Herdecke. Nach dem Umzug vom Stiftsplatz in die Uferstraße kommen deutlich weniger Besucher in die Heimatstube des Heimat- und Verkehrsvereins Herdecke.
- Wegweiser für das kleine Museum weiter wünschenswert
- Es gibt weniger Ausstellungen als früher
- Herdecker können weiter Gegenstände mit Heimatbezug abgeben
Wo bitte geht’s zur Heimatstube? Eine berechtigte Frage, denn Hinweisschilder, die auf die Einrichtung des Heimat- und Verkehrsvereins Herdecke in der Uferstraße hinweisen, gibt es nicht. Sehr zum Leidwesen von Heimatstubenleiterin Brunhilde Conjaerts und Christian Münch, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins.
Am 20. Mai 1993 wurde die Heimatstube, in der die Besucher viel Wissenswertes über die Geschichte Herdeckes erfahren, am Stiftsplatz eröffnet. Ein idealer Standort. Als das Gebäude jedoch verkauft wurde, musste die Heimatstube im April 2014 umziehen. Und zwar in die Uferstraße am Bachplatz. „Hier unten ist eine sehr schlechte Lage“, sagt Conjaerts. Am Stiftsplatz sei es zentral gewesen, die Menschen seien öfter an der Stube vorbeigekommen und hätten einen Blick hinein geworfen: „Besonders donnerstags, wenn Markt war. Sonntags kamen die Leute, wenn sie spazieren gingen.“
Dass am aktuellen Standort bedeutend weniger Leute in die Heimatstube kommen, liegt nach Ansicht von Conjaerts vor allem an der fehlenden Beschilderung. „Es gibt Regelungen, wer Beschilderungen an der Straße machen darf“, erklärt Münch. Hätte die Heimatstube einen überregionalen Rang, bekäme sie auch ein Schild. So stehe sie aber in Konkurrenz mit anderen Geschäften in Herdecke. Im Moment ist noch keine Lösung des Problems in Sicht. „Aber wir bleiben dran“, sagt Münch.
Kein Platz, weniger Ausstellungen
Aber nicht nur die Lage bereitet den Beteiligten Sorgen. Im Gegensatz zum Standort Stiftsplatz gibt es in der Heimatstube nun auch weniger Raum. „Am Stiftsplatz hatten wir zwei Räume, einen Vorraum und ein Lager“, zählt Conjaerts auf. Gern erinnert sich die 86-Jährige an die vielen Ausstellungen, die es am Stiftsplatz gab: „Wir hatten jedes Jahr eine, manchmal auch zwei.“ Ob der Blick in Urgroßmutters Wäscheschrank, eine Spielzeugsammlung von 1890 bis 1945 oder 50 Jahre Kriegsende in Ende: Die Ausstellungen kamen äußerst abwechslungsreich daher und zogen viele Besucher an. Jetzt seien Ausstellungen nicht mehr möglich. Der Platz fehle einfach. Der Heimat- und Verkehrsverein will auch weiterhin Ausstellungen anbieten. Das bedeute seit dem Umzug allerdings erheblich mehr Aufwand, weil immer nach geeigneten Räumen gesucht werden müsste, so Münch. Das seien mal leerstehende Geschäfte, mal die Sparkasse.
Als Lager dient momentan ein Keller der HGWG in Ende. Auf etwa 40 Quadratmetern sind einzelne Stücke ordentlich in den Regalen des alten Lagers einsortiert. Münch ist dankbar, einen Platz gefunden zu haben: „Dort ist es trocken, niemand kommt an die Sachen ran.“
Nichts einfach wegwerfen
Trotz einiger Nachteile, die der Standort Uferstraße mit sich bringt, sind Conjaerts und Münch froh, überhaupt einen Platz für die Heimatstube bekommen zu haben. Beide hoffen, dass die Menschen auch weiterhin Exponate bei ihnen abgeben. Auch wenn nicht alles sofort ausgestellt werden könnte, sei es wichtig, alte Erinnerungsstücke nicht wegzuwerfen. „Da stecken so viele persönliche Geschichten hinter“, weiß Münch. Wer etwas zu Hause hat, sollte sich mit dem Heimat- und Verkehrsverein Herdecke in Verbindung setzten und es nicht einfach entsorgen.
Denn nur so können auch spätere Generationen noch erfahren, dass es früher in einer Küche zum Beispiel Kaffeelot und -mühle, eiserne Hörncheneisen und sogar Schnurbarttassen gab. Oder welche Kleidung und Werkzeuge früher Bergleute benötigten, woher das Herdecker Zillertal seinen Namen hat und warum es in Herdecke so genannte Sackträger gegeben hat. „Besonders interessant finden die Besucher meist die Wertmarkensammlung“, berichtet Brunhilde sagt Conjaerts. „So etwas kennt ja heute keiner mehr. Wir leben ja in einer Wegwerfgesellschaft.“