Wetter. . Der Verein Sprungbrett in Wetter unterstützt seit einem Jahr Mädchen und junge Frauen in der Jugendarrestanstalt. Es gibt noch viel zu tun

Ein Sprungbrett in geordnetere Verhältnisse können die Mädchen bestimmt gebrauchen, die in die Jugendarrestanstalt in Wetter geschickt werden. „Sprungbrett“ hat sich entsprechend der Verein genannt, der ihnen unter die Arme greifen möchte. Vor einem Jahr wurde der Verein gegründet. Jetzt wurde Bilanz gezogen und für die Zukunft geplant.

Mädchen aus ganz Nordrhein-Westfalen sind in der Arrestanstalt gleich neben dem Amtsgericht in Wetter untergebracht. Sie kommen zum Teil aus schwierigen Verhältnissen, zum Teil leben sie sonst auf der Straße und erleben oft wenig Unterstützung durch ihre Familien. Im Schnitt dauert der Arrest zwei Wochen. In dieser Zeit erfahren die Mädchen vielfach das erste Mal, was ein geordneter Tagesablauf ist und wie wichtig das für das eigene Leben sein kann.

Der Verein Sprungbrett unterstützt die Mädchen während der Zeit des Arrests, er möchte sie aber auch darüber hinaus begleiten. Angefangen hat das Engagement in Wetter als ein Projekt des Inner Wheel Clubs. Heike Grosch aus Grundschöttel war damals Distrikt-Vorsitzende bei Inner Wheel, jetzt führt sie den Verein Sprungbrett. Ihr Stellvertreter ist Heinz-Dieter Beckmann, bis vor wenigen Monaten noch Richter am Amtsgericht und Vollstreckungsleiter der Arrestanstalt.

Hilfe bei Behördengängen

Der Förderverein finanziert Kunsttherapie oder auch den Besuch in einer Kletterhalle. Zudem macht er ein Anti-Aggressions-Training zweimal in der Woche möglich. „Die Mädchen reagieren gut darauf“, weiß Heike Grosch. Und auch das wöchentliche Friedensbildungsprogramm „kommt sehr gut an“, ergänzt Heinz-Dieter Beckmann.

In Zukunft soll auch noch das Übergangsmanagement verstärkt werden. Eine halbe Stelle gibt es dafür an der Arrestanstalt. Der Förderverein würde darüber hinaus gerne in ganz Nordrhein-Westfalen Ansprechpartner haben, die die Mädchen etwa bei Behördengängen begleiten.

„Die guten Vorsätze sind da“, hat Heike Grosch im Gespräch mit den Mädchen erfahren, „aber wenn die zurück in die alte Umgebung kommen, ist das schnell vergessen“, hat Heinz Dieter Beckmann immer wieder erfahren müssen.

Spender gesucht

Seit Mitte letzten Jahres steht das „Sprungbrett“ in Vereinsform zur Verfügung. Rund 3000 Euro wurden im ersten halben Jahr ausgegeben. Die Tendenz ist steigend, weil Angebote wie das Anti-Aggressions-Training ausgebaut worden sind. Für ein paar Monate ist sicherlich noch genug Geld da. Aber der Förderverein braucht ebenfalls Förderer. 24 Euro im Jahr kostet der Mitgliedsbeitrag, gespendet werden kann natürlich auch ohne Mitgliedschaft. An die Türen von Unternehmen in der Region soll geklopft werden, aber auch an die von Richtern. Die Richter legen nämlich die Verwendungszwecke bei Bußgeldern fest. Und so gibt es bereits ein Beispiel für ein Bußgeld, das das „Sprungbrett“ in Wetter besonders hat federn lassen.