Herdecke. . Die Traditionsgaststätte Haus Overhoff an der Stadtgrenze Herdecke/Witten wird 125 Jahre alt. Das Erfolgsrezept: gut essen und kegeln.
- Das Jubiläum der Gaststätte wird am Wochenende gefeiert
- Manuela Voßwinkel führt seit 2015 die Geschäfte
- Mutter und Seniorchefin Ingrid Overhoff arbeitet noch mit
Das Ortsschild von Witten hängt an der Hausecke, doch wer die Gaststätte Haus Overhoff an der Wittener Landstraße betritt, setzt sich zu Bier und Schnitzel auf Herdecker Stadtgebiet nieder. „Die Stadtgrenze verläuft mitten auf der Straße, wir sind echte Herdecker“, betonen Seniorchefin Ingrid Overhoff und ihre Tochter Manuela Voßwinkel. Und das seit 125 Jahren.
Ein Jubiläum, das am Wochenende gefeiert wird. Obwohl: „Eigentlich gibt es uns schon länger“, verrät Ingrid Overhoff. 173 oder sogar 174 Jahre müssten es sein. „Doch die Unterlagen dazu sind bei einem Bombenangriff verschütt gegangen.“ Also werden die belegten 125 Jahre gefeiert. Dass man sich auf diese Zahl verlassen kann, zeigt eine Urkunde, die Manuela Voßwinkel im Keller aufgestöbert hat. Da gratulierte die Dortmunder Aktienbrauerei zum 75-Jährigen.
Reibekuchen und Schnitzel
Der Begriff Traditionsgaststätte passt also wie der sprichwörtliche Deckel auf den Topf. Womit wir bei der Küche wären, in der an jedem Mittwoch Schnitzel in allen Variationen in der Pfanne braten und am Donnerstag die Kartoffeln für Reibeplätzchen vorbereitet werden. „Dazu gibt es immer Sonderaktionen je nach Saison und natürlich eine große Karte vom Steak bis zum bunten Salat“, sagt Manuela Voßwinkel, die die Führung der Gaststätte 2015 von ihrer Mutter übernommen hat.
Wer nun denkt, dass diese Tradition nur von älterem Publikum genutzt wird, liegt falsch. Die Alten kommen immer, der Nachwuchs lässt es sich aber auch schmecken. „Wir haben ein ganz gemischtes Publikum“, sagt die Wirtin. Einzig an der Theke sei nicht mehr so viel los wie früher. „Aber das geht allen so“, weiß Ingrid Overhoff, die seit den 1970er Jahren mit Herzblut in der Gastronomie arbeitet.
Gut essen und kegeln, das ist in diesen Tagen das Erfolgsrezept für die Mannschaft von Haus Overhoff. gekegelt wird aber nicht mehr – wie in früheren Zeiten – neben dem Haus. Dort stand eine der ersten Steinkegelbahnen in der Region, die auch viele Gäste aus den Nachbarstädten nach Herdecke gelockt hat. Zudem war der Saal begehrt, den die Gaststätte von Anbeginn hatte. „Zum Saalesbuer hieß es damals“, erklärt Ingrid Overhoff. „Die Ländereien mit Obstbäumen reichten weit ins Tal runter.“ Den Saal gibt es heute noch, die Landwirtschaft dagegen nicht mehr.
Seniorchefin arbeitet noch mit
Bis zu 120 Menschen können im Haus Overhoff feiern, zwei Köche sorgen für die Leckereien auf dem Teller, und neben dem Team in Küche und Service werden Manuela und ihr Mann Dietmar Voßwinkel auch noch von Ingrid Overhoff unterstützt. „Vier Mal mittags und zwei Mal abends bin ich noch hier“, kann sich die Seniorchefin noch nicht ganz von „ihrer“ Gaststätte trennen. „Die Gäste freuen sich, wenn sie mich noch sehen“, sagt die Teilzeit-Rentnerin. Ansonsten hat sie die Regie aber gerne in die Hände der Tochter gelegt.
Die hat nach der Übergabe nach und nach renoviert. Das dunkle Holz an den Wänden wurde hell gestrichen und auch die alten Stühle mit Farbe aufgefrischt. Insgesamt ist alles heller geworden. Ingrid Overhoff findet es gut. Und ist stolz, dass die Gaststätte nicht nur weiterhin ihren Namen trägt, sondern dass das Haus auch in Familienhand weitergeführt wird.
Die Tradition wird also groß geschrieben, die Zeit ist im Haus Overhoff aber nicht stehen geblieben. „Das kann man sich heute nicht mehr leisten“, sagt Manuela Voßwinkel und ist sicher, dass die eigene Homepage heute in der Gastronomie dazugehört. Und auch sie selbst schaut regelmäßig im Netz, wie ihr Lokal bewertet wird. „Wenn man die vielen guten Bewertungen liest, hat sich unser Einsatz gelohnt.“ Ein Einsatz, der allerdings immer aufwendiger wird. „Die Vorgaben, die der Gastronomie gemacht werden, bremsen uns immer wieder aus“, findet auch Ingrid Overhoff. „Die vielen Auflagen machen uns das Leben schwer.“
Doch darum geht es an diesem Wochenende nicht. Da wird das Jubiläum groß gefeiert. Mit Musik und Leckereien ab 15 Uhr. Und einem bunten Programm. Was genau geplant ist, will Manuela Voßwinkel nicht verraten. „Das ist eine Überraschung.“