Herdecke. . Besuch aus Düsseldorf konnten jetzt alle Kämpfer um den Erhalt des Koepchenwerkes begrüßen. Feste Zusagen gab der Staatssekretär jedoch nicht.

Der Durchbruch lässt weiter auf sich warten, doch gingen viele Herdecker nach einem Treffen zur Zukunft des Koepchenwerks etwas zuversichtlicher nach Hause. Aus dem NRW-Bauministerium war Staatssekretär Michael von der Mühlen an den Hengsteysee gekommen. Er wollte von Vertretern der Verwaltung, Politik und des Vereins Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk wissen, was ihnen als Alternative zum Abriss der denkmalgeschützten Altanlage vorschwebt.

Zusagen machte der Staatssekretär nicht. Er richtete den Blick während des knapp 90-minütigen Austauschs eher auf ein Gutachten, das Anfang März vorliegen soll. In dieser Machbarkeitsstudie geht es dann auch darum, ob vorhandene Ideen umsetzbar und finanzierbar sind. Darüber sprechen weiterhin RWE als Eigentümerin des Pumpspeicherkraftwerks und die Industriedenkmal-Stiftung. Sie loten aus, ob und in welcher Form eine Nachnutzung der markanten Maschinenhalle, der Rohre am Berg und des Schieberhauses mit den drei Buchstaben auf dem Dach möglich ist.

„Kein Zweifel, es handelt sich hier um ein technisches Bauwerk mit zeitgeschichtlicher Bedeutung für Herdecke und darüber hinaus“, sagte von der Mühlen, der sich der Industriegeschichte im Ruhrgebiet sehr verbunden fühle und diese nicht nur rückwärtsgewandt, sondern auch perspektivisch betrachten will.

Zumal die Entwicklung des Reviers neben Bodenschätzen auch stark mit der Energiegewinnung verknüpft sei. Dennoch müsse vor der Bewilligung von Fördergeldern des Landes Nordrhein-Westfalen noch viel am Werk geklärt werden. „Ich sehe aber, dass sich hier in Herdecke viele Gremien und auch die Bürgerschaft sehr engagiert mit dem Projekt beschäftigen. Und diese Überlegungen sind angemessen, auch was die interkommunale Zusammenarbeit betrifft.“

Letztere hatten zuvor sowohl Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster („Wir sind dankbar für jede Unterstützung, unser Herzblut hängt am Koepchenwerk“) als auch der EN-Landrat betont. „Das Denkmal hier ist keine lokale Angelegenheit, es hat eine regionale Ausstrahlung“, sagte Olaf Schade, der kurz die beginnenden Bemühungen um eine Aufwertung des Hengstey- und Harkortsees in Zusammenarbeit mit Wetter und Hagen umriss. Dabei gehe es um Tourismus für Auswärtige, aber auch um Lebensqualität für hiesige Bürger. „Arbeit hat den Ennepe-Ruhr-Kreis geprägt und sie ist hier identitätsstiftend. Entsprechend wichtig ist unsere Industriegeschichte.“

Der städtische Bauamtsleiter Daniel Matißik hatte ebenfalls deutlich gemacht, wie wertvoll das Koepchenwerk als Ankerpunkt für künftige Planungen an den Ruhrseen werden könnte. Ein Problem: RWE sehe das Grundstück mit dem Denkmal und dem seit 1989 laufenden neuen Betrieb als Einheit. Neben wirtschaftlichen Argumenten im Abriss-Antrag hatte der Konzern ja zudem Zweifel an der Zugänglichkeit des Geländes während der Stromgewinnung angeführt. „Die Stiftung prüft in den Gesprächen mit dem Konzern, ob man die Altanlage quasi herauslösen kann.“ Dann käme eine Nachnutzung ins Spiel, die RWE nach eigenen Untersuchungen für unmöglich hielt.

Strandbahn und Aufzug aktivieren

In Sachen Erreichbarkeit sieht Peter Altmaier viele Möglichkeiten. Das Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk stellte einige der Ideen des Vereins vor. Er zeigte etwa Fotos der alten Strandbahn, die wie vor vielen Jahrzehnten wieder von der Hohensyburg über die Hengstey-Seite und die Brücke am Schiffswinkel-Wehr bis hin zum Werk auf den vorhandenen Eisenbahnschienen fahren könnte. Auch ein Weg über das Wasser ließe sich für Besucher einrichten, sei es mit Booten oder über einen Fährbetrieb. Neben zahlreichen Parkmöglichkeiten in naher Umgebung erwähnte Altmaier auch den früheren Schrägaufzug entlang der Rohre als Transportmittel für bis zu 42 Leute.

Bei einer Ortsbesichtigung hatten die Herdecker dem Staatssekretär gezeigt, dass das Denkmal derzeit in keinem guten Zustand ist. „Dabei brachte das Koepchenwerk uns Herdeckern Arbeit, Wohlstand und weltweite Aufmerksamkeit“, sagte Peter Altmaier. „Es bedeutet für uns auch Heimat. Umso wichtiger also, es der Nachwelt zu erhalten und es wieder zugänglich zu machen.“