Herdecke. . Wolfgang Kessler (Jahrgang 1939) erinnert sich gern an den Viadukt. „Hier war immer was los“, weiß er. Dabei galt dort schon damals Badeverbot.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Wolfgang Kessler kennt in seiner Heimatstadt Herdecke nahezu jeden Winkel. Hier wuchs er auf, hier lernte er schwimmen. Dabei denkt Kessler (Jahrgang 1939) sofort an den Viadukt. „Hier war immer was los, viele Kinder wie ich sind nach dem Zweiten Weltkrieg oft hier hin gegangen und sind bei gutem Wetter ins Wasser gegangen.“

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Der spätere Vermessungsingenieur und langjährige Mitarbeiter der Stadtverwaltung kann sich noch an die Worte seiner Mutter erinnern, die ihn zwischen 1945 und ‘47 vom Planschen im See abhalten wollte. „Die war besorgt, wir natürlich nicht. Die, die noch nicht schwimmen konnten, tasteten sich vorsichtig bis zu einem Pfeiler des Viadukts vor.“ Ganz ungefährlich sei das nicht gewesen, wurde das Herdecker Wahrzeichen doch im Krieg zerstört (Möhne-Katastrophe und Wehrmacht-Sprengung), und es galt auch damals schon ein Schwimmverbot.

Braune Brühe

Doch für den Nachwuchs und vor allem seine Gruppe um weitere Jungen aus der Innenstadt war es „das Normalste der Welt“, in den Harkortsee zu gehen. „Der war damals aber schon recht schmutzig, nach dem Baden sahen wir ziemlich braun aus“, erzählt Kessler und berichtet von Rötungen auf der Haut, die ihn als Kind damals aber nicht störten. Auch die spürbare Strömung habe er in jungen Jahren nicht als Gefahr gesehen. Anders als manche Eltern.

Das Schwimmen brachte er sich selbst aber in der Badeanstalt bei, wobei der Viadukt insgesamt durch den Wiederaufbau in den 1950-er Jahren als Plansch- und Kletter-Treffpunkt ausfiel. Dafür stand Kindern aber etwa das Werksbecken der Elektro-Mark nahe des Kraftwerks zur Verfügung. „Ebenfalls abgezäunt war ein Becken der Firma Habig“, berichtet Kessler, der sich in den 1950-er Jahren auch an das Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Wasser des toten Arms in Verlängerung des Mühlengrabens (heute Heimat des Segelvereins) oder auf dem Hengsteysee an der Brücke nahe des damaligen Inselgasthofs erinnert.

Auch unterhalb der Ruhrbrücke am Zweibrücker Hof seien früher viele schwimmen gewesen, so der heute 77-Jährige. Nicht zu vergessen die Vorläufer der Badeanstalt: Bevor das Stauwehr Stiftsmühle gebaut wurde, sprangen an dieser Stelle viele von einem Floß ins Wasser. Auch der damalige Mühlengraben diente viele Jahre zur Abkühlung.