Wetter. . Winter für Winter lassen sich gut besuchte Vogel-Rastplätze an der Ruhr entdecken. Manche Arten wie die Tafelente sind sogar heimisch geworden.

Als sich in den 1970-er Jahren hier Kormorane angesiedelt haben, „war das eine Sensation“. Sagt Erich Janzing, der seit 1956 in Wetter lebt und über viele Jahrzehnte regelmäßig Vögel beobachtet sowie gezählt hat. Die Ruhr mitsamt Seen und Ufern bezeichnet der 90-Jährige als „eine der schönsten Landschaften in Nordrhein-Westfalen“. Das sieht manches Federvieh offensichtlich genau so, meint Janzing etwa mit Blick auf die ausgeprägte Vogelflugstraße über den Köpfen der Wetteraner und Herdecker. Winter für Winter lassen sich zudem auch gut besuchte Rastplätze entdecken. Manche Arten, wie etwa die Tafelente, seien dann sogar hier heimisch geworden.

In etlichen Tagebüchern hat Janzing, der auch an verschiedenen Buchveröffentlichungen beteiligt war, ab 1960 die Entwicklung des Vogelbestands festgehalten. Sein Hobby hat ihn über mehr als 40 Jahre unzählige Male zu den Seen und Flussufern geführt. An die biologische Station Kranenburg am Niederrhein hat er viele Formulare mit seinen Ergebnissen geschickt, damit diese das in einen europäischen Kontext setzen konnte. Janzings Erkentnnis: „An der Ruhr ist vieles besser geworden.“ Die Anzahl an Brutplätzen und Überwinterungsmöglichkeiten sei gestiegen, Höckerschwäne finden hier beispielsweise fast schon ein Paradies vor.

Geht es um seinen Lieblingsvogel, den Krabbentaucher, denkt der Senior an die 1960-er Jahre zurück. „Damals hat es zwischen Vorhaller Kreisel und Herdecke zwei Funde gegeben, eine absolute Rarität in NRW über viele Jahre.“ Skeptisch ist der Vogelkundler, ob es hier in der Gegend – wie kolportiert – tatsächlich Moorenten gibt, zumal das die erste Brut in Westfalen wäre. Und was heute angesichts der Massen fast unvorstellbar erscheint: Viele Gänsearten gab es früher an den Ruhrauen nicht. Dagegen seien viele Wiesenvögel im Laufe der Zeit verschwunden, was am Ackerbau und Dünger bzw. fehlender Nahrung liege.

Die geplante Renaturierung der Ruhr in Wengern sieht Janzing skeptisch, da dort durch die Arbeiten eine intakte Natur zumindest kurzfristig zerstört werde. Der Herdecker Flussabschnitt sei durch die Freizeitnutzung und Bauten am Ufer in keinem guten Zustand, was sich am angeschwemmten Müll in Wetter zeige. Dagegen biete das Wasserschutzgebiet am Obergraben Vögeln gute Bedingungen. „Wenn man die Schotterbänke freilegen würde, wär es noch besser.“