Herdecke. . Der Vorsitzende der Sparkasse Herdecke, Franz-Wilhelm Buerdick, geht in den Ruhestand und verzichtet auf ein Amt im neuen Verbund mit Hagen.

  • Nach 45 Dienstjahren verabschiedet sich Herdecker Vorstandsvorsitzende
  • Sparkasse Herdecke sieht er gut aufgestellt
  • Franz-Wilhelm Buerdick räumt auch Fehler ein

Niemals geht man so ganz, sang Trude Herr vor vielen Jahren. Daran knüpft auch Franz-Wilhelm Buerdick bei seinem Abschied von der Stadtsparkasse Herdecke an. Der Vorstandsvorsitzende hat heute nach 45 Dienstjahren seinen letzten Arbeitstag und eine Einladung zu einer privaten Feier mit jener berühmten Liedzeile überschrieben. Seinen Ruhestand hatte er eigentlich für Ende 2017 geplant, doch die Fusion mit der Sparkasse Hagen und die neue Führungsaufteilung sorgten für ein Umdenken.

Buerdicks Berufsende fällt also mit dem Schlussgong für die eigenständige Sparkasse Herdecke zusammen. Der 61-Jährige geht mit gemischten Gefühlen, wobei: „Im Vergleich zum lachenden Auge verliert das tränende immer mehr an Bedeutung.“ Trotz der Kürze der Zeit – vor wenigen Monaten noch hielt er einen so zeitnahen Zusammenschluss der beiden Häuser für sehr ambitioniert – habe er sich auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten können. „Wenn die Sparkasse und ich gewollt hätten, wäre für mich ein Posten auch in der künftigen Konstellation gefunden worden. Aber das hätte wenig Sinn ergeben. Es ist an der Zeit, los zu lassen.“

Mehr als 30 Jahre war die Sparkasse Herdecke, bei der er am 1. Dezember 1985 als Fachbereichsleiter für das Kreditgeschäft anfing und nach 17 Monaten in den dreiköpfigen Vorstand als Stellvertreter aufrückte, sein Arbeitgeber. Und mehr. „Das wird dann schon zum Lebensinhalt“, sagt Buerdick. Als Egmont Schieffer, der ihn in die Ruhrstadt gelockt hatte, 1992 seinen Vorstandsposten aufgab, bildete fortan Buerdick bis 2012 mit dem Vorsitzenden Heinrich Borgmann die Doppelspitze. Nach 25 Jahren und ihrer beruflichen Silberhochzeit trennte Borgmanns Ruhestand dieses Duo, Frank Mohrherr übernahm vor vier Jahren den zweiten Vorstandsposten und vertritt künftig auf dieser Ebene die Belange der Herdecker in dem neuen Sparkassenverbund mit Hagen.

Dabei fühlt sich Buerdick auch an Fusionsbestrebungen Anfang der 1990-er Jahre erinnert. Damals verhandelte die Sparkasse Herdecke mit Wetter über einen Zusammenschluss, die Gespräche blieben aber ebenso ohne Ergebnis wie ein Jahr später die Überlegungen mit Witten. „Ich trauere dem nicht nach, damals wie heute wird das ja von Gremien entschieden. Und Hagen als Partner – das ist gut so.“

Filiale Schanze falsch eingeschätzt

Buerdick sieht das Herdecker Geldinstitut gut aufgestellt, er könne das Haus mit einem Lächeln verlassen. Als Fehler in seiner Amtszeit betrachtet er den Umgang mit der Filiale an der Schanze. „Diese Geschäftsstelle haben wir zu groß gebaut und eher infrage stellen sollen. Auch wenn das individuelle Nachteile für manche mit sich bringt, müssen wir doch die Rahmenbedingungen etwa mit zunehmendem Online-Banking anerkennen.“ Gut die Hälfte der Herdecker Kunden erledigen über das Internet ihre Sparkassen-Geschäfte, zudem gebe es hier genügend Geldautomaten an vielen und den wichtigsten Standorten. Und während die Filiale in Ende als größtem Stadtteil weiterhin absolut ihre Daseinsberechtigung habe, seien die Zweigstellen Schanze, Schnee, Westende, Stadtmitte, Zeppelinstraße oder Nacken mit zwei Mitarbeitern unrentabel gewesen. „Dort gab es auch immer wieder Überfälle. Strategisch und wegen der Kosten mussten wir da über die Jahre etwas verändern.“ Wobei er als Verantwortlicher den Beratungsgesprächen und generell dem persönlichen Kundenkontakt einen hohen Stellenwert einräumt.

Buerdick ist froh, dass er trotz der Veränderungen und dem damit bedingten Personalabbau in seiner Zeit keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen musste. Gab es in seiner Anfangszeit hier noch 105 Mitarbeiter, sind es nun rund zehn Prozent weniger. Die Kollegen wollte er fair fordern und fördern, Fehlverhalten habe er lieber angesprochen als sanktioniert. Den größten Wandel über die Jahre sieht der gebürtige Sauerländer in der Regulierung. War damals die Produktpalette und die Ablauferfassung deutlich überschaubarer sowie einfacher, sei der Katalog der bürokratischen Anforderungen stetig gewachsen. So müsse die Sparkasse Herdecke etwa Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell zum Beispiel durch Krisen im Ausland simulieren.

Mehr Bautätigkeit gewünscht

Gleichwohl weiß Buerdick, dass er bei einer Sparkasse stets an der richtigen Adresse war. Er selbst habe in der jüngeren Vergangenheit den engeren Kontakt zu Kunden vermisst, war er doch viel mit strategischen Aufgaben beschäftigt. Für Her­decke mit den überdurchschnittlichen Einkommensverhältnissen in der Bevölkerung habe er sich über die Jahre mehr Wohnungsgeschäfte erhofft: „Es gab Zeiten, da hätte ich mir im Stadtgebiet mehr Baukräne gewünscht.“ Gleichwohl seien in den 30 Jahren fast alle Sparkassen-Entscheidungen einstimmig gefallen, er habe stets vertrauensvoll mit dem städtischen Träger und Verantwortlichen der Verwaltung oder Politik zusammengearbeitet.

Zufrieden sei er auch mit den Sparkassen-Bilanzen in Herdecke und der Eigenkapital-Bildung, wobei für ihn die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund stand. Seine Revisions-Mentalität aus seiner Münster-Zeit habe er abgestreift. Zusatz: „Ich habe einen Bauch und ein Gefühl, lasse mir dieses aber mit Zahlen unterlegen.“