Wetter/Herdecke. . Die Gestaltung von Spielplätzen steht vor einem Wandel – auch in Wetter und Herdecke. Experte Ulli Pinick spricht von einer „Art Revolution“.
Ein Druck auf dem elektronischen Buzzer am Klettergerüst, und es geht zur nächsten Station. Ein Schuss, und die interaktive Torwand zählt die Punkte zusammen. Und wenn der QR-Code auf der Dinosaurier-Themenspielfläche mit dem Smartphone gescannt wird, gibt es Infos zu Brontosaurus & Co.. Sieht so ein Spielplatz der Zukunft aus? „Die Entwicklung wird zu technisch ergänzten Spielplätzen gehen“, ist Ulli Pinick, Landschaftsarchitekt und Spielplatzplaner bei der eibe GmbH überzeugt.
Interaktive Spielgeräte stehen dann neben Schaukeln. Apps für individuelle Erlebnisse auf dem Kletterturm werden mit klassischen Rutschen kombiniert – die Spielplatzgestaltung befindet sich im Wandel. „Wir stehen vor einer Art Revolution. Auch auf den Spielplätzen werden sich die Online- und Offlinewelt verbinden“, erklärt Pinick. Erste interaktive Spielgeräte sind bereits auf dem Markt und werden auch schon eingesetzt. „Noch sind diese aber sehr teuer“, so der Spielplatz-Experte. „Die Elektronik ist da natürlich ein Thema. Und der Kunststoff muss sehr robust und vandalismussicher sein – das kostet.“ In fünf bis zehn Jahren könne das anders aussehen.
Bewegung bleibt weiter wichtig
„Für uns ist das noch sehr fern und aktuell auch nicht im Budget“, erklärt Michael Rösner vom Fachbereich Umwelt und Freianlagen der Stadt Herdecke. Den Trend zu interaktiven Spielgeräten sieht der Diplom-Ingenieur und Landschaftsarchitekt allerdings auch: „Das ist eine Richtung, in die es gehen kann. Doch wir merken immer wieder, dass Wippen und Schaukeln trotz Digitalisierung und Technisierung weiter gefragt sind.“ Wichtig sei es, Anreize zu schaffen, damit Kinder sich bewegen wollten, raus gingen, um unter freiem Himmel zu spielen und ihre eigene Fantasie zu nutzen.
„Spielplätze müssen Erlebnisse ermöglichen“, bestätigt Abteilungsleiter Ralf Grunwald. Darum setzt die Herdecker Verwaltung darauf, die Spielplätze im Stadtgebiet qualitativ aufzuwerten und für jeden Geschmack etwas zu bieten. „Jeder Spielplatz hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Gesicht“, so Grunwald. Das reicht vom Spielen am Bach auf dem Spielplatz Sperlingsweg, der aktuell neu gestaltet wird, bis hin zur Herdecker Kletterwand am Bleichstein. „Dort werden rund 28 000 Euro in neue Balancierelemente und Kletternetze investiert“, erklärt Grunwald. Das Ziel: Verschiedene Altersgruppen sollen hier kraxeln können. Und auch ein Fitnessparcours entlang der Ruhr ist denkbar. Michael Rösner: „Da gibt es noch Entwicklungspotenzial.“
Die Entwicklung hin zu Mehrgenerationen-Spielplätzen hat auch in Wetter einen hohen Stellenwert: „Spielplätze sind Orte der Begegnung, nicht nur für Kinder, auch für ältere Generationen“, betont Margot Wiese. Der Fachbereichsleiterin Jugend und Soziales bei der Stadt Wetter ist auch das Thema Barrierefreiheit wichtig, wenn es um eine Vision „Spielplatz 2020“ geht. „Da stehen wir zwar noch am Anfang, aber auch das gehört dazu.“
„Früher waren Spielanlagen zum Beispiel gezielt auf Kleinkinder oder Jugendliche zugeschnitten“, erklärt Egbert Feuerstack, Grünflächenplaner beim Stadtbetrieb Wetter. „Heute gilt es, die Ansprüche verschiedener Zielgruppen auf einem Gelände abzudecken.“ So wie auf der Fläche am Harkortsee. Hier sollen unterschiedliche Ebenen Abwechslung ins Spiel und Jung wie Alt zusammen bringen. Insgesamt sei der Spielplatz mit Seeblick ein Beispiel dafür, wie eng Finanzen und Wünsche bei der Spielplatzgestaltung zusammenkommen könnten, sind sich Feuerstack und Wiese einig. „Aufgrund der begrenzten Investitionsmittel modernisieren wir in drei Bauabschnitten, so kommen wir Schritt für Schritt ans Ziel.“ Denn klar ist auch: „Auf alten Geräten und vernachlässigten Spielplätzen spielen keine Kinder“, weiß Feuerstack. Aktuell entsteht der Wasserspielbereich mit Archimedischer Schraube neu, für 60 000 Euro. Wenn das Gerät eröffnet ist, können Kinder das Wasser ins Vorratsbecken pumpen und durch leichte Drehbewegungen zwei Meter bergauf transportieren – auch das ist Technik. Und auch das macht Spaß.