Wetter. . Auf die Ausschreibung der Arbeiten zur Ruhr-Renaturierung sind nur zwei Angebote eingegangen. Und die sind der Bezirksregierung zu teuer.
- Die Bezirksregierung hat den Start der Renaturierung der Ruhr verschoben
- Nach der Ausschreibung waren nur zwei Angebote eingegangen
- Jetzt soll im kommenden Jahr eine neue Vergabe starten
Die Renaturierung der Ruhr in Wengern muss ins kommende Jahr verschoben werden. Die Bezirksregierung Arnsberg hat keine geeigneten Firmen gefunden, die die Arbeiten zwischen Wetter und Witten ausführen.
18 Firmen hatten nach der Veröffentlichung der Ausschreibung die Unterlagen bei der Zentralen Vergabestelle der Bezirksregierung angefordert. Gerade einmal zwei davon haben dann ein konkretes Angebot abgegeben. Und diese hätten preislich „beide erheblich über den für die Maßnahme zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln gelegen“, erklärt der verantwortliche Dezernent in der Abteilung Wasserwirtschaft Ulrich Detering.
Firmen sind überlastet
Dass zwischen Angebot und Nachfrage eine solche Lücke klafft, liegt nach Aussage des Dezernenten nicht an einer zu niedrig angesetzten Kalkulation. „Da orientieren wir uns an marktüblichen Preisen.“ Doch seien die Auftragsbücher der Firmen voll. Eine Nachfrage bei Straßen-NRW, einem zweiten großen Auftraggeber für die Bauwirtschaft in der Region, habe ergeben, dass es auch dort Probleme gebe. „Viele Firmen geben gar kein Angebot mehr ab, weil sie es zeitlich nicht schaffen, Arbeiten zu übernehmen.“
Dabei ist das Projekt, was die Bodentransporte angeht, bereits abgespeckt worden. Weil es vor allem in Wengern massive Bedenken gegeben hatte, dass 220 000 Kubikmeter Boden abtransportiert werden sollen und dafür 12 000 Lkw-Fahrten nötig wären, waren die Planungen angepasst worden.
Bauschutt muss auf die Deponie
Um die Bodentransporte zu reduzieren, wurden zwei Aussichtshügel eingeplant, die den Nutzern des Ruhrtalradweges einen Überblick über die Natur verschaffen sollen. Zudem will man am Flussrand darauf setzen, dass das Wasser mitarbeitet. Derzeit lenken aus Steinen gesetzte Längsbuhnen die Strömung vom Ufer weg. Dort sollen jetzt nur die Steine entfernt werden, damit der Fluss seine Uferbereiche wieder selbst gestalten kann. „80 000 Kubikmeter hätten wir nun noch transportieren müssen“, so Detering. Und es gibt Überlegungen, auch diese Menge noch zu reduzieren. Komplett verzichten können die Renaturierungs-Planer auf den Bodentransport aber nicht. „Es gibt auch Stellen, an denen zum Beispiel Bauschutt verbaut wurde, das muss deponiert werden“, erklärt der Dezernent.
Beginn im Sommer 2018
Mit einer neuen Ausschreibung will die Bezirksregierung den potentiellen Auftragnehmern nun mehr Zeit geben, die Arbeiten in ihren Terminplan einzubauen. „In der Regel können wir zwischen zehn oder zwölf Anbietern auswählen“, hofft Detering dann auf passendere Preise. Bis die Arbeiten starten, wird aber in jedem Fall ein Jahr vergehen. Denn das Zeitfenster ist eng begrenzt. Frühestens ab Juli 2018 kann mit dem Abbaggern begonnen werden. „Dabei müssen wir auch noch auf Nachbrüter Rücksicht nehmen, um die dann herumgearbeitet werden muss“, so Detering. Spätsommer und Herbst sind dann die Monate, in denen gut gearbeitet werden kann. Bis Februar geht die Phase, in der die Natur wenig gestört wird. Allerdings, so Ulrich Detering, könnte im Winter Hochwasser für Pausen sorgen.
Genehmigung gilt fünf Jahre
Bis 2027 muss nach den Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie die Ruhr in einen naturnahen Zustand versetzt werden, von der Quelle bis zur Mündung. „An vielen Stellen sind wir schon weit gekommen“, sagt Detering und ist sicher, dass trotz einer Verzögerung der Termin zu halten ist. Neue Genehmigungsverfahren muss die Bezirksregierung mit der Verschiebung nicht anstoßen. „Die Genehmigung hat fünf Jahre Rechtskraft“, sagt der zuständige Dezernent. Allerdings werde man, wenn es denn tatsächlich los geht, vor Ort noch einmal über die geplanten Arbeiten informieren.
Keine Sperrung des Ruhrtalradweges
- Zunächst stehen Arbeiten am linken Ruhrufer flussabwärts gesehen an. In Wengern und Bommern soll jetzt 2018 gestartet werden. Ein Jahr später will die Bezirksregierung das rechte Ruhrufer in Gedern in Angriff nehmen.
- Eine Sperrung des Ruhrtalradweges soll durch einen provisorischen Tunnel verhindert werden.
- Durch die Röhre fahren die Lkw, darüber führt der Radweg mit einem entsprechenden Aussichtspunkt – auf die Arbeiten.