Herdecke. Für die Westfalia-Bebauung soll auch ein Fachwerkhaus abgerissen werden. Herdecker Bürger haben über 1 000 Unterschriften dagegen gesammelt und legen eine alternative Planung zur Verkehrsführung vor.

Direkt vor der Werkseinfahrt zu Westfalia steht das Haus Mühlenstraße 9. Ein erst kürzlich renoviertes Fachwerkhaus, das - anders als das historische Fachwerk-Ensemble in der nahen Kampstraße - nicht unter Denkmalschutz fällt. Dazu ist es viel zu jung, hat außerdem weder stadtgeschichtlich noch baugeschichtlich eine besondere Bedeutung. Schon auf frühen Entwürfen für das künftige Westfalia-Gelände war dasGebäude deshalb nicht mehr zu finden. Es soll Platz machen für die künftige Westtangente, die die untere Hauptstraße um bis zu 14 000 Fahrzeuge täglich entlastet. "Gegen den Erhalt des Fachwerkhauses sprechen zwei schlagkräftige Argumente", so Bürgermeister Hans-Werner Koch: "Bleibt es stehen, lässt sich kein vernünftiger Übergang zwischen heutiger Innenstadt und dem künftigen Westfalia-Gelände schaffen. Außerdem könnte der aufwändig geplante Radweg hier nicht weitergeführt werden", so der Bürgermeister. Für alle Radfahrer würde das bedeuten: Sie müssten absteigen und ihr Rad schieben.

Eine alternative Anbindung hatte Ingenieur Helmut Fischer, pensionierter Straßenplaner, der Stadt vorgeschlagen: "Man braucht der Straßentrasse nur einen kleinen Schwenk zu geben und das Haus kann stehen bleiben", so Helmut Fischer. Gleichzeitig sieht er in seinem Entwurf die Anlieferung des Hertie-Kaufhauses versteckt hinter einem begrünten Sichtschutz optimal gelöst.

Dagegen weiß Bürgermeister Koch, dass für den heutigen Eigentümer das Haus "keinen Wohnwert mehr hat", wenn die geplante Westtangente als Entlastung der unteren Hauptstraße erst einmal realisiert ist. "Deshalb will der Eigentümer das Haus loswerden", so der Bürgermeister, "obwohl er sehr viel Herzblut hinein gesteckt hat". Für Wohnzwecke scheidet das Fachwerkhaus nach Realisierung des Straßenbaus aus Sicht der Verwaltung aus, andere Nutzungsmöglichkeiten sieht sie nicht. "Die Verwaltung ist von der alternativen Lösung nicht überzeugt", erklärt der Bürgermeister. Vernünftige Anbindung des Westfalia-Geländes und Fortführung des Radweges wiegen für ihn mehr als der Erhalt des Gebäudes. Die letzte Entscheidung indes haben die Kommunalpolitiker, die das Bauleitplanverfahren auf den Weg geben müssen. Welches Gewicht sie den über 1 000 Unterschriften der Bürger geben, bleibt abzuwarten. Die sammeln während dessen weiter Stimmen gegen den Abriss - auch morgen auf dem Wochenmarkt.