Wetter. Prof. Dr. Dietmar Köster, heimischer Europaabgeordneter, und seine Parlamentskollegin Maria Noichl besuchten jetzt den Hof Sackern in Wetter.
- Zwei Europapolitiker zu Besuch auf Hof Sackern
- Dort machen sie ihre Kritik an Ceta deutlich
- Und positionieren sich für mehr Tierrechte
„Unsere große Sorge ist, dass die Landwirtschaft der Preis für die Automobilindustrie ist. Die Landwirtschaft wird dran gegeben, um andere Dinge zu erhalten. Es ist wie auf dem Basar“, machte Maria Noichl, Mitglied unter anderem im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europäischen Parlament, ihre Haltung gegen Ceta deutlich. Gemeinsam mit ihrem Parlamentskollegen Prof. Dr. Dietmar Köster, Ute Rönnebeck von der Arbeitsgemeinschaft für Biologisch Dynamische Wirtschaftsweise NRW und Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg besuchte die Bayerin den Hof Sackern in Wetter.
Auch Köster sieht in dem Freihandelsabkommen mit Kanada eine Gefahr. Der Druck auf die Landwirtschaft in Europa und damit auch in Deutschland steige aufgrund billiger angebotenen Schweine- und Rinderfleisches aus Kanada. Das sei insbesondere für Biobauern ein Problem. Es gehe aber nicht nur darum, das Fleisch hin und her zu schieben, erklärt Noichl. Sie habe sich intensiv mit dem Dokument auseinander gesetzt. Man müsste den Vertrag auch zwischen den Zeilen lesen. So würde den Landwirten das Recht, Saatgut selber zu vermehren, durch Lizenzgenehmigungen entzogen. Das sei ein großer Angriff. Zudem befürchtet Noichl, dass durch Ceta der Gentechnik eine Hintertür geöffnet würde. Dass auch Stefan König, Mitglied einer der vier, den Hof Sackern bewirtschaftenden Familien, Gegner von Ceta ist, macht das große Plakat einer Ceta-Demonstration in Köln deutlich, das gut sichtbar im Stall aufgehängt ist. Köster ist über die Stalldekoration sehr erfreut. Er sei ebenfalls auf der Demo gewesen. Als Abgeordneter des Europaparlaments habe er auch zu den Demonstranten sprechen dürfen. Auch Stefan König zog die Aufmerksamkeit auf sich, als er mit seinem Traktor vorfuhr. „Das war nicht abgesprochen. Ich finde es toll, dass zwei Wetteraner in Köln dabei waren“, sagte Köster.
Küken-Schreddern keine Lösung
Die Abgeordneten nutzten den Ausflug zum Hof Sackern, um sich über die Bewirtschaftung zu informieren. König führte die Besucher herum. Auch Kai Holtröhr lebt mit seiner Familie auf dem Gehöft. Er erklärte den Kreislauf, der auf dem Hof verfolgt würde. So würde versucht, das Futter so anzubauen, dass es für die Tiere reiche. Für den Gemüseanbau würde selbst erzeugte Komposterde verwendet. Vor dem Rinderstall kam Noichl auf die Behörnung der Tiere zu sprechen. In der konventionellen Landwirtschaft würden die Hörner entfernt. Das ginge nicht. Das Wohl der Tiere sollte im Mittelpunkt stehen. „Tiere dürfen sich nicht der Industrie anpassen“, machte Noichl deutlich. Beim Stopp am Schweinestall kam die Sprache auf Tiertransporte. König berichtete, dass die Tiere vom Hof in der nur etwa 30 Minuten entfernten Metzgerei geschlachtet werden. Das zu hören freute Noichl sehr: „Es ist ganz, ganz bitter. Das Sterben der Schlachthöfe bringt die Tiere noch mehr auf die Straße. Erst lebendig und dann gefroren.“ Beim Anblick der Hühner erörterte Ute Rönnebeck, warum die Preisspreizung zwischen Bio- und Nicht-Biohuhn so groß wie bei keinem anderen Tier sei: „In der konventionellen Landwirtschaft reicht es, wenn das Huhn 28 Tage alt wird. Ein Biohuhn ist hingegen 90 Tage und damit dreimal so lange am Leben.“ Die Hühner auf dem Hof Sackern werden sowohl als Eierlieferanten als auch für die Fleischgewinnung genutzt. Dadurch würden auch männliche Tiere gehalten und nicht getötet, erklärt König. „Dann wird hier also gut auf die Männer aufgepasst. Das Schreddern kann auch nicht die Lösung sein“, so Noichl.