Wetter/Herdecke. Jetzt ist das vorbei. John Fiolka vom Chorverband Hagen/Ennepe-Ruhr über das Aus für das große Gesangsfestival, das in Wetter und Herdecke begeistert hat.

Eigentlich wäre 2016 wieder ein Jahr für den „Day of Song“ gewesen. Nun hat die Ruhr Tourismus GmbH das Aus für Deutschlands größtes Chorfestival verkündet. Im September letzten Jahres wurden zum „Day of Song“ in Herdecke zentral und gleich an mehreren Stellen in Wetter die Stimmen erhoben. Wie groß ist der Verlust, wollte die Redaktion von John Fiolka aus Wetter wissen. Er ist Vorsitzender des Chorverbandes Hagen/Ennepe-Ruhr.


Wie ist Ihre Bilanz für den „Day of Song 2014“ ausgefallen?
John Fiolka: In Wetter positiv! Hier gab es zum „Day of Song 2014“ zwei Mitsingangebote. Zum einen auf dem Bahnhofsvorplatz, mit vielen Wetteraner Chören und der Einbindung des Publikums, und zum anderen auf dem Marktplatz in Volmar­stein, wo mit Schulkindern gesungen wurde.

Welche Rolle hat der Termin so kurz nach den Sommerferien fürs Mitmachen beim letzten „Day of Song“ gespielt?

Der Termin war uns lange genug im voraus bekannt, so dass die Chöre ihr Mitwirken und der Verband die organisatorischen Vorbereitungen planen konnten. Da beim „Day of Song“ die Anregung zum Mitsingen im Vordergrund steht, wurde keine gesonderte, schwierige Literatur ausgewählt, sondern „Oldies“ und bekannte Lieder. Da zum Teil auch in den Ferien geprobt wird, gab es kaum Probleme mit dem gesetzten Termin.

Kommt das Aus für Sie überraschend?

Ja, da für mich nicht die Event-Wirkung einer schwerlich zu wiederholenden Großveranstaltung „Singen auf Schalke mit Bobby Mc Ferrin und 50 000 Menschen“ oder der Herbert-Grönemeyer-Song „Komm zur Ruhr“ im Kulturhauptstadtjahr im Vordergrund steht, sondern das gemeinsame Singen im Ruhrgebiet, an den vielfältigsten Auftrittsorten, wie auch überall zeitgleich um 12 Uhr: „Der Steiger kommt“. Aber die Geldgeber sehen am „Day of Song“ primär den medienwirksamen Blick auf das „strukturveränderte“ Ruhrgebiet; für sie muss es daher schon ein „Event“ oder „Highlight“ anstelle von Erfolg „in der Fläche“ sein.

Was sagen Sie zu den Gründen, nachlassende Teilnehmerzahlen und wenig Magnetwirkung auf Menschen von außerhalb des Reviers?

„Touristen“ brauchen „Highlights“, wie sie auch im Ruhrgebiet ansonsten in großem und vielfältigem Umfang angeboten werden. Die Besucher reisen nur zu „Mega-Events“ ins Ruhrgebiet, dezentrale „Day of Song“ -Veranstaltungen sind so gesehen nicht „in“!

Wie ist aktuell die Situation in den Chören? Es soll Anzeichen für einleichtes Wiedererstarken geben...

Wir haben im „Chorverband Hagen-Ennepe-Ruhr“ 65 Chöre. Rückgängig sind traditionelle Männerchöre und Werkschöre. Probleme gibt es bei Kinderchören, da sich die Kinder oft zwischen Sport und Singen entscheiden müssen.. Neu dazu kommen „Projektchöre“, das heißt zeitlich befristet erarbeitet man ein gemeinsames Konzert oder auch nur einen gemeinsamen Auftritt.

Wird es ohne „Day of Song“ schwerer, neue Stimmen in die Traditionschöre zu bringen oder die neue Lust am Singen zu kanalisieren?

Ja, ohne Zweifel. Bei den vielen „kleinen“ Veranstaltungen konnten die Leute ihre latent vorhandene Freude am Singen ausleben. Man lernte dabei die unterschiedlichen Chöre kennen und konnte sich besser überlegen, wo man eventuell mitsingen könnte. Zumal die Chöre deutlich machen konnten, dass heute neben klassischer und traditioneller Literatur auch „moderne, ja hippe“ Stücke - aus vielen Ländern, Kulturen und in vielen Sprachen- gesungen werden.