Wetter. . Mitglieder des Bundes für Vogelschutz aus Wetter und Herdecke haben am Harkortsee den Vogelbestand ermittelt. Und manches Mal von vorn gezählt.

  • Der Bund für Vogelschutz hat am Harkortsee den Bestand der Wasservögel erfasst
  • Im Winter sind dort viele Arten anzutreffen
  • Klimawandel macht sich in der Statistik bemerkbar

„Hat schon jemand die Reiherenten gezählt“, fragt Gregor van Kampen in die Runde. Seine Frau Cornelia checkt sofort die Liste: „Nein.“ „Gut, dann zähle ich sie jetzt.“ Gregor van Kampen bringt sein Weitsichtgerät in Position und legt los: „Eins, zwei,...“

„Und was ist mit den Zwergtauchern“, will Bärbel Drane wissen. „Die sind schon durch. Du kannst aber die Haubentaucher nehmen“, erwidert Cornelia van Kampen. Es sind sechs Mitglieder des Bundes für Vogelschutz und Vogelkunde Herdecke und Hagen (BfV) die sich am Harkortsee getroffen haben, um Wasservögel zu zählen.

Verein hat aktuell 163 Mitglieder, früher waren es 500

Los geht die Exkursion am Seeplatz. Mit großen und kleinen Ferngläsern sowie Liste und Kameras ausgestattet, halten die Vogelfreunde Ausschau nach den gefiederten Gesellen. „Wir machen die Zählung im Januar, weil dann alle Wintervögel da sind“, begründet Timothy Drane den Zeitpunkt der Aktion. Drane ist der Vorsitzende des BfV, der aktuell 163 Mitglieder zählt. Gegründet wurde der Verein 1973. „Damals war es nur eine kleine Gruppe“, sagt Timothy Drane. Daraus wurde schließlich ein großer Verein mit Spitzenmitgliederzahlen von 500. Dann habe es einen Einbruch gegeben. Seit zehn Jahren ist die Zahl konstant.

121 Lachmöven und jede Menge Blässhühner

„Neun Reiherenten“, meldet Gregor van Kampen. Als nächstes widmet er sich den Schnatterenten. Plötzlich erhebt sich ein großer Schwarm Vögel und lässt sich anderswo wieder nieder. „Oh je Tim, da kommt ein Paddler“, hat van Kampen den Grund für die Aufregung entdeckt. Die Aufruhr bringt alles durcheinander. Wer seine Art noch nicht zu Ende gezählt hat, muss von vorn anfangen. „Ich war bei fast 300 Blässhühnern und noch lange nicht fertig“, ärgert sich Timothy Drane. Auch van Kampen muss neu beginnen: „Ich hatte aber erst fünf Schnatterenten.“ Deren Population hat im Laufe der vergangenen 20 Jahre stark zugenommen, sagt Drane. Gleiches gelte für Pfeifenten. Die hießen deshalb so, weil die Männchen in größeren Gruppen herrliche Töne von sich geben, erklärt der Vogelexperte. Auch die Zahl der Kanadagänse und Schwäne sei gestiegen. Zwerg- und Gänsesäger gebe es hingegen kaum noch. „Viel hat mit dem Klimawandel und mit der Wasserpest zu tun“, sagt Timothy Drane. Schnatter- und Pfeifenten sowie Schwäne fräßen gern Wasserpest. Andere Vogelarten bräuchten hingegen freie Wasserflächen, die aber von der Wasserpest eingenommen würden.

Als Kind schon in der Natur unterwegs

Unter die Vogelzähler haben sich Arne Ludwig mit Ehefrau Bernadette und dem fünfjährigen Töchterchen Helene gemischt. Die Familie will dem BfV beitreten und hat sich deshalb der Exkursion angeschlossen. Arne Ludwig war schon als Kind an der Natur interessiert: „Ich habe mit meinem Vater schon Naturwanderungen gemacht, da war ich so alt, wie meine Tochter jetzt.“

Auch Ehefrau Bernadette liebt die Natur, hat bereits Exkursionen mit dem NABU unternommen. Für die Vogelzählung haben sie ihre Ferngläser mitgebracht. Mitmachen dürfen sie aber noch nicht. Interessant ist es trotzdem, gerade für Helene. Die bekommt von Gregor van Kampen eine Einführung im Umgang mit dem großen Weitsichtgerät.

Inzwischen hat sich die Lage auf dem See wieder beruhigt. „121 Lachmöwen“, vermeldet Bärbel Drane. 61 Pfeifenten sind es bei Ehemann Timothy: „Das ist sehr viel. Vor zehn Jahren waren es hier nur zwei.“ Einen Kormoran zählt Gregor van Kampen. Dann noch zwei dazu. Und noch zwei Kanadagänse. Frau Cornelia trägt alle Zahlen ordentlich in die Liste ein. „Oh nein, da kommt der Paddler wieder“, verkündet Gregor van Kampen. Wieder ist alles durcheinander. Die Gruppe zieht schließlich weiter.

Ente klopft an die Scheibe

Auf dem Weg um den Harkortsee kommen die Vereinsmitglieder mit den Ludwigs ins Plaudern. Arne Ludwig erzählt, dass er früher mit seiner Familie am Harkortsee gewohnt hat. Sechs Jahre lang kam eine Ente, um an ihrem Haus zu brüten. Weil die Kleinen aber nicht über einen Rand kamen, haben alle geholfen, die Küken in Eimern sicher ins Wasser zu tragen. Irgendwann sei die Ente zutraulich geworden, habe an der Scheibe geklopft und sei beinahe ins Haus gekommen.

Ausgerüstet mit einem guten Fernglas lassen sich die Wasservögel leicht identifizieren.
Ausgerüstet mit einem guten Fernglas lassen sich die Wasservögel leicht identifizieren. © Jana Peuckert

Die Vogelzähler legen den nächsten Stopp ein. Erneut nimmt sich Gregor van Kampen die Reiherenten vor. „Die waren hier von der Vogelseuche betroffen. Sechs Tiere waren es wohl an Harkort- und Hengsteysee“, sagt Timothy Drane traurig. Warum es gerade diese Vogelart erwischt hat, kann er nicht sagen. Plötzlich macht sich ein Schatten über den Köpfen der Vereinsmitglieder breit – ein Bussard. Auch wenn das kein Wasservogel ist, wird er in die Liste eingetragen.

HILFE FÜR VÖGEL UND NATUR

  • Der Bund für Vogelschutz betreut fast 500 Nistkästen und Nisthilfen für Wildvögel.
  • Zum Schutz der gefährdeten Natur hat der Verein Grundstücke gekauft und gepachtet.
  • 26 000 Quadratmeter werden regelmäßig betreut.