Herdecke. . Mit dem neuen Projekt „Nachbarschaftsnetzwerke“ in Trägerschaft des VCS Herdecke soll die Flüchtlingsarbeit noch professioneller werden.

  • Das Projekt „Nachbarschaftsnetzwerke“ läuft drei Jahre
  • Der Bund fördert es mit über 100 000 Euro
  • Mit ihm soll die Flüchtlingsarbeit professioneller werden

Es wird viel für Flüchtlinge getan, weiß Gordon Heinemann. Und doch hat der Vorsitzende des Vereins für christliche Sozialarbeit „das Gefühl, es sollte noch mehr sein.“ Der VCS macht jetzt noch mehr. Zum bisherigen Engagement ist der Verein Träger für das Projekt „Nachbarschaftsnetzwerke“ geworden. Für einen Zeitraum von drei Jahren gibt es dafür weit mehr als 100 000 Euro vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster sieht die finanzielle Zuwendung auch als eine Art Belohnung für das, was in Herdecke bisher bereits für die Flüchtlinge getan worden ist. Nun soll die Flüchtlingsarbeit noch professioneller werden. Dazu dienen Qualifizierungsangebote für die Helfer. Auch eine App soll entwickelt werden, die es Flüchtlingen, aber auch ihren Unterstützern, leichter macht, die Orientierung zu behalten bei Ämtergängen und Freizeitangeboten.

Mehr Miteinander

„Je mehr man weiß, etwa beim Jobcenter, desto weniger Zeit verliert man auch als Ehrenamtlicher“, sagt Andreas Disselnkötter, Projektleiter mit einer Drittelstelle. Um Weiterbildung soll es gehen bei den Nachbarschaftsnetzwerken und um das Kennenlernen der Helfer untereinander. Da sind erste Flüchtlinge bereits mit einbezogen. Die Zielrichtung ist klar: „Aus Flüchtlingen werden Einwanderer. Aus Einwanderern werden Nachbarn. Aus Nachbarn werden Mitbürger“, füllt Andreas Disselnkötter den Begriff Nachbarschaftsnetzwerk mit Inhalt. Mehrere davon soll es geben, aber vielleicht nicht in allen Herdecker Stadtteilen. Für Christine Sendes ist es wichtig, dass viele Angebote erst noch eine klare Kontur bekommen sollen. Beim ZWAR-Projekt (Zwischen Arbeit und Ruhestand) ist sie engagiert, die Nachbarschaftsnetzwerke in Herdecke hat sie mit angeschoben.

Der Weg zu mehr Miteinander ist der Dialog. Bürger und Zugewanderte sollen bei Veranstaltungen ins Gespräch gebracht werden, die Zuwanderer aber auch untereinander. Zwar gibt es vereinzelt Kontakte, weiß Gordon Heinemann, „doch die große Mehrheit der Flüchtlinge lebt isoliert von den Nachbarn in ihrer Wohnumgebung.“

Bei einer Wochenendveranstaltung Ende September soll das bisherige Netzwerk noch enger geknüpft werden. 15 Ehrenamtliche werden dabei sein, aber auch die Kooperationspartner aus Kirche und Einrichtungen. Mitkommen sollen aber auch die Zugewanderten selbst. Einer von ihnen ist Moheddin Dakak. Aus dem umkämpften Syrien ist er geflohen. Seit November letzten Jahres erst lebt er in Deutschland. Er sprach Englisch, brachte auch sonst viel Bildung mit, konnte ganz schnell Deutsch lernen und so für seine Landsleute übersetzen.

Von einem „Idealfall, der weit über den Durchschnitt herausragt“, spricht Armin Schulz, der sich in Herdecke für Flüchtlinge einsetzt. Auch wenn Dakak eher die Ausnahme ist: Es gibt sie, und das gibt den Helfern zusätzlichen Schwung.