Wetter. . Firmlinge laden in Wetter zu einer Vortragsveranstaltung mit einem 21-jährigem Syrer ein. Nicht nur seine Geschichte wird im Pfarrheim erzählt.
- Für viele Wetteraner sind Flüchtlinge ein Thema aus den Nachrichten
- Im Pfarrheim am Kirchberg bestand jetzt Gelegenheit zur Begegnung
- Eingeladen hatten Firmlinge der Gemeinde St. Peter und Paul
„Menschen auf der Flucht“ – ein Thema, das wirklich jeden etwas angeht – somit auch Kinder und Jugendliche. Damit sie aus erster Hand von den Erlebnissen auf der Flucht erfahren können, erzählte Meshel Almansour bei der Veranstaltung „Menschen auf der Flucht“ seine persönliche Geschichte.
Die Firmjugendlichen hatten zusammen mit ihren Katecheten in das Pfarrheim der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul eingeladen. Viele Erwachsene und Jugendliche folgten der Einladung und lauschten teils interessiert, teils fassungslos den Berichten des 21-jährigen Flüchtlings. Er floh vor einem Jahr aus Syrien nach Wetter. Beate Gesien engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und lernte so Meshel Almansour kennen. „Da er sehr gute Englischkenntnisse mitbrachte und unsere Kommunikation gut funktionierte, entstand zwischen uns schnell ein Vertrauensverhältnis. Meshel hatte auch sofort den Ehrgeiz, fast ausschließlich Deutsch zu sprechen. Zur Weihnachtszeit war es für meine Familie und mich besonders wichtig, dass er nicht alleine war und dass er sich gerade in dieser Zeit geborgen fühlte. Damit wusste auch seine Familie, die weiterhin in Syrien lebt, dass er hier gut aufgehoben ist. Meshel hat unser Angebot gerne angenommen“, berichtet Beate Gesien von ihren Erfahrungen. Doch Familie Gesien reichte es nicht, den jungen Mann nur an den Feiertagen bei sich aufzunehmen. Sie boten Meshel Almansour an, bei ihnen einzuziehen. Der älteste Sohn der Familie stellte ihm sogar sein Zimmer zur Verfügung. Mittlerweile hat Almansour eine eigene Wohnung.
Neue Einblicke gewinnen
„Mir war zwar auch schon vor der Veranstaltung klar, dass die Flucht sehr schwierig ist, aber jetzt ist mir noch viel bewusster geworden, wie gefährlich sie sein kann. Gerade wenn – wie im Fall von Meshel Almansour – der Bootsmotor auf See ausfällt und die Flüchtlinge schwimmend ans Festland gelangen müssen. Außerdem war es schön zu sehen, dass es trotz einiger AfD-Wähler auch viele Leute gibt, die den Flüchtlingen helfen und sie aufnehmen“, findet Schüler Julian Althaus, der sich ganz gezielt zum Besuch der Veranstaltung entschlossen hatte. Dadurch, dass es in seiner Klasse keine Flüchtlinge gibt und er auch im Freundeskreis keinen direkten Kontakt zu ihnen hat, wollte er sich nun selbst einen Eindruck verschaffen.Den Wunsch, dem Geschehen, das im Fernsehen immer recht weit entfernt wirkt, ein Gesicht zu verleihen, hatten viele der Firmlinge. Der Vortrag wurde zusätzlich von einem Kurzfilm über die Rettung von Flüchtlingen auf hoher See ergänzt. So konnten die Jugendlichen sowohl die internationale als auch die Flüchtlingsarbeit vor Ort kennen lernen.
Einige der Firmlinge treffen tagtäglich auf Flüchtlinge: Die Brüder Felix und Florian Grewe erzählen zum Beispiel, dass in ihrer Fußballmannschaft Flüchtlinge mitspielen. „Sie sind ganz selbstverständlich Teil unserer Mannschaft“, erzählt Felix Grewe. Obwohl sein Bruder Florian an dem Tag der Veranstaltung seinen 18. Geburtstag feierte, lag es ihm am Herzen, mit seiner Familie teilzunehmen. „Bei der Firmvorbereitung gehört es eben dazu, sich mit solchen Themen zu beschäftigen“, so Florian Grewe. Dass auch an einigen Schulen die Flüchtlingsthematik allgegenwärtig ist, bestätigt Maverick Bergmann: „In unserer Schule gibt es einige, die zweimal wöchentlich an Deutschkursen teilnehmen. Ansonsten haben sie einen ähnlichen Schulalltag wie wir und arbeiten gut mit.“
Nicht Kritikern das Feld überlassen
Ziel dieser Veranstaltung und der anschließenden Ausstellung von Pro Asyl sei es, so Mitorganisator Pastor Ulrich Gröne, vor Ort über die Flucht unserer neuen Mitbürger zu informieren und nicht nur den Kritikern das Feld zu überlassen.