Herdecke. . Der Modelleisenbahnclub Herdecke lädt am kommenden Samstag zum großen Fahrtag ins ehemalige Stellwerk ein. Zu sehen gibt es dort eine große kleine Eisenbahnwelt.

Der Fahrplan ist aufgestellt, die Züge stehen im Bahnhof und die Gleise sind gewienert – der Jubiläumsfahrtag des Modell-Eisenbahn-Clubs (MEC) Herdecke kann kommen. 40 Jahre ist der Verein alt, begonnen haben die Modelleisenbahner in Hagen-Haspe, gefeiert wird nun in Herdecke. Und das stilvoll und passend zum Thema im ehemaligen Stellwerk an der Mühlsteinkuhle, seit 1981 das Domizil des kleinen Vereins.

Wer die enge Treppe im alten Stellwerkshäuschen erklimmt, taucht buchstäblich in eine andere Welt ein. Im Obergeschoss des schmalen Gebäudes sind die Menschen Riesen und die Welt ist auf den Maßstab 1:87 geschrumpft. In der Modelleisenbahner-Fachsprache heißt das: Spur H0. Knapp zwölf mal vier Meter ist die Eisenbahnwelt hier groß, bietet Platz für eine Stadt, mehrere Bahnhöfe, eine Zeche und Gleisanlagen, die aneinandergereiht gut einen Kilometer lang wären. „400 Meter davon befahren wir tatsächlich“, erklärt Bernd Zander, Sprecher des MEC. Der Rest gehört zum Schattenbahnhof, der Unterwelt im Modellbahn-Kosmos.

Während Bernd Zander wie ein Museumsführer (das ist er ehrenamtlich auf der Kokerei Hansa in Dortmund tatsächlich) die Modellwelt erklärt, lässt Kassierer Ralph Hoffmann die Züge kreisen. Nicht einfach nur einmal um den Pudding und zurück, sondern nach einem exakt ausgetüftelten System, das mal einen Schienenbus, dann einen Güterzug und zum Schluss den ICE über die Schienen schickt. Der moderne Silberling wirkt etwas deplatziert in einer Welt, in der alte MAN-Laster, Enten und VW-Bullis die Szenerie bestimmen. „Wir zeigen eine Epoche von 1960 bis 1980“, sagt Zander und gibt zu, dass der ICE etwas aus der Zeit fällt. „Aber wenn wir hier Kinder haben, müssen die auch etwas sehen, das sie kennen“, begründet er die Zeitreise auf den Schienen. Außerdem seien auf der Clubanlage die Züge der Mitglieder unterwegs. „Und die haben zu Hause zum Teil auch Anlagen in einer zeitgemäßen Optik.“

Zurück in die Vergangenheit will dagegen Herbert Zwehr. Er ist an diesem Abend ins Stellwerk gekommen, um seinem Traum ein Stückchen näher zu kommen. Der künftige Rentner will seine alte Eisenbahnanlage entstauben und wieder – möglichst originalgetreu – aufbauen. „Ich war Fünf, als ich die Bahn geschenkt bekommen habe“, sagt der Herdecker. Anfang der 1970er Jahre kamen Loks und Schienen in die Kiste. Die hat Herbert Zwehr nun wieder aus dem Keller geholt und will sie mit Hilfe der Experten vom Modell-Eisenbahn-Club in Betrieb nehmen.

Gerade einmal 16 Mitglieder hat der Club, zwei Drittel davon sind aktiv. „Aber wir haben viele Gäste, die zu unseren Clubabenden am Freitag kommen“, sagt Bernd Zander. Die Männer (Frauen sind Bei den Modelleisenbahnern kaum zu finden) fachsimpeln dann nicht nur über Eisenbahnen – kleine wie große –, sondern die Gäste dürfen auch selbst in die Eisenbahnwelt eintauchen und die Züge fahren lassen. „Eintauchen“ ist dabei wörtlich zu nehmen, denn wer ins Allerheiligste der Modellbauer möchte, muss beweglich sein. Durch einen Kriechtunnel mit gerade einmal einem Meter Höhe geht es in die Mitte der Modellwelt, dort, wo am Schaltpult die vier Fahrkreise gesteuert werden. „Einen davon wollen wir bald auf digitale Technik umrüsten“, sagt Bernd Zander und beantwortet damit auch die Frage, ob denn nicht irgendwann eine Modellwelt fertig und damit langweilig sei. „Wir sind nie fertig, weil sich auch ständig etwas ändert.“ Nicht nur technisch, sondern auch optisch. Der Abrissbagger wirkt nicht allein in der Wirklichkeit hinter dem Hagener Bahnhof, sondern auch im Maßstab 1:87.

Das ehemalige Stellwerk sollte eigentlich abgerissen werden. Der MEC war da schon Mieter und hätte sein stilvolles Domizil verloren. Also hat der Vereinsvorsitzende, Martin Rode, das Objekt gekauft.

Modelleisenbahnbauer müssen tief in die Tasche greifen. Loks und Züge kosten zwischen 250 und mehreren Tausend Euro.

Aufbewahrt werden die Sammlerstücke darum nicht im Clubhaus, sondern die Besitzer bringen sie zu den Clubabenden mit.

Der Jubiläumsfahrtag am Samstag, 24. Oktober, geht von 10 bis 18 Uhr. Dann sind alle Interessierten eingeladen, bei Kaffee und Kuchen einen Blick auf die kleine Welt des MEC zu werfen.

Parkmöglichkeiten gibt es am Bahnhof, zum Stellwerk geht es über die Mühlsteinkuhle zu Fuß.

Mehr Infos zum Verein gibt es unter www.mec-herdecke.de.