Herdecke. . Beate und Carl-August Thomashoff von der CDU hören gemeinsam mit der Arbeit im Rat der Stadt Herdecke auf. Ein paar Aufgaben bleiben ihnen aber noch.

  • Zusammen kommen sie auf mehr als 60 Jahre Arbeit im Rat der Stadt
  • Zum Jahresende hören Beate und Carl-August Thomashoff auf
  • Das Loslassen fällt schwer. Doch ein paar Aufgaben bleiben ihnen noch

Über drei Jahrzehnte haben sie gemeinsam für die CDU in Herdecke Politik gemacht. Und zusammen hören Beate und Carl-August Thomashoff auch mit der Arbeit im Rat auf. „Dass sich nur einer von uns engagiert, das haben wir nie ausprobiert. Aber gemeinsam im Team haben wir uns wohl gefühlt“, zieht das Ehepaar Bilanz – er nach 41 Jahren im Rat, sie nach 22.

Diskutiert haben sie gerne, auch untereinander. Nach außen waren sie dann aber einer Meinung. Wobei in der Ratsarbeit ihre Felder nebeneinander lagen. Carl-August Thomanshoff wirkte im Sozialausschuss, Beate Thomashoff war von Anbeginn ihrer Ratstätigkeit im Schulausschuss. Als ihr Mann einmal stellvertretend in einer Schulausschusssitzung saß, gab es eine Szene, an die das Paar immer mal wieder erinnert wird. Bevor Beate Thomashoff ihrem Mann das Wort erteilte, sah sie sich zu einer Erklärung verpflichtet. Sie werde ihren Mann jetzt Siezen. „Aus Respekt geschah das“, sagt sie in der Rückschau. „,Schatz’ oder ,Carl-August’ hätte nicht zur Situation gepasst.“

Fünf Wahlperioden hintereinander saß Beate Thomashoff im Rat. Gleich zweimal gab es in ihrem Wahlbezirk ein Stimmenpatt. Zwei Mal musste das Los entscheiden. Ein echtes Kuriosum. Der Nervenkitzel war dann allerdings nicht so stark. Beate Thomanshoff war auf der Liste ihrer Partei bestens abgesichert. In einem Fall zog sie für ihren Wahlkreis direkt in den Rat. Beim zweiten Losentscheid brachte sie ihr Listenplatz zurück in die Versammlung der Stadtverordneten.

Ein Amt mit Ansehen

Temperamentvoll hat sie sich in die Debatten geworfen. „Ich bin wie ein Zisselmännchen“, sagt die 75-Jährige, „ich kann das schlecht stoppen.“ Das hat dann ihr Mann besorgt. „Er hat mich wieder runter gekühlt“ und war auch sonst der Ausgleichende in den politischen Beratungen. Vor allem aber war er der stellvertretende Bürgermeister. 1994 übernahm er dieses Amt zum ersten Mal. Erst jetzt, mit dem Wechsel in den politischen Ruhestand, gibt er es wieder ab. „Das Amt bringt Ansehen“, sagt der 78-Jährige, und es gibt Gelegenheit zur Begegnung mit den Bürgern. Das gilt für einen 90. Geburtstag ebenso wie für den Neubürgerempfang in der Kreisstadt. Ansehen bringt auch der Ehrenring der Stadt Herdecke, der Carl-August Thomashoff verliehen werden soll. Im Rat gab es dafür bereits einhellige Zustimmung. „Der Ring verbindet mich mit der Stadt Her­decke“, sagt er, der Stadt, in der er den großelterlichen Betrieb übernommen hat.

Gerne und selbstverständlich hat das Ehepaar die Politik in Herdecke mitgestaltet. Und doch: „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit wird, aufzuhören“, sagt Beate Thomashoff. Eigentlich sollte es im Sommer schon so weit sein. „Aber da hat mein Mann sich durchgesetzt.“ Nun aber können die Beiden zum Jahreswechsel auf ihr erstes ratsfreies Jahr nach über zwei Jahrzehnten anstoßen. Werden sie es tun?

„Ja“, sagt sie. Die schulpolitischen Diskussionen gerade der letzten Jahre waren besonders anstrengend. Sie haben zwar auch Reisen in andere Städte mit besonders interessanten Schulen gebracht. Es gab aber auch das große und letztlich gescheiterte Bemühen, in Herdecke eine Primarschule zu eröffnen.

„Ja“, sagt auch Carl-August Thomashoff. Aber das Loslassen fällt ihm nicht leicht. In sein Glas fallen auch einige Wermutstropfen.

In der Ferne die Ruhe gesucht

Am Zustand der CDU, für die er immer aus Überzeugung eingetreten ist, liegt es nicht. Junge Union und Schülerunion seien sehr aktiv. „Wir müssen uns um den Nachwuchs keine Sorgen machen“, stellen Beide fest. Und um das politische Klima auch nicht. „Ohne die Bürgermeisterin und den Wohlfühlfaktor in der Herdecker Politik hätten wir das bestimmt nicht so lange gemacht.“

„Es hat auch ein Leben daneben gegeben“, stellt Beate Thomashoff fest, und das kann jetzt breiteren Raum einnehmen. 18 mal waren die Beiden in Namibia und Botswana, haben „fern vom politischen Alltag die Ruhe und die Abgeschiedenheit genossen.“ Selbst wenn ihnen noch diverse Posten geblieben sind – ihr bei der Frauenunion, ihm als ehrenamtlicher Arbeitsrichter – wird sich ihr nächster Urlaub mit Sicherheit nicht mehr nach dem Wahlkalender richten.