Herdecke. . Bezirksbeamter Guido Wernien verstärkt als Nachfolger von Ralf Bährens die Herdecker Polizei. Er ist für die Innenstadt zuständig.

Der Mann kennt sich in Herdecke und auch in Ende aus. Sicher kein Nachteil für einen Polizisten. Offiziell ab kommendem Montag, de facto schon seit drei Wochen ist Guido Wernien der neue Bezirksbeamte, der sich vor allem um Vorkommnisse in der Innenstadt kümmert. „Schon jetzt merke ich bei vielen Bürgern, dass sie froh über einen konkreten Ansprechpartner bei der Polizei sind“, sagt der 48-Jährige, der unter vielen Bewerbern den Zuschlag für die Stelle des pensionierten Ralf Bährens erhielt.

Seit 15 Jahren wohnt Wernien, der seit zwölf Jahren die kickenden A-Jugendlichen des FC Herdecke-Ende trainiert, mit seiner Frau und den beiden Kindern in der Ruhrstadt. Kriminelle Themen gehören in der Familie zum Alltag, kümmert sich doch seine in Herdecke geborene Gattin bei der hiesigen Polizei etwa um Verkehrsunfallprävention. Auch die 23-jährige Tochter hat bei der Behörde eine Ausbildung angefangen, während der Sohn in eine andere Richtung will. „Soll er, das ist gut und richtig so“, meint der Vater.

Wobei Kinder künftig auch den Tagesablauf von Guido Wernien mitbestimmen. Als Bezirksbeamter ist er für das Areal zwischen Bleichstein und Nacken zuständig, kümmert sich hier um den Nachwuchs in Sachen Schulweg-Sicherheit oder Radfahren. Auch die Betreuung in Kindergärten gehört dazu. Als gebürtiger Rheinländer sollte seine lockere Art da hilfreich sein.

Weichenstellung in Wuppertal

Dabei kennt der 48-Jährige auch gravierende Einsätze. Nach seiner polizeilichen Ausbildung, die am 1. April 1990 in Wuppertal begann und wo er auch seine Frau kennenlernte, gehörte er ein halbes Jahr einer Hundertschaft an und musste fast jedes Wochenende zu rechtsradikalen Auseinandersetzungen in den Osten Deutschlands fahren. Wieder sollte es ein 1. April sein, der für Veränderung sorgte: An jenem Tag 1993 begann seine Dienstzeit im Ennepe-Ruhr-Kreis, seine erste Station führte ihn zur Wache Ennepetal/Schwelm. Die vergangenen zehn Jahre wiederum erlebte Wernien beim Wachdienst in Wetter.

Dementsprechend gut kennt er die Kollegen in beiden Ruhrstädten. In dem neuen Herdecker Trio mit Jürgen Reith, der als Bezirksbeamter vor allem in Kirchende oder am Schraberg aktiv ist, und dem derzeit verletzten Hans-Joachim Theuerkauf (Ahlenberg, Semberg, Herrentisch) ist Wernien der jüngste der drei Hauptkommissare. Rein praktische Gründe hat es aber, dass der 48-Jährige zumeist als Fußstreife unterwegs sein wird. Das bietet sich von der Dienststelle im Rathaus, in der mit Ausnahme der neuen Küchenzeile altbackene Möbel dominieren, einfach an.

In der Anfangszeit habe er schon einen Eindruck von Herdecker Sorgen bekommen. Ganz oben auf der Themenliste: Einbrüche. Das habe er Donnerstag bei einem erneuten Vorfall am Ahlenberg wieder erfahren. „Wir haben dort im Zuge einer Wohnumfeldbegehung Handzettel verteilt und die Leute gebeten, verdächtige Hinweise der Polizei zu melden.“ Tatsächlich riefen einige Bürger an. Doch das Problem sei damit natürlich noch nicht gelöst. „Immer wieder sagen uns Leute, dass es zu wenige Polizisten gibt, was eine Folge des Personalabbaus ist. Die vielen Neueinstellungen im Land wirken sich wegen der Ausbildung erst in drei Jahren aus.“

Einbrüche bleiben Dauer-Thema

Wernien begrüßt die regelmäßigen Sondereinsätze der Polizei zur Einbruchsbekämpfung, die durch die hinzugerufene Hundertschaft durchaus aufwändig seien. Es sei aber weiterhin schwierig bis unmöglich für hiesige Beamte, an vielen Orten präsent zu sein.

Zumal es ja noch weitere Aufgaben gibt, etwa die gelegentliche Unterstützung für die „alten“ Kollegen in Wetter, wo trotz größerer Bevölkerungszahl nur zwei Bezirksbeamte (Michael Krahn und Jürgen Bochmann) angesiedelt sind. „In Herdecke hat sich über die Zeit einfach ein höheres Arbeitsaufkommen herauskristallisiert“, erklärt Wernien und denkt dabei etwa an das Freizeitrevier am Ruhrufer. Dafür gebe es beispielsweise mit Blick auf die Maiwoche schon Absprachen und Konzepte mit dem städtischen Ordnungsamt, zu dem er ohnehin ein enges Verhältnis habe. „Das Problem am Bleichstein mit manchen Jugendlichen will ich besser in den Griff bekommen, etwa über Spätdienste. Ich gehe da optimistisch ran, da ich als Fußballtrainer viele der jungen Leute kenne.“

Auch in Altenheimen will er auf Gefahren durch Taschendiebstähle hinweisen. Zudem glaube er nicht, dass der gleiche Wohn- und Dienstort zu Schwierigkeiten führen können und er für vieles verantwortlich gemacht werde, obwohl es nicht in seine Zuständigkeit fällt. Der persönliche Bürgerkontakt sei ihm sehr wichtig, sein Bekanntheitsgrad aus dem privaten und dienstlichen Umfeld helfe dabei. Wachleiter Uwe Mertens sagt kurz und knapp zur Wernien-Besetzung in Herdecke: „Er ist eine gute Wahl.“