Unsere Stadt wird bunter heißt es oft und wir drücken damit aus, dass wir durch geflüchtete Menschen in unserer Stadt mehr Kulturen wahrnehmen, auf sie treffen und mit ihnen hier in Wetter das Leben gestalten.

Bunt ist schon ein Schlag­­-
wort geworden, das in allen Situationen und Umständen gebraucht wird. Auch bei uns in der Kirche.

Aber was heißt eigentlich, dass es bunt wird? Nicht jedem gefällt es bunt. Und da wo sich zwei Farben treffen entsteht nicht immer in aller Harmonie eine schöne Mischfarbe wie im Malkasten.


Ich habe letztens über einen Abschnitt (1. Kor 9,19-23) gepredigt, wo Paulus diese Mischherausforderung einer bunten Gemeinde oder modern gesagt den Inklusionsanspruch einer Gesellschaft und Kirche darstellt.


Paulus spricht davon, dass er den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche wird, um des Evangeliums willen. Er stellt klar, dass es ihm darum geht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen über den Glauben und ist dabei bereit, sein kulturelles Verständnis für den Moment des Aufeinandertreffens völlig aufzugeben.


Zugegeben, dass ist keine populäre Lösung und widerspricht allen Debatten rund um eine so genannte Leitkultur.


Verstanden habe ich aber, was Paulus meinte, als ich mich mit einem jungen Iraner in unserer Gemeinde über den Glauben unterhalten habe. Da haben wir erst über Islam, dann über das Christentum gesprochen. Er hat einen Freund für mich übersetzen lassen. Sein Deutsch reichte noch nicht aus für ein direktes Gespräch.


Und während des Gespräches merke ich, wie meine Bilder, Metaphern und Symbole, die ich benutze, um meinen Glauben zu erklären, kaum verstanden werden. Dann erklärt mir der Übersetzer, was eine Metapher bedeutet, die mein Gegenüber gerade gebraucht hat, um den christlichen Glauben zu beschreiben. Und ich bin platt. Ich kenne keine Metapher, die das im Deutschen so ausdrückt!


Jetzt verstehe ich warum es im Gespräch wichtig ist dem Iraner ein Iraner zu werden. Wir brauchen für eine bunte Kirche und für eine bunte Gesellschaft nicht nur die Sprachübersetzer, sondern auch die kulturellen Übersetzer. Das kostet was und ist anstrengender als gedacht: Zeit, Verständigungsprobleme, Irritationen.


Aber der Gewinn ist ein neuer Farbton – meines Glaubens und meines Lebens.


Dafür lohnt es sich!