Herdecke. . Anfang 2015 wollte RWE die drei markanten Buchstaben am Hengsteysees noch abreißen. Nun will der Konzern den Schriftzug erneuern und beleuchten.

  • Nach Abrissantrag für dieses Denkmal erfolgt Kehrtwende
  • Pläne sind mit Industriedenkmal-Stiftung abgestimmt
  • Politik befürchtet Einschränkung für neue Nutzungsideen

Wenn Herdecker über die drei markanten RWE-Buchstaben am Hengsteysee-Hang reden, sprechen sie über eine vertraute Landmarke oder vergleichen den Schriftzug im Ardey-Gebirge mit jenem in Hollywood. Filmreif war der Aufschrei, als der Energiekonzern Anfang 2015 einen Abriss-Antrag für drei Koepchenwerk-Denkmäler bei der Stadt stellte: Auch das Schieberhaus mit den weit sichtbaren Lettern soll weg. Nun die Kehrtwende.

Im Bauausschuss stellte der städtische Planungsamtschef Daniel Matißik jüngst vier RWE-Maßnahmen vor. Dazu gehört die Instandsetzung der derzeit maroden Buchstaben im nächsten Jahr, die dann sogar – wie früher – beleuchtet werden sollen. Diese stehen auf dem denkmalgeschützten Schieberhaus. Über dieses und künftige Nutzungsideen führt der Konzern mit der Stiftung Industriedenkmalpflege „konstruktive Gespräche“, sagt RWE-Sprecherin Stephanie Möller.

„Die Erneuerung der Buchstaben erfolgt – ebenfalls in Absprache mit der Stiftung Industriedenkmalpflege – als sichtbares Zeichen für die langfristige Sicherung des Standortes“, heißt es weiter auf Anfrage.

Zudem soll – wie berichtet – eine Batterie im hinteren Teil des Koepchenwerk-Areals entstehen. In der Mitte zwischen dem Hang und Maschinenhaus am Ufer will das Unternehmen in einer neuen Logistikhalle zusätzlichen Lagerplatz schaffen. Der Netzbetreiber Amprion soll wiederum für eine 110-kv-Schaltanlage zwecks Netzanschluss nach dem Bau in 2017 zuständig sein.

Millionen-Investitionen

RWE rechnet mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag als Gesamt-Investitionsvolumen aller vier Bauvorhaben (zuzüglich Revisionsinvestitionen im Jahr 2017/2018).

Herdecker Politiker äußerten sich besorgt, ob die Bautätigkeit den Denkmal-Überlegungen schaden und dafür benötigter Platz wegfallen könnte. Das konnte Matißik dahin gehend entkräften, dass sowohl der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmal-Überwacher nichts gegen die Pläne habe als auch die Industriedenkmal-Stiftung als potenzieller Partner für künftige Aktivitäten auf dem Gelände informiert sei. „Es handelt sich hier um ein privilegiertes Bauvorhaben in einem Außenbereich an einem Kraftwerksstandort. Daher sieht es so aus, dass dies genehmigt wird“, sagte der Bauamtsleiter vorbehaltlich weiterer Prüfungen etwa zur Sicherheit und zu Feuerwehrwegen.

Seine Aussagen, dass RWE mit den Maßnahmen die Effektivität am Herdecker Standort erhöhe und damit in die Zukunft investiere, fanden vor allem bei Peter Schlusnus von der SPD Gefallen. „So wichtig die Denkmal-Erhaltung ja ist, so sehr sind auch die Pläne zum industriellen Weiterbetrieb zu begrüßen.“

Peter Gerigk von den Grünen sprach diesbezüglich von einer Gratwanderung. Gegen Betriebsverbesserungen könne niemand etwas haben, doch sollten der LWL und die Stiftung über Stellungnahmen präzise formulieren, warum die Baupläne den Denkmal-Bestrebungen nicht im Weg stehen. Auch Dr. Georg Torwesten (CDU) warnte davor, dass die neuen Gebäude keine Nutzungsideen beeinträchtigen.