Herdecke. . Sanierungsgutachten hält den Sozialdienstleister in Herdecke für zukunftsfähig. Mehr Ambulantes. Kündigungen sind nicht ganz auszuschließen
Der Gemeinnützige Verein für Sozialeinrichtungen (GVS) hat eine Chance zum wirtschaftlichen Überleben. So steht es im Entwurf des Sanierungsgutachtens, der dem geschäftsführenden Vorstand vorgelegt und den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung vorgestellt wurde. Kernpunkte auf der Vorschlagsliste: Der Standort Goethestraße mit dem Altenheim und der Verwaltung wird geschlossen. Und: Der GVS orientiert sich stärker auch hin zur ambulanten Versorgung von Senioren. Offen ist, ob es zu einzelnen betriebsbedingten Kündigungen kommen wird.
Grundlage für Gespräche
Die Goethestraße 20a ist die Keimzelle des Sozialdienstleisters, der in Herdecke nahezu alle Senioreneinrichtungen betreibt und sechs Kindergärten in seiner Regie hat. Gut 100 Senioren sind aktuell an der Goethestraße untergebracht. Sie sollen umziehen, wenn ab Herbst der vergrößerte Wohnpark am Nacken fertig gestellt ist. Ein Teil der knapp 50 Beschäftigten an der Goethestraße soll mit zum Nacken wechseln. Auch im Bereich der ambulanten Betreuung könnten Mitarbeiter unterkommen. Wichtig ist zudem, wie groß das normale Ausscheiden in den nächsten Monaten sein wird. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht auszuschließen, erfuhren die Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung. Sie würden sich aber wenn überhaupt in einem „geringfügigen“ Rahmen halten.
Aktuell befinde sich das Unternehmen nicht in Zahlungsschwierigkeiten, heißt es beim GVS. Ende letzten Jahres sah das anders aus. Im Bereich der Altenheime war in nur zwei Jahren ein Defizit von knapp zwei Mio. Euro aufgelaufen. Eine Ausweitung der Kredite war dann aber doch nicht nötig. Die Banken sind ein wichtiger Partner für den GVS. Mit ihnen soll nun über die Vorschläge des Sanierungsgutachtens geredet werden. Und die Banken werden sicher genau schauen, wie die anderen Partner des GVS auf die Lösungsideen reagieren.
Die Stadt als wichtiges Gegenüber im Kindergartenbereich hat bereits zwei deutliche Zeichen gesetzt. Das Geld zum Schließen einer Finanzierungslücke im Vorjahr ist bereits geflossen. Und auch in der Zukunft sieht sich die Stadt in der Verantwortung für diesen zentralen Träger von Kindertageseinrichtungen: Bis zu gut 100 000 Euro im Jahr übernimmt die Stadt, wenn es nötig werden sollte. Wobei auch vereinbart ist, dass ein Teil des Defizits immer vom GVS beglichen werden muss. Damit das Eigeninteresse an einem Sparkurs groß bleibt.
Führungsstruktur wird noch Thema
Was aus dem Gebäudekomplex an der Goethestraße werden soll, ist noch völlig ungeklärt. Ein Verkauf ist denkbar, auch eine Vermietung wird überlegt. Ein Thema für die nächsten Wochen ist auch die Führungsstruktur des GVS. Der ehrenamtliche Vorstand ist in einer starken Verantwortung, die hauptamtliche Unternehmensführung angesichts von derzeit 425 Mitarbeitern eher klein. Zunächst einmal habe die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz im Vordergrund gestanden, heißt es. Das war auch Aufgabe der Gutachter von Rödl & Partner. Es ging darum, dem GVS wirtschaftlich auf die Beine zu helfen. Bei der Frage der Organisationsstruktur bleibt der Verein auf sich selbst gestellt. Die Diskussion will er führen, wie zu hören ist mit Ruhe und Gelassenheit.