt, dass der Wetteraner mit einer nicht versiegenden Energie gegen die Herkulesstaude zu Felde zieht. Ein Einsatz, den die Mitglieder des Hegerings Volmarstein jetzt mit einer ungewöhnlichen Trophäe gewürdigt haben. Horst Gottmann ist der erste, der sich mit dem Titel „Bärenklautöter“ schmücken darf.
Eingeschleppt aus dem Kaukasus
Was so spaßig klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Heracleum mantegazzianum oder auch Heracleum giganteum – so der lateinische Name der Herkulesstaude – breitet sich seit Jahrzehnten am Ufer der Ruhr und den umliegenden Höhenzügen aus. „Die Pflanze verdrängt einheimische Arten“, erklärt Elmar Kersting, Obmann für Naturschutz beim Hegenring Volmarstein. Eingeschleppt wurde sie schon vor zwei Jahrhunderten aus dem Kaukasus. Bis die Erkenntnis reifte, dass diese wild wuchernde Pflanze in der Natur eine zu dominierende Rolle spielt, dauerte es allerdings. Selbst Forstwirte nutzten den Riesen Bärkenklau, um dem Wild zusätzliche Deckung zu geben. Und jetzt machen Jäger Jagd auf die Pflanze.
3000 Pflanzen pro Jahr abgehackt
Seit zwei Jahrzehnten sind die Volmarsteiner aktiv, „erst mit ein paar Einzelkämpfern, ab 2001 dann organisiert“, wie Elmar Kersting berichtet. An der Ruhr haben sie den Kampf längst verloren, doch weiter oben sind der Bärenklautöter und seine Mitstreiter erfolgreich. Im Huckerschen, unterhalb der Schwelmer Straße gegenüber Hof Beckmänning gelegen, waren gut anderthalb Hektar fast vollständig mit Bärenklau bewachsen. 3000 Pflanzen haben die Jäger pro Jahr abgehackt. Und das fast 15 Jahre lang. „Jetzt stehen dort noch fünf Pflanzen“, sagt Kersting, und es ist klar: Auch diese werden nicht überleben.
Einen solchen Rest stehen zu lassen, rächt sich. Denn die Herkulesstaude wächst nicht nur rasant in die Höhe, sie verbreitet sich auch in Windeseile über eine Fläche. „Pro Jahr können das gut zehn Meter im Umkreis um eine Pflanze sein, die mit neuen Pflanzen besiedelt sind“, erklärt der Bärenklau-Fachmann. Oberstes Ziel der Hegenring-Mitglieder ist also, den Vegetationszyklus der Pflanze zu durchbrechen. Und hier kommt die Machete von Horst Gottmann wieder ins Spiel. Und ein weiteres Werkzeug, das der Mann stolz präsentiert: ein Spezialspaten. Mit dem rückt Gottmann der Wurzel des Bärenklaus zu Leibe.
Licht bringt Samen zum Keimen
Bärenklau - Die wichtigsten Infos
„Zehn Zentimeter tief muss man sie kappen, dann erst geht die Pflanze ein“, so seine Erfahrung. Wird nur die Blüte gekappt, wie sie es anfangs gemacht haben, bildet Heracleum mantegazzianum eine Notblüte, die dann wenige Wochen später doch wieder Samen ausstreut. Fünf Jahre können diese Samen dann im Boden ausharren, bis ein wenig Licht sie zum Keimen bringt. „Das ist auch das Problem der Ausbreitung an der Ruhr. Mit jedem Hochwasser werden die Samen weiter geschwemmt“, erklärt Elmar Kersting. In diesem Jahr haben die Bärenklau-Jäger Glück. Es ist weitgehend trocken, so dass am Schlebuscher Bach, dessen Ufer die Männer und Frauen regelmäßig bearbeiten, sich nicht allzu viele Pflanzen neu ansiedeln konnten.
Lange Hosen und Handschuhe
Horst Gottmann hat indessen drei weiteren Stauden den Garaus gemacht. Ein Schlag gegen die Blüte, drei weitere, die den holzigen aber hohlen Stiel in Stücke teilt. Als alles auf dem Boden liegt, hackt Gottmann noch einmal die tellergroße Dolde klein. „Lässt man zu viel vom Stiel dran, arbeitet die Pflanze weiter und die Samen reifen doch noch.“ Das soll nicht passieren, die Hegering-Aktiven sind darum gründlich. Handschuhe haben alle an, lange Hosen und feste Jacken. Doch von Schutzanzügen und fest abschließenden Brillen ist nichts zu sehen. Sind die Wetteraner Hasardeure? „Nein, aber wir haben Erfahrung genug, um die Gefahren einschätzen zu können“, betont Kersting. Gefährlich ist der Saft der Herkulesstaude. Der kann schwere Verbrennungen auf der Haut auslösen. Auch dann noch, wenn er in der Kleidung steckt. „Wir müssen unsere Sachen nach dem Einsatz immer waschen, sonst ätzt der Pflanzensaft beim nächsten Tragen.“
Kampf nicht zu gewinnen
Dass es für die engagierten Männer und Frauen ein nächstes Mal gibt, das steht fest. Denn den Kampf gegen den Riesen Bärenklau können sie nicht gewinnen. Auch wenn sie den Bärenklautöter in ihren Reihen haben.
+++Mitstreiter willkommen +++
- Die Trophäe „Bärenklautöter“ ist aus einer Pflanze präpariert. Reiner Overhoff hat einen getrockneten Stiel bearbeitet.
- Die Auszeichnung soll als Wanderpokal Menschen auszeichnen, die sich besonders für den Naturschutz einsetzen.
- Bei dieser Arbeit sind im Hegering Mitstreiter durchaus willkommen. Jäger müssen sie nicht sein. Der nächste Einsatz ist am Mittwoch, 26. Juli. Kontakt: www.hegering-volmarstein.de
- Auch in Herdecke rücken seit 2005 Ehrenamtliche unter der Führung von Wolfgang Mey dem Bärenklau zu Leibe.