Wetter/Herdecke. . In Wetter sind es mehrere Gebäude, die verfallen. In Herdecke zeichnete sich für eine Schrottimmobilie nun eine Lösung ab.

  • So genannten Schrottimmobilien sind für Städte ein Problem
  • Eigentümer können kaum gezwungen werden, sie zu sanieren
  • In Herdecke gibt es nun eine Lösung für ein Haus an der Hauptstraße

Die Fenster des ehemaligen evangelischen Gemeindehauses sind inzwischen mit Brettern vernagelt. Seit langem steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. Nur wenige Schritte weiter bei der früheren Gaststätte Nordstern in der Bismarckstraße das gleiche Bild. Eingeschlagene Scheiben wurden notdürftig durch Holzbretter ersetzt. Gebäude, die nicht genutzt werden. Häuser ohne Perspektive. Schrottimmobilien.

Land legt Modellprojekt auf

In Großstädten werden solche Häuser immer mehr zum Problem, da sie oft an ein bestimmtes Klientel vermietet werden. Das Land NRW hat darum „Modellvorhaben Problemimmobilien im Kontext der Zuwanderung aus Südosteuropa“ aufgelegt. Städte wie Dortmund oder Hagen erhalten Fördermittel, um den Erwerb sowie einen Abriss oder eine umfangreiche Sanierung zu finanzieren. Aber was machen die kleinen Kommunen, die nicht gleich mit einem ganzen Problemviertel aufwarten können?

Vorkaufsrecht in der Kaiserstraße

„Den privaten Eigentümer in die Pflicht zu nehmen ist schwierig“, sagt Daniel Matißik, Bauamtsleiter in Herdecke. Eine Möglichkeit der Stadt sei es, eine Immobilie zu erwerben. Doch fehlt dazu in den meisten Kommunen das Geld. Einen Immobilienfonds zum Ankauf von Objekten, wie ihn beispielsweise Hamm aufgelegt hat – dafür wurde unter anderem die Grundsteuer B erhöht –, haben weder Wetter noch Herdecke. Die Stadt Wetter hat lediglich bei der Umbauplanung für die Innenstadt von Wetter eine Vorkaufsrechtsatzung für einen kleinen Bereich der unteren Kaiserstraße beschlossen. Ein Objekt wurde bislang gekauft. In der Kaiserstraße 104 residiert derzeit das Stadt-Umbaubüro.

Stadt bietet Hilfe an

Noch nicht Schrott, aber nicht mehr schön, ist die ehemalige Netto-Filiale in Wetter.

Das Angebot, eine Verkaufsanzeige auf die städtische Homepage zu stellen, sei noch nicht in Anspruch genommen worden, so die Verwaltung.

Werbung für die Fördertöpfe

Damit es erst gar nicht so weit kommt, dass heruntergekommene Objekte den Ruf einer ganzen Straße ruinieren, macht die Verwaltung in Wetter reichlich Werbung für die Fördertöpfe, die im Rahmen der Innenstadtgestaltung gefüllt wurden. „Das geschieht durch individuelle Beratungsgespräche mit Eigentümern und Projekten wie etwa der Fassadensanierung im Rahmen des Haus- und Hofflächenprogramms“, erklärt Stadtsprecher Jens Holsteg. „Im Rahmen dieses Programms berät Quartiermanagerin Andrea Moises über Fördermöglichkeiten. Das betrifft nicht nur Arbeiten an der Fassade sondern auch Tipps zu besseren Gestaltungsmöglichkeiten im Innenbereich von Immobilien.“ Mehrere Fassaden würden an der unteren Kaiserstraße bereits in einem moderneren Äußeren „erstrahlen“.

Bauland wird schnell veräußert

Vermittlung und Beratung, das ist auch der Weg, auf den Herdecke beim Thema Problemimmobilien setzt. Viele Schandflecken kann Daniel Matißik nicht aufzählen. „Es gibt kaum Bauland in Herdecke, da wird möglicher Baugrund schnell veräußert“, regelt sich nach Ansicht des Bauplaners der Markt weitgehend selbst. So wie in der oberen Hauptstraße, in der sich nach langen Jahren nun doch eine Lösung für die ehemalige Gaststätte Haus Kurzbach abzeichnet. Immer wieder war in den entsprechenden Ausschüssen nachgefragt worden, wann dieser „Schandfleck am Stadteingang“ endlich verschwinde.

Trading-down-Effekt kann sich umkehren

Ein neuer Eigentümer wird dort nun ein Mehrfamilienhaus errichten. „Wir werden uns an dieser Stelle wesentlich verbessern“, sieht Daniel Matißik durch den Neubau auch einen positiven Effekt für die Nachbarschaft. Denn ebenso wie ein so genannter „Trading-down-Effekt“ zu beobachten ist – im Umfeld einer verwahrlosten Immobilie kümmern sich auch andere Besitzer nicht mehr – gibt es auch den umgekehrten Weg. Dort, wo investiert wird, ziehen andere nach. Auch, weil sie den Wert ihrer eigenen Immobilie steigern können.

Gemeindehaus wurde nur kurz genutzt

Das ehemalige evangelische Gemeindehaus in der Theodor-Heuss-Straße verfällt zunehmend. Jetzt sind auch noch die Fenster zugenagelt.
Das ehemalige evangelische Gemeindehaus in der Theodor-Heuss-Straße verfällt zunehmend. Jetzt sind auch noch die Fenster zugenagelt. © Susanne Schlenga

Ein Effekt, der beim ehemaligen Evangelischen Gemeindehaus an der Theodor-Heuss-Straße in Wetter nicht eingetreten ist. Auf dem Grundstück hinter dem Haus entstanden Neubauten, das seit 1997 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde danach nur kurz genutzt. Auch wenn auf der Fassade „Evangelisches Gemeindehaus“ steht, der Gemeinde gehört die Immobilie nicht mehr. Sie kann nicht mehr handeln, und auch der Stadt sind weitgehend die Hände gebunden. Immerhin wird wohl gelegentlich Kontakt zum Eigentümer aufgenommen. „Hier geht es um den Hinweis auf Sicherungspflichten und die Frage nach neuen Nutzungsmöglichkeiten“, so Wetters Stadtsprecher Jens Holsteg.

Eigentümer muss Haus absichern

Die Ehemalige Gaststätte Im Korten an der Esborner Straße ist verrammelt und verfällt.
Die Ehemalige Gaststätte Im Korten an der Esborner Straße ist verrammelt und verfällt. © Katharina Fries

Noch weniger Handlungsspielraum gibt es, wenn ein Objekt ohne Denkmalschutz verfällt. Aktuelles Beispiel: Die ehemalige Gaststätte Im Korten an der Esborner Straße. Auch wenn es hier nicht so viel Umfeld gibt, das negativ beeinflusst werden könnte, auffällig ist das immer weiter verfallende Gebäude schon. Hier ist ein Eigentümer lediglich verpflichtet, Haus und Grundstück entsprechend zu sichern.