Wetter/Herdecke. Der Schiedsmann Helmut Schier löst seit 25 Jahren Konflikte in Herdecke und erlebt dabei Kurioses. Vieles bringt er zusammen, aber nicht alles.
- Seit 25 versucht Helmut Schier, Streitigkeiten unter seinen Mitbürgern beizulegen
- Jetzt wurde er dafür vom Amtsgerichtsdirektor und der Bürgermeisterin geehrt
- Viele große und kleine Streitereien sind ihm zu Ohren gekommen. Und viel Kurioses.
Der mannshohe Metalldetektor am Eingang des Amtsgerichts Wetter wirkt ein bisschen einschüchternd. Helmut Schier scheint daran gewöhnt zu sein. Er grüßt den Beamten hinter der Glasscheibe freundlich und verkündet mit einem Lächeln, dass er heute Dienstjubiläum habe.
Amtsgerichtsdirektor Till Deipenwisch lud den gelernten Fernsehtechniker und Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster ein, um den Jahrestag gebührend zu feiern. Seit 25 Jahren befasst sich der gelernte Fernsehtechniker in seinem Ehrenamt damit, in großen und kleinen Streitigkeiten zwischen den Bürgern Herdeckes zu vermitteln. Kommt man in einer Auseinandersetzung zu keiner Einigung, kann ein Schlichtungsverfahren bei einem Schiedsmann- oder einer Schiedsfrau beantragt werden. Erst bei Ausstellung einer „Erfolglosigkeitsbescheinigung“ des Verfahrens werden kleinere Rechtsstreitigkeiten auch vor Gericht behandelt.
Die Streitthemen ändern sich
Dabei habe sich die Ausprägung der Streitpunkte über die Jahre deutlich verändert. „Früher waren es häufig Beleidigungen zwischen Privatpersonen, bei denen ich zur Schlichtung hinzugezogen wurde. Dabei gab es auch mal das ein oder andere blaue Auge“, so Schier. Mittlerweile stünden aber der Nachbarschaftsstreit über Grenzverläufe und Grünbewuchs im Vordergrund. Auch nehme die Beteiligung von Anwälten deutlich zu. „In den ersten Jahren konnte ich noch öfter außerhalb des Rechtsweges Konflikte auflösen.“
Grundsätzlich sei das Streitthema selbst zunächst egal. „Es geht immer darum, den Menschen zuzuhören. Auch wenn man sich manchmal wundert, über was für vermeintliche Kleinigkeiten sich die Leute streiten können“, erzählt Schier schmunzelnd. Deipenwisch pflichtet dem Jubilar bei. „Durch das Erzählen wird vieles objektiviert. Ist der Druck erst einmal raus, erreicht man häufig viel einfacher eine Einigung.“
Rauch-Fehde im Garten
Auf die Frage nach der kuriosesten Auseinandersetzung muss Schier eine Zeit lang überlegen. „Ich habe über die Jahre so manchen seltsamen Streit erlebt. Ein Nachbarschaftsstreit über Qualmbelästigung durch Rauchen endete damit, dass eine Partei Räucherstäbchen im Garten aufstellte, um mit einem Ventilator den Rauch hinüberzuwehen.“
Manchmal sei auch einfach keine Einigung zwischen den Parteien möglich. Anders als ein Richter spricht ein Schiedsmann nämlich kein abschließendes Urteil. „Ich kann nur bei der Einigung zwischen den Streitenden helfen und vermitteln — den letzten Schritt zur Versöhnung müssen sie immer noch selbst tun.“ Besonders tragisch sei es dabei, wenn eigentlich schon gelöste Konflikte im letzten Moment noch eskalierten.
Konflikt um das Prinzip
„Einmal hatte ich eine Einigung zwischen zwei ehemals Verheirateten in einer finanziellen Auseinandersetzung erreicht. Letztendlich scheiterte es daran, dass die Frau nicht bereit war, die 10 Euro Gebühr für das Schlichtungsverfahren zu bezahlen. Wenn es um das Prinzip geht, wird es immer schwierig.“
Das Ehrenamt des Schiedsmannes bringt es mit sich, auch privat für die Parteien erreichbar zu sein. Heute Abend hat Schier allerdings andere Pläne. „Ich gehe kegeln und feiere ausgiebig das Jubiläum.“
>>WIE WIRD MAN SCHIEDSPERSON?
Das Schiedsamt ist ein Ehrenamt. Voraussetzung für die Ausübung ist in NRW die Vollendung des 30. Lebensjahres. Der Bewerber darf nicht vorbestraft sein. Interessenten können sich bei ihrer Gemeinde bewerben. Bei Bedarf wird das Ehrenamt auch ausgeschrieben. Der Gemeinderat wählt eine Schiedsperson in das Amt.