Herdecke. . Bei der dritten Sommertour überraschte der Ruhrverband die Leser in Herdecke. Vom Hengsteysee-Wehr ging es per Motorboot zur Stiftsmühle.
Mit strubbeligen Haaren endete für 15 Leser die dritte Sommertour in Herdecke. Weil der Blick vom „Festland“ auf die Stauanlage Stiftsmühle nicht sehr vielversprechend sei, organisierte Thomas Brinkmann vom Ruhrverband kurzerhand zwei Motorboote, die die Gruppe auf dem Wasserweg zum Kraftwerk nahe der Autobahnbrücke und am Volme-Zulauf brachten.
Vier Stationen beinhaltete der zweistündige Ausflug für die Gruppe, die immer wieder ganz spezielle Einblicke erhielt. So führte der Leiter der östlichen Ruhrstauseen die Teilnehmer nach einer kurzen Einführung über den neuen Dienststeg am Hengsteysee-Wehr, den der Ruhrverband im Zuge der seit zwei Jahren laufenden Sanierung vor wenigen Tagen ausgetauscht hatte. Besonders die hochgezogene Walze im ersten der vier Wehrfelder bot reichlich Anlass für fotografische Schnappschüsse, zumal dieser Koloss knapp 100 Tonnen wiegt. „Dieses Walzenwerk hier stammt noch aus der Anfangszeit um 1929 und war damals das größte in Europa.“
Kein Wunder also, dass wegen der Unterströmungen an dieser Staumauer mit dem kreisrunden Verschluss und einem Durchmesser von knapp fünf Metern marode Holzelemente sichtbar sind. „Wir werden die Walze bald mit einem Gerüst komplett einhausen, die alte Beschichtung sorgsam entfernen und das Material überprüfen“, erklärte Brinkmann. Nach der Schadensbilanz entscheide sich, welche Bleche ausgetauscht werden.
Sicher sei, dass Fachleute die tonnenschwere Kette zum Hochziehen und Herunterlassen der begehbaren Walzen erneuern. „Für die Instandsetzung eines Wehrfelds brauchen wir knapp ein Jahr. Das ist wegen des Trockensetzens sehr aufwändig, auch Taucher sind dabei im Einsatz.“ Los geht es nahe des Schiffswinkels im Herbst. Während der Sanierung regulieren die anderen drei Staumauern (allesamt Hohlkörper) den Abfluss, bis zu 2400 Kubikmeter Wasser lassen sich pro Sekunde theoretisch ableiten, der höchste je gemessene Wert waren jedoch nur 900 Kubikmeter.
Laufwasserkraftwerk
Das führte sowohl inhaltlich als auch konkret beim Spaziergang zum Laufwasserkraftwerk, das der Ruhrverband sowohl am Hengsteysee als auch an der Stiftsmühle und am Obergraben in Wetter an RWE verpachtet hat. Auf Hagener Seite haben die drei Turbinen zur Stromerzeugung eine „Schluckfähigkeit“ von 90 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, jetzt im Sommer fließen da 25 Kubikmeter durch. „Wir stehen vor allem wegen des Koepchenwerks im permanenten Austausch mit RWE, damit wir die passende Wassermengen ablassen.“
Fischaufstieg
Neben dem Kraftwerk betreiben der Landesfischereiverband und die Ruhrfischereigenossenschaft eine Fischtreppe. „Auch wenn Spaziergänger immer wieder behaupten, noch nie einen Fisch darin gesehen zu haben, kann ich dank vieler Untersuchungen sagen: Das wird von den Tieren gut angenommen, es konnten hier 31 von 35 in der Ruhr vorkommenden Fischarten nachgewiesen werden“, so Brinkmann.
Stiftsmühle
Über die neue Ruhr, wie Brinkmann den Abschnitt zwischen Hengsteysee-Wehr und Volme-Zufluss wegen der Verlegung in den 1930-er Jahren (Autobahnbau) nennt, näherten sich die Leser dem Kraftwerk Stiftsmühle. Das hat eine Leistung von 110 Kubikmetern pro Sekunde. Vor dem in einfacher Bauweise errichteten Gebäude räumt ein Kran regelmäßig Unrat weg, der vor den Rechen landet. Daneben stehen bald Bauarbeiten an: Das Stemmtor der Schleuse aus dem Jahr 1938 wird bis Ende Oktober ausgetauscht.