Wetter. . Nach Jazzfestivals und Treppenhauskonzerten wurde es in Sachen Kultur still im Bürgerhaus und seinem Park. Aber das könnte sich wieder ändern.
- Bis zu 800 Besucher pilgerten Jahr für Jahr zum Jazzfestival im Park des Bürgerhauses
- Auch die Treppenhauskonzerte waren immer restlos ausverkauft
- Seitdem befinden sich Villa und Park, mit kurzen Unterbrechungen, in einem kulturellen Dornröschenschlaf
Es war einmal. . . vor gar nicht allzu langer Zeit, als im Bürgerhaus und seinem Park Kulturveranstaltungen von immenser Strahlkraft stattfanden. Jasper van’t Hof und Till Brönner, Klaus Doldinger, Wolfgang Dauner, Albert Mangelsdorff – allein die Namen klingen wie Musik in den Ohren. Sie alle und viele mehr spielten beim Festival im Park auf. Zwischen 1990 und 2007 pilgerten nicht selten an die 800 Besucher in den Bürgerpark, um hochkarätige Bands und Solisten zu erleben. Drinnen, im Bürgerhaus, erklang über 25 Jahre lang Klassik bei den Treppenhauskonzerten, die bis zur letzten Saison immer restlos ausverkauft waren. Aber in den letzten Jahren ist es – bis auf wenige Ausnahmen – in Sachen Kultur still dort geworden. Was (nicht nur) viele Wetteraner bedauern.
Maximal 400 Leute
„Es war eine schöne Zeit“, erinnert sich Kultur-Fachbereichsleiter Dr. Dietrich Thier gern zurück an die Jahre, als „die ganz Großen hier bei uns im Park gespielt haben“. „Da passte alles. Ich werde heute noch darauf angesprochen und habe auch noch Kontakte in diese Szene. Carolin Breuer zum Beispiel, die große Saxofonistin, erinnert sich immer noch gerne an die besondere Atmosphäre“, so Thier. Er ist der Meinung, dass die städtebauliche Entwicklung eine kulturelle Wiederbelebung von Villa und Park verdient hätte. „Aber sowas müsste heute kleiner werden“, sagt er und denkt am maximal 400 Leute im Park. Denn nach der Love-Parade werde bei Großveranstaltungen zunächst mal nach Rettungswegen gefragt. Und die seien seiner Meinung nach sowohl zur Kaiserstraße als auch zur Wilhelm- und zur Gustav-Vorsteher-Straße hin zu eng. Man müsste sich also unter anderem über andere Zuwegungen unterhalten. Und am Ende sei alles auch eine Frage der Finanzierbarkeit. Sein Fazit: „Die Location ist schwierig, aber nicht unmöglich.“
Nutzer jenseits der Kunst
Kleine Konzerte etwa könnte Bürgermeister Frank Hasenberg sich im Bürgerhaus oder auch im Park vorstellen – immer „in guter Abstimmung mit der Bürgerschaft drumherum“. Die Lichtinstallation des Kunstvereins ArtENreich im Bürgerpark etwa, so erinnerte er, sei „eine tolle Geschichte“ gewesen. Aber auch jenseits der Kunst ist das Bürgerhaus durchweg gut besucht. 17 Dauernutzer sind regelmäßig dort zu Gast – von der Volkshochschule über den Mieterverein bis hin zu den politischen Parteien. Sie alle zahlen, wenn sie Räume nutzen. An etwa 40 Wochenenden im Jahr sind Teile des Bürgerhauses (etwa der große Saal mit Terrasse oder der Weinkeller) für Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Klassentreffen oder Silvesterfeiern vermietet. „Auch Ausschüsse tagen hier, das Erzählcafé der Senioren findet hier ebenso statt wie einzelne Treffen von Lions und Rotariern“, erklärt Patricia Weinstock vom Gebäude- und Immobilienmanagement der Stadt, dass das Gebäude relativ gut ausgelastet sei.
Villa 1974 von der Stadt erworben
Die Villa der Familie Vorsteher wurde 1895 erbaut und 1974 von der Stadt erworben. Seitdem dient sie als Bürgerhaus, dessen großer „Fan und Anhänger“ der Bürgermeister ist. „Das ist unser historisches Erbe und kommt gleich nach dem Rathaus.“
Die Einnahmen durch Vermietung im Bürgerhaus decken ungefähr die Bewirtschaftungskosten. Der jährliche Zuschussbedarf beträgt inklusive Personalkosten 44 000 Euro.
Mehr Infos zum Bürgerhaus und den aktuellen Nutzungsgebühren unter www.stadt-wetter.de
Baulich „guter Zustand“
Der jährliche Zuschuss, den die Stadt zum Erhalt ihrer guten Stube beisteuern muss, sei „deutlich geringer als man erwarten könnte“, so Frank Hasenberg. Auch sei baulich alles in gutem Zustand. Und zwischen Nutzungsgebühren und öffentlichem Charakter sei zudem ein „guter Kompromiss“ gefunden worden. Alles gut also im Bürgerhaus? Oder sollte die ehemalige Industriellenvilla nicht mal wieder aus ihrem kulturellen Dornröschenschlaf erweckt werden? Der Bürgermeister sagt: „Kunst und Kultur können hier gut funktionieren. Für eine gute öffentliche Nutzung sind wir offen; man müsste nur die richtigen Ideen haben.“
Ideen vorhanden
Ideen? Die haben die kreativen Köpfe von ArtENreich mehr als genug. Allein, es scheitert am Geld. Zwei Mal, 2013 und 2014, hat der heimische Kunstverein ein ganzes Wochenende lang dem Park und der Gründerzeit-Villa wieder Leben eingehaucht. Spektakuläre Lichtinstallationen des Schwerter Lichtkünstlers Jörg Rost, Malerei, Skulpturen sowie Konzerte und Lesungen hatten viele Besucher auch aus der Umgebung in die Harkortstadt gelockt. „Wir wollten das in diesem Jahr wieder aufleben lassen, aber wir arbeiten schon am Straßenkunstfestival“, sagt Vereinsvorstand Wolfgang Wehmeyer, „ich weiß nicht, ob ich das finanziell auch noch hin kriege.“ Dabei habe er sich schon mit Jörg Rost in der Villa getroffen, um auszuloten, ob eine Lichtinstallation auch im Gebäude selbst möglich sei. Dazu ein klassisches und ein modernes Konzert an zwei Abenden im Treppenhaus, das wäre was. Wehmeyer: „Ich bin immer wieder in dem Park. Auch dort wäre ein Konzert auf einer kleinen Bühne toll. Es gibt so verwunschene Ecken; schade, dass dort nichts passiert.“ Sagt es und hofft, doch noch Geldgeber für die dritte Auflage eines Kunstwochenendes zu finden – das wäre geradezu märchenhaft.