Herdecke. . 50 Mitglieder bieten im Tauschring Herdecke Dienstleistungen als Nachbarschaftshilfe an. Die Bilanz nach fast eine Jahr: Gut, aber ausbaufähig.

  • Nach der Gründung im Februar gab es rund 100 Tauschgeschäfte
  • Viele geben lieber und haben Probleme mit den Nehmen
  • Jüngere Mitglieder erwünscht

Fast ein Jahr gibt es nun den Tauschring Herdecke. Was mit 16 Mitgliedern begann, fand in elf Monaten weiteren Zulauf auf derzeit 50 Freiwillige, die als eine Art Nachbarschaftshilfe im wahrsten Sinne des Wortes ihre Talente anbieten. Und das Erfolgsprojekt zieht weiter Kreise. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so viele sein werden und können fast bei jedem Treffen an jedem ersten Donnerstag im Monat neue Interessierte begrüßen“, berichten Uschi Beyling und Till Gerhardt vom Organisations-Team.

Während wie zum Beweis dann Neueinsteiger in der Begegnungsstätte Frühlingstraße ein Beitritts-Formular unterzeichnen, blicken die Mitglieder auf rund erfolgte 100 Tauschgeschäfte zurück. Die betrafen zumeist alltägliche Hilfsleistungen: Holz- und Gartenarbeiten, Bring- und Fahrdienste, Brötchenlieferung, Kuchen backen, Computer einrichten, Gardinen anbringen, Lampen installieren, Löcher bohren und ähnliches.

Keine Konkurrenz zu Handwerkern

„Wir wollen aber nicht in Konkurrenz etwa zu Handwerkern treten, daher haben wir beispielsweise die Montage eines Küchenherds untersagt.“ Oft genüge bei den Treffen auch schon ein Stichwort für ein Problem, was dann Lösungsvorschläge auslöst. Es gibt aber auch komplexere Themen. Ein Herdecker war über eine lange Zeit auf der Suche nach jemandem, der die Sütterlin-Schrift beherrscht und ein Kochbuch seiner Mutter aus dem Jahr 1923 übersetzen kann. „Ich habe vorher vielerorts nachgefragt, erst hier beim Tauschring wurde ich fündig.“ Die ersten 30 Seiten hat ein Mitglied nun bereits übersetzt.

Wer eine Tätigkeit umsetzt, erhält im Gegenzug Gutschriften in Form von Talenten auf seinem Konto. Was wiederum zu einer ungewöhnlichen Erkenntnis führte: „Wir können zwar recht viel anbieten, doch gibt es viele, die ungern Hilfe annehmen“, so Till Gerhardt von der Buchhaltung. „Auch ich kann besser geben als nehmen“, bestätigt Heide Radeschewski, die mit Uschi Beyling für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Umso wichtiger seien die monatlichen Treffen, wo sich Mitglieder kennen lernen, Vertrauen aufbauen können und so Hürden überwunden werden. 20 bis 40 Teilnehmer kommen meist. Zudem gebe es ein so genanntes Sozialkonto, über das Hilfsdienste ohne Gegenleistung abgerechnet werden könnten. Das könnten sogar Nicht-Mitglieder anfragen, was dann im Einzelfall entschieden werden müsste. Noch sei dieses Sozialkonto aber nicht aktiviert worden.

Kaum junge Mitglieder

Ein weiteres Problem: Es gibt kaum junge Mitglieder, der Altersschnitt ist – wie so oft in Herdecker Gruppen – recht hoch. Das Beaufsichtigen von Kindern gehört zum Leistungsangebot des Tauschrings – bislang aber fragte niemand nach.

Dagegen gehören auch vereinzelt Wetteraner, Hagener und Wittener zur Herdecker Nachbarschaftshilfe. Zudem hat Uschi Beyling Kontakt zu einer syrischen Flüchtlings-Gruppe aufgenommen, die vielleicht auch bald zum Tauschring dazustößt. In dem duzen sich übrigens alle. Till Gerhardt: „Wichtig ist uns, dass der Spaß nicht zu kurz kommt, dass wir uns austauschen und in angenehmer Runde unterhalten.“