Wetter/Herdecke. . Bei Gedenkfeiern zum Volkstrauertag in Wetter und Herdecke wurde der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Verbunden mit dem Appell, den Frieden zu hüten.

  • In Wetter und Herdecke fanden Gedenkfeiern zum Volkstrauertag statt
  • Pfarrer a. D. Karl-Heinz Schanzmann mahnte in Herdecke die Pflicht zum Erinnern an
  • Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg forderte, den Schatz unseres Friedens zu hüten

Volkstrauertag – ein Gedenktag zur Erinnerung an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Viele und wohl besonders junge Menschen wissen mit diesem Tag nichts mehr anzufangen. Sie trauern nicht mehr um Angehörige, die im Krieg gefallen sind. Und dennoch habe der Volkstrauertag seine ganze besondere Bedeutung als Tag der gemeinsamen Trauer, die aus dem Erinnern kommt, wie Pfarrer a.D. Karl-Heinz Schanzmann es am Sonntag bei der Gedenkstunde am Ehrenmal an der Goethestraße in Herdecke formulierte.

Die Millionen von Kriegstoten und die Erfahrungen der beiden Weltkriege „waren so prägend und grausam für die Menschheit, dass wir uns daran erinnern müssen“, forderte Schanzmann. „Wir brauchen diese Trauer, auch wenn wir selbst niemanden im Krieg verloren haben.“ Allein die Erinnerung an Krieg, Folter und Tod sei genug Grund zum Trauern. Und das gemeinschaftliche Erinnern könne Kraft geben, „uns zu mahnen, wie kostbar Demokratie und Menschenrechte sind“, so Schanzmann weiter. Deutsche Soldaten im Ausland und die vielen Flüchtlinge hier bei uns vergegenwärtigten, wie viel Schmerz und Leid Diktatoren auch heute noch über Menschen bringen. „Die Trauer um die Toten von damals mahnt uns, heute für die Lebenden zu sorgen. Dafür brauchen wir den Volkstrauertag“, so Schanzmann. Das gemeinsame Trauern an diesem Tag eröffne die Chance, sich von den bösen Erinnerungen nicht lähmen zu lassen, „sondern die Herzen zu öffnen für alle, die unsere Hilfe brauchen“.

Auch Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg verwies bei seiner Ansprache während der Feierstunden in Esborn und am Harkortberg darauf, dass die Bedeutung des Volkstrauertages sich gewandelt habe. Viele Menschen könnten sich heute bei uns, nach 70 Jahren in Frieden, glücklicherweise nicht mehr an einen Krieg erinnern. Dennoch mache das Gedenken an massenhafte Kriegsopfer und die Toten der Diktaturen uns heute noch sprachlos. Sprachlos vor Betroffenheit machten ihn auch die täglichen Bilder aus Syrien im Fernsehen, die Bomben auf Krankenhäuser und Kinder. „Die Zeit von 1933 bis 1945 zeigt uns, dass wir eine Verpflichtung haben, die Unantastbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen achten“, so Hasenberg. „Nie wieder, lautet die Lehre und die Botschaft, die wir Deutschen aus der Geschichte ziehen müssen.“ Deswegen sei es wichtig, rechtzeitig zu erkennen, wenn Bürgerrechte mit Füßen getreten werden. „Das gilt auch in Bezug auf die Menschen, die zu uns kommen, um hier vorübergehend Schutz zu suchen – etwa vor dem brutalen, irrwitzigen Krieg in Syrien.“

Über 65 Millionen seien laut Statistik weltweit auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung. „Das macht einen fassungslos“, so Frank Hasenberg. Diese Zahl müsse an solch einem Tag wie dem Volkstrauertag als Appell an die Mitmenschlichkeit verstanden werden, als Appelle an uns alle, zu helfen und den Schwächeren in unserer Gesellschaft beizustehen. Hasenberg forderte: „Wir müssen einschreiten, wenn Menschen hier bei uns mit verdrehten Behauptungen für ein vermeintlich reines Deutschland demonstrieren. Der Wutrhetorik und der Hasspropaganda der geistigen Brandstifter gilt es zu begegnen, bevor aus den Worten Taten werden.“

„70 Jahre Frieden – wir müssen alles tun, diesen Schatz zu hüten, und wir müssen einsehen, dass das keine Normalität ist. Gerade an einem Tag wie diesem sollten wir uns vornehmen, dass es so bleibt.“