Herdecke/Witten. . Ein neuer Wochenmarkt auf dem Schnee lockt Kunden aus Herdecke, Witten und Dortmund an. Ein kleiner Ersatz für den fehlenden Supermarkt.

In diesen Tagen kommen auf dem Schnee echte Frühlingsgefühle auf: Stiefmütterchen und Hornveilchen recken ihre Blüten zur Sonne, Unmengen bunter Tulpen verlocken zum Kauf. Knapp zwei Jahre gibt es den kleinen Wochenmarkt jetzt an jedem Mittwoch hier auf der Stadtgrenze zwischen Herdecke und Witten. „Es hat sich genau so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich bin sehr zufrieden“, sagt Blumenhändler Ralf Gronemanns.

Blumen, Wurst und Gemüse

Da ist er nicht der Einzige. Wen man auch fragt – alle sind voll des Lobes. Kein Wunder, denn der Markt bietet so einiges, was es sonst nirgends mehr gibt im Ort – seit Ende 2013 der Edeka dicht machte. „Ich bin regelmäßig hier“, sagt Borghild Heide. Die 66-Jährige hat gerade einen Blumenstrauß gekauft. Meist kommen auch noch Gemüse und Wurst dazu.

Gronemanns Blumenstand nimmt fast die ganze Breitseite des kleinen Platzes ein. Gegenüber bietet Theo Vechtel (62) Produkte von seinem Hof im 100 Kilometer entfernten Harsewinkel an: Kartoffeln, Möhren, Porree, Rote Beete, natürlich Eier, jetzt vor Ostern auch die bunten. Seit 30 Jahren steht Vechtel auf Wochenmärkten, am liebsten auf den kleinen. „Das Verhältnis zu den Kollegen und zu den Kunden ist persönlicher“, sagt er. Mitarbeiterin Renate Thiemann ergänzt: „Man tauscht sogar Rezepte aus.“

Stammkundschaft ranziehen

Auch Theo Vechtel sagt: „Der Markt wird sehr gut angenommen.“ Natürlich habe es ein wenig gedauert, bis es so gut lief: „Man muss sich seine Stammkundschaft erst mal ranziehen und das geht nur, wenn man Top-Ware anbietet.“ Die vielleicht nicht immer so günstig sein kann wie auf großen Wochenmärkten. Und natürlich: Bei Regen kämen nicht ganz so viele Besucher.

Verhandlungen mit neuem Betreiber

Ende 2013 wurde der Edeka auf dem Schnee geschlossen. Seitdem tut sich nichts mehr in dem leerstehenden Gebäude auf der Kuppe der Ardeystraße. Man sei „in guten Gesprächen, aber ein Ergebnis gibt es noch nicht“, heißt es von Seiten der Stadt Witten über Verhandlungen mit einem neuen Betreiber.

Im Korb von Brigitte Meurer liegen schon Sellerie und Möhren. „Supergut“ findet sie den Markt. Deshalb kauft sie hier Blumen, Fisch, Obst und Gemüse. All das gibt es in reicher Auswahl, doch viel mehr auch nicht. Von den anfangs sieben Ständen sind fünf geblieben: Holländische Fischspezialitäten, die man auch gleich am Tischchen in der Sonne genießen kann, und die Dortmunder Gulaschkanone, bei der es sogar vegetarische Blumenkohlsuppe gibt, gehören noch dazu. Außerdem eine Fleischerei aus Dortmund-Barop. Was jetzt fehlt: der Käsestand und die Frikadellenbraterei.

Auch der Bäcker profitiert

Aber: „Da wird bald was Neues kommen, das diese Lücke füllt“, verspricht Marktmeister Matthias Pöck. Was, will er noch nicht verraten. Doch Pöck bestätigt, worin Kunden und Händler sich einig sind: „Der Markt auf dem Schnee läuft bombig.“ Er schiebt das auf die Lage im „Dreiländereck“: Die Leute kommen aus Witten, Herdecke und Dortmund. Davon profitiert auch die Bäckerei Mohr am Platz. Die Tische im kleinen Innenraum sind jedenfalls voll belegt.

Mittagspause auf dem Markt

Eine Frau, die bei den Technischen Betrieben in Herdecke arbeitet, verbringt ihre Mittagspause fast jeden Mittwoch auf dem Schnee. „Wir holen uns hier oft Blumen fürs Büro“, sagt die 50-Jährige. Und gleich wird sie noch Kibbeling essen – frittierten Fisch. Den Markt findet sie vor allem auch für die älteren Leute aus der Umgebung gut, „die können ja nicht alle so weit laufen oder fahren“.

Bald werden sie nach dem Einkauf auf einer Bank verschnaufen können. Denn: „wir werden Verweilzonen einrichten“, sagt Marktmeister Pöck. Krümel, den Rauhaardackel vom Vechtel-Hof, kümmert das nicht: Er hockt den ganzen Vormittag brav in einer leeren Gemüsekiste.