Wetter. . Die Energie der kurzen Wege schont das Landschaftsbild und tut dem Klima gut. Das freut neben EN Wohnen noch zwei andere Partner.

  • In acht Häuser in Grundschöttel steckt EN Wohnen 3,3 Millionen Euro
  • Die Bürgerenergiegenossenschaft hat Solaranlagen auf zwei Dächer gebracht
  • AVU nimmt den Strom ab und unterstützt das Projekt finanziell

Vom Dach gleich in die Wohnung: Die Mieter an der Schillerstraße 39 und 41 können sehen, woher ihr Strom kommt. Sie müssen nur auf die frisch mit einer Solaranlage versehenen Dächer blicken. „Bei unseren Häusern wird die Energiewende sichtbar“, sagt Alexander Dyck, Geschäftsführer von EN Wohnen. 3,3 Millionen Euro steckt seine Gesellschaft in die Modernisierung von acht Häusern in Grundschöttel. Und nicht nur die Mieter haben etwas davon.

Gewinner der Aktion von EN Wohnen, AVU und Bürgerenergiegenossenschaft ist die Allgemeinheit. Kurze Wege für den Strom machen lange Leitungen überflüssig. Das klingt banal. Es zeigt aber einen Vorteil gegenüber Strom, der von Windrad-Kolonien weit entfernt gewonnen wird: Es bedarf keiner Höchstspannungsleitungen, um die Energie zum Verbraucher zu bringen. Die Landschaft wird nicht zusätzlich zugestellt.

Solarzellen nicht um jeden Preis

Die Sonnen-Kollektoren bedecken das Dach zur Südwestseite hin nahezu vollständig. Und doch reicht die Fläche nicht für einen wirtschaftlichen Betrieb. Daher freut sich die Bürgerenergiegenossenschaft über die Förderung durch den Versorger AVU. Auch EN Wohnen hat etwas dafür getan, dass die Solaranlagen auf den Dächern überhaupt möglich wurden: Alte Dachfenster sind bei der Sanierung verschwunden. Mehr Platz ist auf den Dächern nicht zu finden.

Am Strompreis merken die Bewohner der zwei Doppelhäuser den Strom aus nächster Nähe nicht. Noch nicht. Aber sie können sicher sein, dass meist „ihr“ Strom durch die Leitungen zu Fernseher oder Föhn fließt: „Die Physik hält den eingespeisten Strom immer in der Nähe“, erklärt Kai Sieverding, bei AVU zuständig für Privat- und Gewerbekunden. Scheint die Sonne lange und intensiv, geht der Strom eben in die Nachbarhäuser. Ist die Nachfrage besonders groß, steht im Netz immer genügend Energie zur Verfügung. Für sieben der insgesamt 16 Wohnungen beider Mietshäuser reicht die Ausbeute, rein rechnerisch und im Schnitt.

Den Strom vom Dach direkt mit den Mietern abrechnen wird die AVU nicht. Der Verwaltungsaufwand dafür ist zu groß, derzeit jedenfalls noch. Der so genannte „Mieterstrom“ würde das Bewusstsein der Mieter sicherlich stärken dafür, dass der Strom der kurzen Wege dem Klimaschutz und dem eigenen Geldbeutel nutzt. Neue Verordnungen werden das vielleicht leichter machen.

Aber auch so ist Alexander Dyck schon zufrieden mit dem Beitrag von EN Wohnen zur Bewusstseinsbildung. Wer mit dem Auto durch die Schillerstraße fährt, „dem fallen die Solaranalgen ins Auge“, ist Dyck überzeugt. Noch mehr ist zu erkennen. Vor den Häusern 39 und 41 sind ein paar kleinere Bäume verschwunden. Die Sonne soll ungetrübt auf die Dächer strahlen können. Ein Haus weiter steht noch eine riesige Buche. Und ihr Schatten fällt auf ein Dach ohne Kollektoren. Klimaschutz auf dem Dach soll nicht zum Klimakiller beim Bewuchs werden. Und auch sonst soll die Bilanz bei der Baumaßnahme stimmen: Weil die neu gemachten Dächer Mauerseglern und Fledermäusen keine Schlupflöcher mehr lassen, hängen jetzt Kästen hoch an den Hauswänden.