Herdecke/Hagen/Wetter. . Raus aus dem FHS-Keller: 15 Quadratmeter Lagerfläche (oder mehr) sucht der Vogelschutzbund Herdecke und Hagen zur Unterbringung von Utensilien.
- Nach zehn Jahren ist für Verein kein Platz mehr im Keller des Gymnasiums
- Trockener und nicht zu kalter Platz für ausgestopfte Vögel gesucht
- Mittelfristig öffentliche Ausstellung als Ziel
Einer der Lieblingssätze von Timothy Drane lautet: „Die Vögel kennen keine Stadtgrenzen, warum sollen wir uns an welche halten?“, fragt der Vorsitzende des Bundes für Vogelschutz und Vogelkunde Herdecke und Hagen. Da der BfV sein Hauptbeobachtungsgebiet am Hengstey- und Harkortsee hat, zählen für Drane auch Wetter und Teile Dortmunds zum Erkundungsareal des 1973 gegründeten Vogelschutzbundes.
Seine Wurzeln hat der Verein in Herdecke. Im Keller des Friedrich-Harkort-Gymnasiums haben die Naturschützer nach vorigen Stationen am Kleff und in der Grundschule Schraberg ihre Besitztümer, darunter einige ausgestopfte Vögel, gelagert. Und das erfordert nach knapp zehn Jahren jetzt ein Umdenken: Ende Mai muss der BfV den Raum räumen. Nach einer Vorab-Information der Bürgermeisterin erfuhren Drane und die 160 Mitglieder nun per Brief, dass für ihre Vereinsutensilien im Zuge der anstehenden Brandschutz-Maßnahmen und danach kein Platz mehr an der Hengsteyseestraße sei.
Daher hoffen die Vogelkundler auf Unterstützung von Herdeckern: Wer kann rund 15 Quadratmeter Lagerfläche zur Verfügung stellen? „Der Raum sollte unbedingt trocken sein und nicht zu kalt“, sagt Drane. Womöglich dient dieser Ort nur zur Zwischenlagerung, denn mittelfristig will der Verein das vorhandene Material an einem öffentlich zugänglichen Ort ausstellen.
Ein Storch, Wasser- und Greifvögel, ein Eisvogel und viele kleine Singvögel befinden sich in dem Kellerraum an der Wand, im Regal oder hinter Glas in einer Schrankwand. Zum Vereinseigentum gehören ausgestopfte Vögel, die der BfV größtenteils von einem Privatsammler bekam. Einige Exemplare sind nicht mehr im besten Zustand, stammen sie doch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. „Das würde man heute auch nicht mehr so machen“, meint Drane, der seit 1979 dem Verein angehört. In jüngerer Zeit kamen zwei weitere Sammlungen hinzu, so dass seither auch ein restaurierter Kranich das Reservoir ergänzt.
In dem engen Kellerraum befinden sich außerdem noch Nester, Nistkästen, eine Eier-Sammlung, Bücher, Flyer, Zeitschriften, Fotos bzw. Dias und das Archiv. „Wir müssen insgesamt einiges aufarbeiten, zumal uns nur zwei Glasvitrinen zur Verfügung stehen“, so Drane, der an einem festen Standort eine Dauerausstellung einrichten will. Noch sei nichts konkret. „Wir sind offen für Ideen aus der Bevölkerung.“
Zunächst steht am Samstag, 21. Januar, die Wasservogelzählung am Harkortsee auf dem Programm, ab 13 Uhr können auch Interessierte (möglichst mit einem Fernglas ausgestattet) zu der Gruppe am Seeplatz stoßen. „Obwohl die Stadt nicht in unserem Vereinsnamen auftaucht, so fühlen wir uns auch für Wetter zuständig“, erklärt der BfV-Vorsitzende, der mit den Mitgliedern oft an den beiden Ruhrstauseen unterwegs ist und dort Biotope im Auge hat.
Die Ergebnisse der Beobachtungen halten die Vogelkundler dann regelmäßig im ornithologischen Sammelbericht fest. Dieser diene vielfach als Grundlage beispielsweise für Bauprojekte. „Wir sind im Sinne des Naturschutzes schon politisch, aber nicht partei-politisch aktiv“, sagt Drane. Die aktuelle Ausgabe mit etwas mehr als 100 DIN-A-5-Seiten ist fast fertig und erscheint Ende Januar. „Darin ist dann die Überwinterung von Vögeln ein Thema und generell die Veränderung in der Vogelwelt, also welche Arten verschwinden oder welche neu hinzugekommen sind“, sagt Drane. Der Kuckuck sei kaum noch anzutreffen, dafür gebe es seit drei Jahren in Hohenlimburg brütende Gänsesäger aus der Enten-Familie. „Deutschlandweit sind sonst nur Brutplätze in Schleswig-Holstein und München bekannt, daher ist das schon etwas Besonderes.“
Auch die letzte Zählung der vorüber fliegenden Kraniche im vergangenen Jahr habe ihn aufgrund der Menge beeindruckt. „2015 waren es mit mehr als 15 000 sehr, sehr viele. Mir scheint, dass es sich bei rund 10 000 einpendelt.“ Bei Vogelzählungen im Dezember am Hengsteysee beobachteten die Ornithologen weniger Stockenten (nach vormals 700 nun nur noch 300), dafür sei die Zahl der früher kaum vorkommenden Schnatterenten mit 200 bemerksenswert.
Gelassen wegen Geflügelpest
Recht gelassen sieht der Vogelschutzbund die Geflügelpest, über die das Veterinäramt auch den BfV informiert hat. „Es gehört zum Kreislauf der Natur, dass Tiere sterben. Immer wieder geht der Bestand einzelner Arten durch Krankheiten zurück, beispielsweise früher auch bei Amseln oder Grünfinken“, so Drane. Er unterstützt den Appell an Spaziergänger, Hunde unbedingt an der Leine laufen zu lassen, damit diese das Virus nicht übertragen. Ansonsten ist er froh, keine panischen Reaktionen feststellen zu müssen. „Und große Tiere sind ohnehin nicht wirklich gefährdet.“
Daher kann sich der Verein auch stärker der Planung von Aktivitäten in 2017 widmen. Neben der Raumsuche steht im November wieder eine Veranstaltung im Herdecker Kino Onikon auf dem Programm, wenn es um den Vogel des Jahres geht, nämlich den Waldkauz. Auch am Tag der Umwelt in Hagen wollen sich die Vogelkundler beteiligen. Neben einzelnen Tagesauflügen etwa am 11. Februar an den Möhnesee, Exkursionen zur Ermittlung von Vogelstimmen (6. Mai in Vorhalle) und Arbeitseinsätzen freut sich Drane auch auf die Jahresfahrt an den Dollart.
Wer den Vogelkundlern einen Raum anbieten kann, schreibt dem Verein am besten eine Mail (bfvherdeckehagen@web.de).