Herdecke. . Bei der Schlüsselübergabe für das Koepchenwerk Herdecke präsentierte die Stiftung Industriedenkmalpflege noch kein Konzept, aber Absprachen mit RWE.

  • Denkmal-Stiftung spürt Verantwortung für Koepchenwerk
  • Zeitplan und Umsetzung von Ideen werden erarbeitet
  • RWE sieht Spagat wegen Betriebsnutzung

Viele offene Fragen, viele Ideen im Kopf, viel Arbeit vor der Brust: Die symbolische Schlüsselübergabe für das alte RWE-Koepchenwerk nannten erleichterte Vertreter der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur einen „historischen Augenblick. Es wartet eine immense Aufgabe.“ Ursula Mehrfeld als Geschäftsführerin des neuen Eigentümers weiß nach eigenen Angaben, welche Verantwortung damit einher geht. „Es handelt sich hier um ein hochrangiges Denkmal, das diese Kulturlandschaft prägt.“

Das sagt RWE

Bei der Pressekonferenz mit vielen Journalisten im Maschinenhaus betonte auch Ludwig Kons als Leiter der Sparte Wasserkraftwerke, wie froh RWE über die nachbarschaftliche Vereinbarung mit einem anerkannten Denkmal-Träger am Betriebsstandort Hengsteysee sei. „Diese Lösung war für uns am Anfang der Gespräche nicht denkbar.“ Doch nach eineinhalb Jahren Gesprächen setzt auch der Konzern nach dem Umdenkungsprozess auf eine gute Zusammenarbeit, wobei die Stiftung keine finanzielle Ablöse zur Denkmal-Übernahme gezahlt habe.

Das sagen Herdecker

Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster erinnerte an den Beginn der Bemühungen um den Erhalt des Maschinenhauses, der Rohre und der drei markanten Buchstaben über dem Pumpspeicherwerk. „RWE war zunächst nicht so zugänglich. Ich würde als Bettvorlegerin landen, wenn ich wie ein Tiger um den Erhalt des Denkmals kämpfen würde, hieß es damals. Heute bin ich unendlich dankbar, dass dieses nicht nur für Herdecke bedeutsame Zeugnis der Ingenieurskunst erhalten bleibt.“ Auch das Umdenken von RWE in Zeiten von Stellenabbau schätze sie hoch ein. Sie las zudem eine Gratulations-Nachricht von Schauspieler und Denkmal-Unterstützer Jörg Hartmann vor, verwies auf den schmerzhaften Abriss der Kesselhäuser am Cuno-Kraftwerk und freut sich, dass eines Tages Kinder am Koepchenwerk viel zur Energiegewinnung aus Wasser lernen können. Regina Schrader von der AG Koepchenwerk fühlt sich durch die Einigung ermutigt, die Vereinsarbeit fortzusetzen und hat bereits den ersten Spendenaufruf gestartet.

Die nächsten Schritte

Die Stiftung will sich nun erstmal ein intensives Bild von der Lage des Denkmals machen und Zwischenziele erarbeiten, zumal sie an ihren bestehenden 13 Standorten (hauptsächlich Bergbau-Stätten) noch keine Erfahrung mit Wasserenergie hat. Die notarielle Vertragseinigung mit RWE soll jetzt im Dezember erfolgen, danach geht es an die Planung von Baumaßnahmen. „Wir können keinen Zeitplan oder ein fertiges Gesamtkonzept vorstellen, wir wollen jetzt auch erst einmal den Druck herausnehmen und uns um finanzielle Fördermöglichkeiten bemühen“, sagte Ursula Mehrfeld. Wobei sie an die von RWE einst prognostizierten Instandsetzungskosten von sechs bis sieben Millionen Euro erinnerte.„Unser Vorgehen steht auf den drei Säulen Erforschung, Vermittlung und Spendenakquise.“

Sicher sei, dass sich die Denkmal-Teile äußerlich nicht verändern werden und das Gelände zugänglich wird. So wird etwa das Maschinenhaus komplett frei gelegt, damit Besucher dies umrunden können. Ob darin mal Konzerte stattfinden, wann die drei Buchstaben wieder im Dunkeln leuchten, ob eine Aussichtsplattform eingerichtet wird oder ob der Schrägaufzug zurückkehrt, seien bisher nur Ideen und unklar. Dabei will sie auch Partner, die wie der RVR an der Aufwertung des Freizeitreviers Ruhrseen mitwirken, einbinden und setzt etwa über den Verein auf ehrenamtliches Engagement von Herdeckern oder (ehemaliger) RWE-Mitarbeiter. Auch sie könnten Besucher eines Tages führen.

Der betriebliche Aspekt

Kons wiederum betonte, dass in der „differenzierten Nachbarschaftsvereinbarung“ mit der Stiftung Industriekultur auch RWE-Interessen zur Aufrechterhaltung des Betriebs und Sicherheitsfragen wichtig seien. „Es wäre schön, wenn wir hier am Standort mehr Platz zur Verfügung hätten, zumal wir hier ja auch weiter investieren. Neues gestalten und Altes bewahren – das wird schon ein Spagat.“