Wetter. . Am Obergraben gehen die Bauarbeiten nach der Winterpause weiter. Mitarbeiter bekommen wegen der Verzögerung den Unmut von Passanten zu spüren.

  • Nach Weihnachtspause geht es auf Baustelle weiter
  • Frostige Temperaturen sind für Bauarbeiter kein Problem
  • Verärgerung wegen zeitlichem Verzug spürbar

Weihnachtspause. Still ruht der See. Still ruhte auch die Baustelle am wetterschen Obergraben. Über die Feiertage und den Jahreswechsel haben die Mitarbeiter der Baufirma sich in den Urlaub verabschiedet. Ein paar Tage mehr bei der Familie, die sie sonst nur von Freitagabend bis Montagmorgen sehen. Am 2. Januar ging es weiter. Dabei sind die frostigen Temperaturen kein Hindernis, berichtet Frank Richter, der Polier. Weiterer Verzug ist also nicht zu fürchten.

Verzug, das ist das Stichwort, das einem einfällt, wenn man an die Baustelle denkt. Mehr als ein Jahr musste auf dem Grund der Ruhr nach Kampfmitteln gesucht werden. Zeit, die nicht eingeplant war. Straßen NRW sieht die Schuld dafür nicht bei sich. „Wir suchen nicht selbst“, sagt Michael Overmeyer, Sprecher des Landesstraßenbauamtes. Das liege in der Hand der Bezirksregierung. Doch nun ist die langwierige Suche für die Bauverantwortlichen bei Straßen NRW Geschichte, auch wenn die Tauchfirma ihren Ponton noch immer an der Ruhr vor Anker liegen hat. Die Kampfmittel-Taucher sind jetzt an der Eisenbahnbrücke im Einsatz, die nicht abgerissen, sondern saniert werden soll.

Pumpen anwerfen

Am 2. Januar mussten die Arbeiter als erstes die Pumpen wieder anwerfen, denn über die Feiertage wurde die Spundwanne für das erste Fundament geflutet. „Das Risiko, dass die Spundwände dem Wasserdruck nicht standhalten, war zu groß“, sagt Frank Richter. Ein kleines Leck könne da verheerende Auswirkungen haben. Weil niemand vor Ort war, habe man sich für die Flutung entschieden. Ist das Wasser wieder raus, graben sich die Brückenbauer bis zum Ruhrboden vor. Kein einfaches Unterfangen, zumal man am Grund des Flusses noch alte Hilfsfundamente gefunden hat, die vom Brückenbau nach dem Krieg stammen. Das muss alles weg. Viel Arbeit tief unten in der trockengelegten Baustelle. Sieben Meter sind es bis zum Grund. Dort angekommen, muss schließlich ein Gutachter klären, ob der Boden für das neue Fundament taugt.

Baubeginn nächste Woche

„In der zweiten Januarwoche können wir dann mit dem Bau beginnen“, hofft der Polier. Und das Wetter? Das stört nur, wenn es feucht und kalt ist. Dann frieren selbst Bauarbeiter. Frost macht dagegen nichts. „Ab minus zehn Grad, da kribbeln die Finger“, kann Frank Richter über leichten Frost nur lächeln. Und der Beton? „Wir verbauen Massenbeton, der hat soviel Reaktionswärme, dass selbst tiefe Temperaturen nicht schaden“, sagt Richter.

Gut ein Jahr Zeit geben sich die Planer für die Fertigstellung der Brücke. Im Februar 2018 soll der Verkehr wieder rollen, wurde kürzlich auch im zuständigen Fachausschuss verkündet. „Das ist realistisch“, sagt Straßen-NRW-Sprecher Michael Overmeyer. Man baue schließlich eine Brücke und keine Elbphilharmonie.

Dabei gibt es durchaus eine Gemeinsamkeit: das Wasser. Für Frank Richter ist die Baustelle in Wetter eine Premiere. „Ich habe schon alles gebaut und überall“, sagt er. Nur im Wasser, das sei neu. Was an Land in einem Rutsch geht, muss im fließenden Gewässer in zwei Abschnitte geteilt werden. „Das Wasser im Obergraben muss fließen, um das Kraftwerk anzutreiben“, erklärt Overmeyer. Also müssen Frank Richter und sein Team die neue Brücke Stück für Stück bauen. Das Gerüst aus Holz und Stahl, das für Abriss und Neubau installiert wurde, muss also noch einmal komplett demontiert und wieder aufgebaut werden. Massive Stahlträger und Tonnen von Holz dienen als Plattform, um den alten Beton sicher zu entfernen und den neuen zu gießen. Ende April wollen die Brückenbauer mit dem ersten Abschnitt fertig sein. Dann wird umgerüstet, pünktlich zur Freibadsaison dürfen sich die Wetteraner wieder über den Abbruchhammer freuen, der die Hagener Brückenseite bearbeitet.

Neugier und Behelfsbrücke

Nicht nur das Wasser rundherum macht die Baustelle am Obergraben besonders. Gewöhnungsbedürftig für die Arbeiter ist auch, dass sie quasi auf einer Bühne schaffen. Die Behelfsbrücke ist die Loge für die vielen Bürger, die die Arbeiten gespannt verfolgen.

Manche sind tatsächlich an den Abläufen interessiert, andere dagegen wollen bei den Arbeitern nur ihren Unmut los werden, dass sie die Brücke nach Hagen nun schon so lange nicht nutzen können. „Was wir uns da manchmal anhören müssen, ist nicht mehr schön“, sagt Richter und gibt zu, dass auch sein Team bei so vielen Anfeindungen nicht immer cool bleibt. „Meine Leute arbeiten gut und schnell“, sagt der Polier. „Dass man uns die Verzögerung anlastet, ist nicht fair.“