Volmarstein. . Ende 2018 will die AVU das Wasserwerk Volmarstein stilllegen. Neben dem alten Gebäude steht dann auch das Wasserschutzgebiet zur Verfügung.

Wer bei Grundstücksangelegenheiten von einem Filetstück spricht, sollte zum 31. Dezember 2018 mal zum Gelände des Wasserwerks nach Volmarstein blicken. Dann will die AVU die Anlage, die derzeit noch als Reservestation für die Trinkwasserversorgung in der Region läuft, aufgeben. Frei wird dann nicht nur das alte Betriebsgebäude, sondern auch die Fläche an der Ruhr. Diese ist als Wasserschutzzone ein idyllisches Naturparadies.

Bei der Sommertour der Lokalredaktion sagte Hansjörg Sander von der AVU, dass das Gevelsberger Unternehmen als Eigentümer das Gebiet mitsamt der historischen Seilhängebrücke und des zweistöckigen Hauses verkaufen will. Zu klären ist noch die technische Ersatzlösung: Bis Ende 2016 soll feststehen, welche von zwei Alternativen die Trinkwasserproduktion sicherstellt, falls das Wasserwerk Roland an der Ennepetalsperre als Verteiler für die Region mal ausfällt. „Wir prüfen, wie wir eventuell neue Verbindungen schaffen. Anders als im Stromnetz gibt es bei Wasser keinen Leitungsverbund.“ Als Leiter des Verbund-Wasserwerks, an dem die AVU wie die Stadtwerke Witten 50 Prozent Anteile halten, hat Sander bis zu seinem Ruhestand Ende 2017 die Trinkwasser-Produktion im Ennepe-Ruhr-Kreis im Blick.

Erste Gespräche mit der Stadt Wetter

Auf Anfrage teilt die Stadt Wetter mit, dass sie an der weiteren Entwicklung des Wasserwerks und des umgebenden Geländes „sehr interessiert“ ist und es erste Informationsgespräche mit der AVU gab. Auch bei den interkommunalen Überlegungen mit den Städten Herdecke und Hagen sowie dem Regionalverband Ruhr und EN-Kreis zur Aufwertung der Ruhrseen spiele diese Fläche eine Rolle, um Fördermittel zu bekommen. Dieses Areal unterhalb der Obergrabenbrücke als reizvolle Ruhrauen-Landschaft will Wetters Verwaltung „in das Freizeitgebiet einbinden, die Wegebeziehungen für Spaziergänger und Radfahrer verbessern sowie eine bessere Anbindung zwischen Volmarstein und Alt-Wetter erreichen“, heißt es aus dem Rathaus.

Die Gespräche stehen erst am Anfang, vieles sei denkbar, konkrete Ideen gibt es laut Stadt noch nicht. Das Gelände soll in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde des EN-Kreises aber auch nach der Stilllegung des Werks „ein schützenswertes Areal bleiben.

Geringerer Wasserverbrauch

Wer die Entwicklung des Wasserwerks Volmarstein betrachtet, entdeckt wie so oft im Leben zwei Seiten einer Medaille. Die AVU als Eigentümerin und das Verbund-Wasserwerk Witten (VWW) als Betreiber benötigen die Reserveanlage am Ruhrufer nicht mehr, da der Wasserverbrauch der Bevölkerung stark zurückgegangen sei. Einerseits endet so die Bestimmung für ein besonderes Gebiet unterhalb der Obergrabenbrücke, andererseits entstehen neue Nutzungschancen. Das erfuhren nun Leser bei der Sommertour der Lokalredaktion.

Helmut Fox als langjähriger Betriebsleiter und Hansjörg Sander, als VWW-Chef für große Teile der Trinkwasser-Produktion im Ennepe-Ruhr-Kreis verantwortlich, führten die Gruppe über das Gelände in dem Schutzgebiet. Schrumpfende Bevölkerungszahlen und der technische Fortschritt ließen den täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauch von 145 auf 121 Liter sinken. „Während es in anderen Ländern auf der Welt Probleme gibt, haben wir hier absolut keinen Mangel an Wasser“, so Sander mit Blick auf die Ruhr und die Talsperren im Sauerland.

Am Volmarsteiner Ufer lasse sich immer noch exemplarisch erklären, wie an der gesamten Ruhr die Aufbereitung funktioniert. Da das Grundwasser alleine nicht ausreiche und auch das aus dem Fluss über Brunnen gewonnene Uferfiltrat nur ein Drittel des Bedarfs abdecken würde, bedarf es künstlicher Anreicherungen über so genannte Versickerungsbecken, ehe es aus dem Werk zu den Verbrauchern gepumpt wird.

Rundgang mit mehreren Stationen

Der Rundgang führte die Gruppe zu den Anreicherungsbecken, in die das Ruhrwasser zunächst fließt. Während am Rand ein Fischreiher auf frische Beute wartete, erklärten Sander und Fox, wie der Sand mit unterschiedlichen Körnergrößen dort wie ein Filter zur Anreicherung dient und warum mit einem Spezialgerätgelegentlich Schichten abgeschöpft werden. „Trübstoffe können den Einlauf verstopfen.“

Dann fließt das Wasser über Drainagerohre im Untergrund zu Sammelschächten, ehe es zur Riesleranlage hochgepumpt wird. Ein Gebläse sorgt dort für Verwirbelungen, Wasser und Luft vermischen sich, CO2 wird ausgegast. Zudem wird der PH-Wert des recht sauren Wassers über den neutralen Wert von 7 angehoben, um ein Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht herzustellen.

Die letzten beiden Stationen führten die Leser zur Filterhalle, die für einen Leser aussieht wie der Lagerraum bei einer Winzergenossenschaft. In acht großen Behältern, von denen noch vier in Betrieb sind, sorgt ein Düsenboden für weitere Verwirbelungen und Spülungen, um Schwebstoffe bzw. Schmutzwasser nach draußen abzuleiten. Schließlich gelangt das trinkbare Wasser dann aus der Pump- und Turbinenhalle in die Leitungen.

Bei dem abschließenden Umtrunk kamen noch viele Fragen zu Gefahrstoffen im Wasser. Diese gebe es, doch sei die Konzentration derart gering, dass Sander Entwarnung gibt: „Wir messen das in Nano-Einheiten pro Liter, also ein Milliardstel Gramm. Für den Körper ist alles unter 100 Nanogramm so, als ob ein Stück Würfelzucker im Möhnesee aufgelöst wird..“