Wetter/Herdecke. . Ein Edeka, ein neuer großer Aldi und ein Drogeriemarkt in Vorhalle könnten noch mehr Kaufkraft aus Wetter abziehen. Die Stadt will sich wehren.
- Verwaltung und Politik sehen die Ansiedlung eines Edeka-Marktes in Vorhalle skeptisch
- Neben dem Markt soll ein größerer Aldi entstehen, auch ein Rossmann ist geplant
- Auch Herdecke hat den Planungen bereits widersprochen
Ratsfrau Doris Hülshoff hält es in diesem Moment mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump. „Wetter first“, sagt die FDP-Politikerin mit Blick auf die Pläne der Stadt Hagen, in Vorhalle ein Nahversorgungszentrum zu errichten. 3560 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen an der Ophauser Straße – dort, wo derzeit ein Aldi mit 720 Quadratmetern angesiedelt ist – entstehen. Edeka, ein erweiterter Aldi und ein Drogeriemarkt von Rossmann sind geplant.
Eine Projekt, das aus Sicht der wetterschen Politik mit Nahversorgung für den Stadtteil Vorhalle nicht mehr viel zu tun hat.
Hagen argumentiert mit eben dieser Sicherung der Nahversorgung, um für das Expansionsprojekt bei den Nachbarstädten zu werben. Dass überhaupt in einem so frühen Stadium der Planung die Nachbarn informiert werden, liegt daran, dass die Kommunen im östlichen Ruhrgebiet Mitglied im Regionalen Einzelhandelskonzept sind. Gemeindeübergreifend soll hier die großflächige Einzelhandelsentwicklung abgestimmt werden.
Boeler kaufen nicht in Vorhalle
Im weiteren Prozess haben Herdecke wie Wetter im Rahmen der Bauleitplanung dann nochmals Gelegenheit, ihre Bedenken anzumelden.
Großer Aldi als Konkurrenz bewertet
Gegen eine einzelne Ansiedlung eines Vollsortimenters wie Edeka in Vorhalle gibt es nach Ansicht der Verwaltung keine Einwände.
Doch schon die Ausweitung der Aldi-Grundfläche von 720 auf 1200 Quadratmeter sei problematisch. „Das ist absolute Konkurrenz.“
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Bauen hat eine negative Stellungnahme der Verwaltung befürwortet. Diese wird im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens abgegeben.
Kritik übt die Verwaltung in Wetter nicht nur an der grundsätzlichen Dimension der Ansiedlung. Auch die vorgelegten Gutachten, die eine Verträglichkeit attestieren, sind nach Ansicht von Fachbereichsleiter Manfred Sell fehlerhaft: „Den Stadtteil Boele als Einzugsgebiet für dieses Einzelhandelszentrum mit einzubeziehen, ist nicht glaubhaft.“ Eine Bewertung, der sich auch Ausschussmitglied Gerd Michaelis anschließt, der eher vermutet, dass der Vollsortimenter am Boeler Markt auch Ziel von Kunden aus Wetter und Herdecke ist.
Fehlerhaft ist nach Ansicht der Verwaltung auch die Berechnung der Entfernung zwischen Vorhalle und Wetter. Hier setzen die Hagener Planer 7,5 Kilometer an, tatsächlich fahren Kunden aus Wetter zwischen 2,6 Kilometer (ab Stadtgrenze) oder 4,2 Kilometer (Innenstadt) bis Vorhalle, wenn ab 2018 der Weg wieder über den Obergraben führt.
Kaufkraftabfluss befürchtet
Falsche Zahlen haben die Gutachter nach Ansicht der Verwaltung auch bei der Kaufkraftanalyse zu Grunde gelegt. Während die Gutachter der Stadt Hagen von einer Verträglichkeit ausgehen, sehen die von der Stadt Wetter beauftragten Wirtschaftsexperten eher einen Kaufkraftabfluss in Richtung des Hagener Vorortes. „Damit die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektes gegeben ist, ist es auf gezielte Kaufkraftzuflüsse aus Wetter und Herdecke angewiesen“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt Wetter.
Frage nach juristischen Mitteln
„Wir haben die Innenstadt von Wetter aufwändig umgestaltet, und es ist ein mühsamer Prozess, gegen die Leerstände anzukämpfen“, sagt Manfred Sell. „Eine solche Ansiedlung in Vorhalle würde uns definitiv schwächen.“ Dieses Einkaufszentrum sei in fünf Minuten zu erreichen, „das hat eine Sogwirkung.“
Für die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses ist klar, dass sich die Stadt gegen das Projekt zu Wehr setzen muss. „Wir müssen klären, ob man auch juristisch etwas erreichen kann“, so Doris Hülshoff . Sang und klanglos wolle man sich auf keinen Fall ein solches Objekt vor die Tür stellen lassen. Sigrid Haag von den Grünen hofft derweil auch auf die regionalen Aufsichtsbehörden, die die negativen Stellungnahmen aus Wetter und Herdecke auf den Tisch bekommen. „Gutachten mit solchen Fehlern können doch keine Entscheidungsgrundlage sein.“
Abwanderungstendenzen stoppen
Peter Zinn indes appellierte an die Stadtverwaltung, nicht nur auf Verteidigung zu setzen. „Neben unserer negativen Stellungnahme sollten wir sehen, ob es nicht möglich ist, für Alt-Wetter einen eigenen Vollsortimenter zu bekommen.“ Man könne Abwanderungstendenzen, die es auch schon jetzt in Wetter Richtung Herdecke und Bommern gebe, nicht dadurch abwenden, dass man Entwicklungen anderswo blockiere.