Volmarstein. Nach einer Tagung konnte man auf dem Adventsmarkt der Evangelischen Stiftung Volmarstein sehen, wie bebilderte Speisekarten bei der Bestellung helfen.

  • Integrativer Adventsmarkt lockt an zwei Tagen zur Stiftung
  • Sprachliche Erleichterungen für Menschen mit Behinderung
  • Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation kommt zusammen

Einfach sagen, was man möchte und was einem gegen den Strich geht – für die meisten gehört das zum Alltag. Doch nicht jeder kann einfach aussprechen, was ihm gerade durch den Kopf geht. Um Menschen zu unterstützen, die sich nicht oder nur unverständlich artikulieren können, hat die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV) im letzten Jahr eine Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation eröffnet. Die Beratung findet neben der Oberlinschule statt. Dabei arbeiten die Patienten mit einem technischen Helfer, bei dem sie entweder Worten oder Bilder eintippen können, was sie sagen möchten.

Zu diesem Angebot kommt nun noch eine logopädische Therapieform hinzu. Ab dem 1. Dezember wird die Logopädie Teil des orthopädischen Therapiezentrums. „Wir legen weiterhin besonders viel Wert auf die Verknüpfung verschiedener Fachbereiche. Zum Beispiel von Physio- und Ergotherapie, ambulanter Reha, unterstützter Kommunikation und Logopädie. Dadurch, dass die einzelnen Spezialbereiche in der Stiftung auch räumlich nah beieinander liegen, tauschen sich die Kollegen aus“, sagt Christian Meise, Geschäftsführer der Therapiedienste Volmarstein. Damit das künftig noch einfacher vonstatten gehen kann, sollen in spätestens fünf Jahren alle Therapieformen unter einem Dach sein. Da viele Patienten in den stiftungs-eigenen Wohnplätzen unterkommen, sind die Wege zum Therapeuten kurz.

Die Unterstützte Kommunikation wird seit einem Jahr von der Aktion Mensch gefördert und läuft so noch drei Jahre weiter – allerdings ist die Finanzierung dabei rückläufig. Derzeit sucht die Stiftung daher nach Refinanzierungsmöglichkeiten, um das Projekt noch weitere Jahre am Leben erhalten zu können. „Hinzu kommt, dass zwar die logopädische Therapie krankenkassenfähig ist, dass die Unterstützte Kommunikation allerdings noch deutlich seltener gefördert wird. Wir hoffen, dass man das bald r-fähig machen kann“, hält Christian Meise fest. Die Projektgruppe Hilfsmittelkompetenzzentrum versucht zudem, weitere elektronische Kommunikationshilfen zu beschaffen.

„Dank Therapie oder technischer Hilfsmittel können die Menschen ihre Meinung äußern. Das ist ein wichtiger Teil der Selbstbestimmung. Wichtig ist, dass man individuell auf den Patienten eingeht. Dazu braucht man Flexibilität in den Behandlungsmethoden. Hier gibt es zum Beispiel viele verschiedene Räume oder auch Schaukeln und Bälle, die man für die Therapie einsetzen kann“, erzählt Logopädin Christiane Stiewe begeistert. Gerade die Herrichtung von Räumen genau wie die Körperhaltung könne den Lernfortschritt beeinflussen. Wenn ein Kind zum Beispiel schief in dem Rollstuhl säße, lasse meist auch die Konzentration nach.

„Unsere Klinik ist nach außen offen. Und wir haben viele Patienten, die aus verschiedenen Regionen des Ennepe-Ruhr-Kreises zu uns kommen. Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Patienten unser Therapieangebot nutzen“, berichtet Ekkehard Meinecke, ESV-Bereichsleitung Behinderten- und Jugendhilfe.

Kunst und Musical in Eigenregie

Teilnehmer dieser Fachtagung konnten dann den Adventsmarkt besuchen, zu dem es an zwei Tagen auch viele Volmarsteiner und auswärtige Gäste zog. Das ausgestellte Kunsthandwerk entstand zu einem Großteil in Eigenproduktion in der Werkstatt der Stiftung. Auch Ehrenamtler und andere Kunsthandwerker verkauften ihre Werke zugunsten der Stiftung. Unter ihnen etwa Angelika Weber, die 20 Jahre als Ergotherapeutin für die ESV tätig war.

Zum krönenden Abschluss beider Veranstaltungstage konnten die Besucher dann das Musical „Stern Stunde“ in der Martinskirche verfolgen. Schon im Herbst begannen die Schauspieler mit den Proben, da das Stück sowie auch die Lieder aus eigener Feder stammen. 35 Ehrenamtler und 35 Bewohner standen dabei auf der Bühne.

Auf dem Adventsmarkt zeigte sich auch, wie die Unterstützte Kommunikation den Alltag der Menschen bereichert. Ein Adventsmarktbesucher kommentierte mit seinem am Rollstuhl befestigten „Talker“ (eine technische Sprachhilfe) sogleich eine Fotowand.

Auch beim Bestellen des Essens waren Besucher mit einer Sprachbehinderung nun auf keine Hilfe mehr angewiesen, denn an allen Essensständen lagen bebilderte Speisekarten aus. So mussten die Besucher bloß auf ein Bild deuten, um ihr Essen auszuwählen. Gleichzeitig bekamen sie den Preis in Wertmarken angezeigt. So funktioniert also ein Inklusiver Adventsmarkt.