Wengern. . Die einen preisen die neue Idylle, die anderen fürchten um den Wert ihres Grundstücks. Der Umbau der Schmalenbecke freut nicht alle Anlieger.
- Der Hochwasserschutz in Wengern soll verbessert werden
- Dafür wird auch die Schmalenbecke renaturiert
- Doch das gefällt nicht allen Anliegern
Die eine spricht von einer Idylle mit Bachlauf und Insel, der andere sieht seinen Besitz in Gefahr, wenn hinter dem Haus mit mehreren Eigentumswohnungen, dort wo jetzt auf einem gepflasterten Hof Garagen stehen, die Schmalenbecke renaturiert wird. Zwei Sichtweisen, die sich Mitglieder der SPD Wengern jetzt bei ihrer Quartiersrunde angehört haben.
2013 hat ein Starkregen zu massiven Überschwemmungen an Schmalenbecke und Elbsche und in der Folge zu hohen Schäden bei Anliegern geführt. Die Stadt musste handeln – um die Anlieger zu schützen, aber auch, um der europäischen Wasserrahmenrichtlinie genüge zu tun, die die Renaturierung von Bächen und Flüssen fordert. Ein erster Bauabschnitt ist inzwischen abgeschlossen. Die Schmalenbecke ist auf einer Länge von knapp 200 Metern aus dem stark verbauten Bett entlassen und plätschert nun in einem breiteren Bachbett durch die Gärten in Wengern. Die Fließgeschwindigkeit ist herabgesetzt, bei Hochwasser gibt es Flächen, in die sich das Wasser ausdehnen kann.
Garagen müssten weichen
So soll es auch im Oberlauf des Baches künftig sein. Die Pläne für den zweiten Bauabschnitt stellte Egbert Feuerstack, Verwaltungsfachmann für die Grünflächen, den Parteimitgliedern und Anliegern vor Ort vor. Dort, wo derzeit ein Fußweg zu Bolzplatz und Skater-Platz führt, soll der Bach seinen neuen Lauf finden. Der Weg bachaufwärts wird verlegt. Am Parkplatz am Ende der Straße Im Bremmen soll der Bach schließlich einen Knick machen, um dann zwischen den Grundstücken weiter zu fließen. Weichen müssten vier Garagen einer Eigentümergemeinschaft, die Stadt würde direkt neben dem Gebäude neue Garagen bauen lassen. Für Lothar Risch ist das keine Option. Der Anlieger sieht nicht nur seine Investition von 30 000 Euro für die Befestigung des jetzigen Bachverlaufs verloren, er fürchtet auch um den Wert seines Grundstücks.
Anliegerin freut sich über Insel
Egbert Feuerstack sieht eher das Gegenteil. Derzeit fließt die Schmalenbecke nur wenige Meter hinter dem Haus in einem gemauerten Bett mit steilen Kanten. Den Eigentümern bleibt nur eine Terrasse, dann beginnt das steile steinerne Ufer. „Wenn wir den Bach hier verlegen, gewinnen Sie doch Gartenfläche hinzu“, versucht der Planer den Anlieger zu überzeugen. Sigrun Hansmann springt ihm bei und berichtet, dass in ihrem Garten der Bach nun zwei Wege nimmt. „Ich habe nun sogar eine kleine Insel“, so die Anliegerin des bereits renaturierten Laufs. Doch Lothar Risch ist in diesem Moment nicht zu überzeugen. „Ich möchte es so behalten, wie es ist.“
Anwohner regt im Gespräch mit Bürgermeister und SPD-Chef Alternative an
Als Alternative zur Verlegung der Schmalenbecke hinter dem Parkplatz komme auch eine größere Verrohrung und anschließende Erweiterung des gemauerten Bachbettes in Frage, berichtet Anwohner Lothar Risch von einem Gespräch mit Bürgermeister Frank Hasenberg und dem SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Peter Zinn.
Um eine bessere Planungsgrundlage für die Wasserwirtschaft in Wengern zu erhalten, werden Pegel in Schmalenbecke, Elbsche und Opfersiepen eingebaut, die etwa die Fließgeschwindigkeit dokumentieren. Mit den Daten der Pegel können Modelle errechnet werden, wie und wo Niederschlagswasser abfließt.
Für Egbert Feuerstack ein Problem, denn ein „weiter so“ sehen die europäische Vorgaben nicht vor, und auch aus Sicht des Hochwasserschutzes sei das keine Option. „Je enger das Bachbett, umso höher die Fließgeschwindigkeiten“, erklärt der Fachmann. Das Wasser brauche Platz, um sich auszudehnen. Auch dort, wo es schon zwischen den Häusern fließt. Feuerstack widerspricht damit auch Ideen, die einige Teilnehmer der Quartiersrunde einbringen: Man könne doch oberhalb des Dorfes eine Stauanlage für Hochwasser anlegen. Das werde doch in den Alpen in Zeiten der Schneeschmelze auch gemacht. „Zwei Meter hoch aufstauen, das funktioniert nicht und entspricht auch nicht den EU-Vorgaben“, sieht Egbert Feuerstack für diesen Vorschlag keine Chance. „Es geht kein Weg darum herum, diesen Bach zu renaturieren.“