Wetter. . Die Sommertour der Redaktion führte rund 30 Leser an die Brückenbaustelle zwischen Wetter und Vorhalle. Was nur hat die große Verzögerung hervorgerufen?

  • Eigentlich sollte die Brücke am Obergraben jetzt schon ersetzt sein.
  • Nun wird die Fertigstellung vermutlich bis Anfang 2018 dauern.
  • Bei der Sommertour der Redaktion nannte der Landesbetrieb Straßen Gründe.

Eigentlich gab es bei der Sommertour zur Baustelle am Obergraben nur zwei Fragen: Warum haben die Vorarbeiten so lange gedauert? Und: Wann ist die Brücke endlich fertig? Beide Antworten blieb Uwe Mielke, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen NRW, den rund 30 Lesern nicht schuldig.

Und wann soll der Verkehr nun wieder von Wetter nach Vorhalle rollen? Gleich zu Beginn wollten die Leser das wissen, und Uwe Mielke spannte sie nicht auf die Folter: „Januar 2018“, lautete die Antwort. Anderthalb Jahre später als ursprünglich geplant. Anderthalb Jahre sollten der Abriss und der Neubau insgesamt dauern, als die Maßnahme Anfang 2015 angepackt wurde. Und weit über das Anfangsstadium ist beim Abriss noch nichts hinaus, was die aktuelle Prognose leicht nachvollziehbar macht.

Woher also diese enorme Verzögerung? Die Antwort hat eigentlich schon ganz oft in der Zeitung gestanden: Kampfmittelfunde! Eine vorherige Nachfrage beim Regierungspräsidium sei zwar erfolgt, so Uwe Mielke, „wie das immer Thema ist, wenn’s in die Tiefe geht.“ Anhaltspunkte für Kampfmittel habe es nicht gegeben – bis zum ersten Baggereinsatz. Immer wieder mussten die Taucher in die Tiefe und bergen, was aus zwei Weltkriegen auf dem Boden des Obergrabens liegen geblieben war. Schließlich wollte niemand, dass beim Eintreiben der Spundwände Arbeiter und Anwohner durch eine überraschende Explosion gefährdet würden. Umgekehrt: „In dieser Zeit ist nicht viel geschehen von der eigentlichen Baumaßnahme“, stellt Mielke fest.

Abriss läuft gerade an

Seit ein paar Wochen erst wird der Abriss der Brücke voran getrieben. Aus nächster Nähe konnten sich die interessierten Leser den Stand der Arbeiten anschauen. Die Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer diente dabei als Aussichtsplattform. Zu erkennen war: Die Spundwände für den Teilabriss der ersten Brückenhälfte sind gesetzt. Lange Holzbohlen gehen quasi von einer Bürgersteigseite zur anderen. Auf dieses Plateau sollen die Brückenteile fallen – und keinesfalls in das Wasser des Obergrabens, das ja Richtung Laufwasserkraftwerk fließt. Hier darf nichts Festes in die Turbinen geraten.

700 000 Euro nur für Behelfsbrücke

Über mehrere Meter zieht sich die Zuhörergruppe auf der schmalen Behelfsbrücke hin. Das Band der Betrachter ist auch deswegen so lang, weil ein Durchlass für die Radfahrer bleiben muss. Immer wieder bitten sie um noch etwas mehr Platz und zeigen ganz nebenbei, wie wichtig diese Restverbindung zwischen Wetter und Vorhalle ist. 700 000 Euro hat die Konstruktion gekostet, die an die benachbarte Brücke der Bahn angehängt ist und nach dem Bauende verschwindet. Insgesamt waren 5,5 Millionen Euro für Abriss und Neubau der Straßenbrücke über dem Obergraben veranschlagt. Die lange Zeit der Kampfmittelräumung hat das Projekt deutlich teurer gemacht.

Am Tag der Sommertour waren fünf Männer und ein Polier auf der Baustelle. „Wenn die Betonbauteile hergestellt werden, sind es 10 bis 15 Mitarbeiter“, sagt Bauleiter Ronald Heine von der Firma Züblin. Wie Stephan Eichholz und Michael Overmeyer von Straßen NRW ergänzt er die Ausführungen von Uwe Mielke. Die Teile werden nicht fertig angeliefert, so Heine weiter, sie werden vor Ort gefertigt.

Spätestens für diese Bauphase ist klar, dass der Verkehr zwischen Wetter und Vorhalle nicht einspurig an den übrigen Bauarbeiten vorbei geführt werden kann. Ansonsten haben die Leser Zweifel, ob die Vollsperrung nicht hätte hinausgezögert werden können. Im Nachhinein klingt das ganz vernünftig, muss auch Uwe Mielke einräumen. Aber im Nachhinein weiß man immer mehr. Anfangs habe es ja so ausgesehen, als würden für die Kampfmittelräumung nicht mehr als vier Wochen gebraucht. Und dann habe sich das Ende immer wieder neu verzögert.

Unter den aufmerksamen Zuhörern ist Julian eindeutig der Jüngste. Aus Albringhausen ist der Siebenjährige mit seiner Mama gekommen. Die Baustelle kennt er, weil die Familie immer mal wieder mit dem Rad am Obergraben entlang fährt und dann auf Höhe der Brücke vom Uferweg über die Straße abgeleitet wird. „Er ist technisch interessiert“, sagt die Mama. Und er hat sogar selbst schon mal eine Brücke gebaut – aus Steinen im Urlaub über einen Bach. Was denn da so meterlang auf der Fahrbahn gelegen habe, will Julian wissen. Das waren die Spundwände, die jetzt das Wasser zurückhalten, bekommt er zur Antwort.

Klaus Ullrichskötter hat weniger eine Frage und mehr eine Bitte. Als Wassersportler kennt er das Brückenbauwerk auch gut von unten. „Können Sie eines der Stromkabel, das für die Bauarbeiten unter der Brücke hängt, vielleicht einen halben Meter höher spannen“, regt Ullrichskötter beim Bauleiter an. „Damit wir uns nicht immer so bücken müssen“. Wenn es mehr nicht ist.