Wetter. . Die Bezirksregierung hat Pläne für die Renaturierung der Ruhr in Wettervorgelegt. Die Verwaltung begrüßt das Projekt, macht sich aber Sorgen um zu viel Lkw-Verkehr.
Mit großem Aufwand soll in den kommenden Jahren die Ruhr als Fließgewässer wieder in einen „guten ökologischen Zustand“ versetzt werden. So schreibt es die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union vor, die eine Frist bis zum Jahr 2027 setzt. Für den Abschnitt zwischen Wengern und Witten hat das Planungsbüro Viebahn und Sell im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg konkrete Planungen vorgelegt. Nun sind die Städte gefragt, die Planungen abzusegnen.
Abfuhr über Gleise
„Die Stadt Wetter steht den Planungen zur ökologischen Umgestaltung und umfangreichen Renaturierung der Ruhr, der Ruhraue und der Nebengewässer im Bereich des Stadtgebietes zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes zustimmend gegenüber“, so Bürgermeister Frank Hasenberg. Allerdings habe man erhebliche Bedenken hinsichtlich der Logistik, was die Abfuhr der zu bewegenden Bodenmassen angeht und damit die große Belastung des Ortsteils Wengern. Konkret geht es um 12 100 Lastwagen-Touren, mit denen Boden und Betoneinbauten abgefahren werden sollen. Durch das Gewerbegebiet Auf der Bleiche soll das Baugebiet am Ruhrufer erreicht werden. Dabei müsste der Ruhrtalradweg gequert werden. „Einer solchen massiven Einschränkung des beliebten und sehr intensiv genutzten Ruhr-Rad-Wanderweges stehen wir ablehnend gegenüber“, macht Hasenberg deutlich. In den Planungen des Wittener Büros wird allerdings auch eine temporäre Umleitung des Radweges in Betracht gezogen. Dem Vorschlag der Verwaltung, die Bodenabfuhr über die beschrankte Gleisüberfahrt gegenüber der Voßhöfener Straße zu führen, stellt das Planungsbüro die enge Taktung des Güterverkehrs gegenüber. Zudem sei die Einmündungssituation an dieser Stelle kompliziert. Nach Auffassung der Verwaltung sollte die Möglichkeit der Bahn-Logistik geprüft und genutzt werden, „so dass die komplette Entsorgung im ruhrseitigen Bereich läuft“.
Zwischen Ruhr-Kilometer 79,1 und 77,8 – also am Wengeraner Ruhrufer – sollen auf 440 Metern Länge und 25 Metern Breite die alten Uferbefestigungen abgebaut werden. „Wir wollen die Ufer entfesseln“, erklärt Ulrich Detering, Dezernent in der Abteilung Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung. Der betroffene Ruhrabschnitt sei zum Beispiel in seinem Fischbestand weniger vielfältig, auch habe der Fluss kaum Möglichkeiten, sich in seinem Verlauf zu verändern. „Natürliche Flüsse sind breiter und flacher als die Gewässer, die wir derzeit vorfinden", so Detering. Der massive Bodenabtrag soll auch dazu führen, dass mehr Fläche Überflutet werden kann. Eine Maßnahme, die dem Hochwasserschutz, aber auch der ökologischen Vielfalt nutzt. Denn in Tümpeln und feuchten Auen können auch die Pflanzen und Tiere wieder heimisch werden, die an regulierten Flussufern keinen Platz finden.
Aussichtspunkte schaffen
Um der Natur mehr Raum zu geben, muss allerdings zunächst Natur weichen. Im Mündungsbereich des Stollenbaches fallen auf einer Breite von 15 Metern Schwarz-Erlen, ein halber Hektar intensiv genutztes Grünland geht ebenso an den Fluss verloren. Der Stollenbach selbst soll nach der Umgestaltung in einem „mäandrierenden Bett eine leitbildgerechte Laufverlängerung“ bekommen. Wie das später einmal aussieht, werden allerdings kaum Menschen zu Gesicht bekommen. Denn der Großteil der Ruhrauen ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen und darf nicht betreten werden. „Es werden aber immer wieder Aussichtspunkte geschaffen“, so Detering, der sich bewusst ist, welch hohen Wert die Region im touristischen Sinn und als Erholungsraum hat.